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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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stürzte. Der Krieger verschwand in einer Wolke weißer Asche. Ein zweiter Reiter griff mit gesenktem Speer Tuge an, und erst im letzten Augenblick konnte der Bogner ausweichen. Der Krieger war zu schnell und brachte sein Pferd nicht vor den Felsen zum Stehen. Es strauchelte, und ein Pfeil Limdins holte den Hakul aus dem Sattel. Die Gefährten zogen sich tiefer zwischen die Felsen zurück.
    »Zu Fuß«, brüllte der Yaman der Angreifer. Sie sprangen ab. Der Hüne - es war der größte Hakul, den Awin je gesehen hatte - war wieder auf den Beinen. Er schwang eine riesige Axt und drang auf Wela ein. Die Schmiedin wich aus. Schwerter klirrten, und Awin sah Mabak, der Wela helfen wollte, aber ein Feind verstellte ihm den Weg. Donner und Blitz kamen vom Tor. Merege! , durchzuckte es ihn. Aber jetzt konnte er ihr nicht helfen, denn ein Krieger griff ihn laut brüllend an. Awin ließ den Bogen sinken, nahm seinen Speer und ging zum Gegenangriff über. Der Krieger wich aus, Awin stieß ins Leere und sprang vor einem Schwerthieb zurück. Er stolperte. Der Krieger sah Awins Schwäche und griff ihn an, das Sichelschwert in der Faust, mit Siegesgeheul auf den Lippen. Awin stürzte, aber schaffte es, noch im Fallen irgendwie zuzustoßen. Die eiserne Speerspitze glitt über den Schildrand seines Gegners und fuhr ihm in den Leib. Beinahe lautlos kippte er zur Seite und riss Awin dabei den Speer aus
den Händen. »Vorsicht«, rief Mabak. Awin kam auf die Füße und wich dem Axthieb des nächsten Angreifers aus. Er griff nach seinem Schwert, aber da kam Mabak schon herangestürmt und rannte den Angreifer mit einem Schildstoß über den Haufen. Pfeile flogen von irgendwo heran. Einer streifte Awin leicht an der Wange, ein anderer traf Mabak unter dem rechten Schulterblatt. Der Krieger stöhnte und ließ seine Waffe fallen. Sein Feind stieß einen Siegesschrei aus, der aber jäh abbrach, weil Tuge plötzlich vor ihm auftauchte und ihn mit dem Schwert niederstreckte.
    Awin hob seinen Bogen auf. Er wusste, er war kein guter Schütze. Wela stand immer noch diesem Hünen gegenüber, der lachend seine gewaltige Axt kreisen ließ. Praane war in ihrer Nähe, aber er konnte ihr nicht helfen, denn er kämpfte mit gleich zwei Hakul. Awin legte einen Pfeil auf die Sehne. Aus dem Augenwinkel sah er einen Reiter heranstürmen. Er schoss auf den Hünen und wich gleichzeitig aus. Er spürte einen schmerzhaften Stich in der Seite und ging zu Boden. Sein Bogen zerbrach. Das Ross schoss an ihm vorbei und rannte Tuge über den Haufen. Der Reiter wendete. Awin sah, dass er den Hünen am Oberschenkel getroffen hatte, dann sprang er, ächzend vor Schmerz, auf die Felsen, denn niederreiten lassen wollte er sich nicht.
    Das Skroltor! Pferde irrten dort umher, viele verwundet und mit markerschütterndem Wiehern, und viele Männer lagen dort tot in der Asche. Awin sah Merege, die ihren Schild verloren hatte und sich nun gegen gleich drei Angreifer zur Wehr setzen musste. Ihre Augen leuchteten weiß, sie streckte ihren Arm aus und flüsterte etwas, das Awin nicht hören konnte. Einer der Männer sackte stöhnend zu Boden, dann warf ein Blitz die anderen beiden zurück. Für einen Augenblick war Awin geblendet. Dann sah er Eri. Der Tiudhan war von seinem
Ross gesprungen und kletterte über einen Hügel von Gefallenen zum Siegel. Er lachte, als er seine Axt hob.
    »Nein!«, schrie Awin. Er hatte keinen Bogen, keinen Speer, keine Waffe, mit der er das Verhängnis noch hätte verhindern können. Merege hörte ihn schreien und wirbelte herum. Aber es war zu spät. Eris Axt sauste auf das nur noch matt schimmernde Siegel nieder. Funken sprühten. Es donnerte. Edhils Siegel zersprang in einem Feuerball, der den Tiudhan einhüllte und sein Gewand erfasste. Eri begann zu schreien, sein markerschütterndes Brüllen gellte Awin schrill in den Ohren, und dann verbrannte das Siegel Eri, den Tiudhan der Hakul, in einer einzigen, jähen Stichflamme.
    Es donnerte wieder, anders als das Donnern der Blitze, die die Kariwa geschleudert hatten, anders als der ferne Donner Kramars: Es begann als tiefes Grollen, das sich steigerte und steigerte, bis der Boden und die Berge erzitterten. Der große Stein, auf dem Awin stand, schwankte. Das Grollen schwoll weiter an, und mit lautem, ohrenbetäubendem Krachen sprangen die gewaltigen Torflügel auf. Sie schoben die Kämpfenden, die Verwundeten und die Toten einfach zur Seite, öffneten sich weiter und weiter, und Awin starrte in den

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