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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht viel mehr als grauer Dunst, vermischt mit der weißen Asche des Feuerbergs. Vor dem Tor riefen die hellen Stimmen der Anwärter die Götter an und Blitzschläge fuhren die Rampe hinab in die dicht gedrängte Menge und töteten Männer und Pferde. Der Geruch von verbranntem Fleisch wehte herüber. Scharenweise wandten sich Hakul zur Flucht.
    »Sie schaffen es!«, rief Ore Praane begeistert, während Awin
voller Grauen auf das Blutbad blickte, das die Kariwa unter den Reitern anrichteten. Er hörte Yamane Befehle brüllen, und plötzlich stieg aus den hinteren Reihen eine schwarze Wolke von Pfeilen auf.
    »Was soll das?«, rief Tuge verwundert, beinahe verärgert. »Die sind doch niemals in Reichweite!«
    Die Pfeile stiegen weiter und weiter, und plötzlich schien Wind aufzukommen; er packte die Geschosse und trug sie nach vorne, viel weiter, als es ein Bogenschütze vermocht hätte. »Nyet«, flüsterte Awin heiser.
    »Deckung!«, brüllte Tuge und zerrte Awin hinter den nächsten Findling. Dann ging der Hagel der Pfeile über ihnen nieder. Mahuk lag noch schutzlos dort draußen im Gras. Awin war drauf und dran, noch einmal aufzuspringen, doch der Bogner hielt ihn eisern fest. Nyet trug die meisten Pfeile über sie hinweg und schleuderte sie auf den Ring der Krieger und Anwärter, die Ragin vor dem Siegel aufgestellt hatte. Schrille Schreie zeigten, dass sie viele Ziele gefunden hatten. Für einen Augenblick hörte der Hagel auf. Awin sprang los und Tuge half ihm, Mahuk in Deckung zu ziehen. Eine zweite Wolke sauste heran, sie ging noch weiter und höher, und Awin sah Männer, die von der Mauer in die Tiefe stürzten. Blitze zuckten als Antwort zurück. Awin hielt den Kopf unten, denn schon rauschte die dritte Welle tödlicher Geschosse heran. Es klirrte hell, wo die Pfeile an die Mauer oder das Tor prallten, aber durchdringende Schreie zeigten auch, dass sie wieder viele Männer und Anwärter trafen.
    »Das sind doch fast noch Kinder«, rief Tuge mit zusammengepressten Zähnen. Awin wagte sich ein Stück aus der Deckung. Das Siegel strahlte immer noch hell, wenn es auch nicht mehr so gleißte wie zuvor. Es loderte über einer Schar toter und verwundeter Krieger und Anwärter. Nur, wer einen Schild hatte,
hatte Schutz gefunden. Awin sah Merege, die einen jungen Anwärter mit unter ihren mit Pfeilen gespickten Schild gezogen hatte. Der Beschuss hörte ganz auf, Hörner erklangen, und dann verriet das Donnern vieler Hufe, dass der Angriff begonnen hatte. Awin stöhnte. Fast hätte er es geschafft, aber Ragin hatte alles verdorben.
    Vorsichtig spähte er über die Felsen. Ein dichter Pulk von Reitern schoss unter Dunst und Ascheregen hervor und stürmte die Rampe hinauf. »Sie schicken nur einen Teil«, rief er.
    Tuge wagte einen Blick. »Zwei Hundertscharen oder drei, mehr wären sich doch hier nur selbst im Weg«, knurrte er grimmig.
    Sie zogen die Köpfe rasch ein, denn die Krieger hatten sie gesehen, und Pfeile zischten über die Steine. Wieder zuckten Blitze in die Reihen der Angreifer, und auch von der Mauer gerieten die Hakul unter Beschuss. Awin spähte wieder über die Steine. Pferde stürzten und Reiter fielen, aber die anderen stürmten weiter heran. Es gab viele Reiter ohne Kriegsmasken, die sich Gesichter und Leiber rot angemalt hatten. Sie schienen einen Reiter in ihrer Mitte zu schützen. Awin blickte noch einmal hin. »Eri!«, rief er. »Dort reitet Eri!« Es gab keinen Zweifel. Ohne Kriegsmaske, die langen Haare im Wind und eine Axt in der Faust, stürmte Tiudhan Eri auf das Skroltor los.
    Tuge sandte gedankenschnell einen Pfeil in die Menge, und dann fingen auch Mabak und Limdin an, ihre Pfeile in die Reihen der Angreifer zu verschießen. Sie trafen, doch sie trafen nicht Eri. Schon waren die Reiter fast an ihnen vorüber, als jemand einen lauten Befehl brüllte. Eine Schar Hakul schwenkte in vollem Galopp zur Seite. Es war unschwer zu erraten, wem ihr Angriff nun gelten sollte.
    »Nun schieß doch, Awin!«, schrie Wela.

    Awin riss sich zusammen und sandte seine Pfeile aus. Er sah Männer fallen, aber die hatte nicht er getroffen. Er zielte auf einen wahren Hünen von einem Hakul. Seine Hand war plötzlich ganz ruhig. Der Pfeil flog. Im letzten Augenblick hob der Reiter seinen Schild und fing das Geschoss ab. Dann waren die Angreifer an den Findlingen vorüber und rissen ihre Pferde hart herum. Pfeile und Steine kamen vom Mauerkranz geflogen, und das Pferd des Hünen stöhnte getroffen auf und

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