Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
es, vielleicht auch nicht«, sagte sie schließlich gleichmütig.
    »Aber du hast die Diener Slahans bezwungen. Wurden sie nicht vernichtet, wie ihre Herrin?«, fragte die Fürstrichterin ungehalten.
    Merege sah die Prawani nachdenklich an. »Slahan ist nicht vernichtet, sondern verbannt.«
    »Was heißt das?«, herrschte Kalya die Kariwa an, als sie wieder in Schweigen verfiel.
    Merege ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Uo schleppte die Göttin fort. Wohin? Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Vielleicht verstieß er sie für alle Zeit ins große Nichts, das unsere Welt umgibt. Vielleicht hatte er aber auch Mitleid
mit ihr und verbannte sie nur in das Land der Daimonen, in dem all die unglücklichen Geschöpfe aus Edhils Albträumen auf das Ende der Welt warten.«
    Die Fürstrichterin warf ihrer Priesterin einen fragenden Blick zu. Die Brami war blass geworden. »Einige unserer ältesten Schriften berichten von diesem Land. Es heißt, es liegt hinter Bergen aus Eis und Feuer, weit im Norden. Edhil schuf es für die Unholde und Daimonen, für die in der Welt kein Platz mehr war, als die Zeit der Menschen anbrach. Kein Sterblicher hat es je betreten.«
    »Es liegt jenseits des Skroltores, zwischen Bergen aus Feuer und Eis, wie du sagtest, Brami«, erklärte Merege. »Mein Volk bewacht dieses Tor seit vielen Menschenaltern, wusstet ihr das nicht?«
    Die Fürstrichterin saß steif auf ihrem schwarzen Stuhl. »Wir haben zusammen mit den Hakul gekämpft, weil dieser Seher uns erzählte, dass es das Ende der Welt bedeuten würde, wenn Slahan ihr Ziel erreichen und das Skroltor öffnen würde. Ich hielt diese Arbeit für getan. Ich wusste auch nicht, dass du im Schatten dieses Tores geboren wurdest. Wir haben die Hakul gefragt, woher deine Zauberkräfte stammen, als du in deiner Kammer lagst und den Schlaf der Toten schliefst, doch sagten sie nicht viel über dich und dein Volk. Sie sind Geheimniskrämer und geben nicht viel von ihrem Wissen preis.«
    »Da sind sie nicht die Einzigen, scheint mir«, murmelte Awin, der an die Kundschafter dachte, die für die Viramatai durch das Staubland streiften.
    Die Brami hob vermittelnd die Hand. »Bitte, es gibt keinen Grund für Streitigkeiten. Ist es denn nicht erstaunlich, dass Hakul und Sonnentöchter innerhalb dieser Mauern in Frieden leben? Daraus kann viel Gutes erwachsen, wenn ihr sorgsam damit umgeht.«

    »Ich danke der ehrwürdigen Priesterin für ihre klugen Worte, aber vielleicht sollte sie sich besser um die Opfer für Edhil kümmern. Sein Beistand ist zuverlässiger als der der Hakul«, rief Kalya mit schneidender Schärfe.
    Awin war erstaunt über die Dünnhäutigkeit der Fürstrichterin. Jetzt sollte er den Grund erfahren: »Ich habe der Ersten Sonnentochter berichtet, dass diese Windskrole mit der Göttin vernichtet seien. Wie soll ich der Paeni das nun erklären?«
    »Isparra war an der Schlacht um die Festung nicht beteiligt«, sagte Awin vorsichtig.
    Mit einer Handbewegung wischte die Prawani den Einwand beiseite. »Ich verkündete einen vollständigen Sieg, die Vernichtung der Gefallenen Göttin und ihrer Diener. Die Erste Sonnentochter versicherte mir ihre ewige Dankbarkeit, und es war nur noch eine Frage der Zeit, dass sie mich an ihren Hof nach Dama beruft. Und nun? Nun steht eine dieser angeblich vernichteten Dienerinnen vor dem Tor. Die Paeni wird nicht sehr glücklich darüber sein.«
    »Vielleicht solltest du mit deiner Erklärung warten, bis wir mit Isparra gesprochen haben, ehrwürdige Kalya«, schlug Awin vor, worauf die Fürstrichterin mit einem verächtlichen Schnauben antwortete.
    Eine Kriegerin betrat die Kammer. »Es ist eine Fremde vor dem Tor, ehrwürdige Prawani«, meldete sie.
    Die Fürstrichterin runzelte die Stirn. »So schnell? Was will sie?«
    »Das sagt sie nicht. Wir haben sie angerufen, aber sie antwortet nicht. Sollen die Bogenschützinnen sich ihrer annehmen, Ehrwürdige?«
    Kalya sprang auf und schüttelte den Kopf. »Nein, ich will mir dieses Wesen erst ansehen, aber macht euch bereit zum Kampf.«
    »Ich glaube nicht, dass sie auf Kampf aus ist, ehrwürdige
Prawani«, sagte Awin. »Sonst hätte sie uns nicht von ihrem Kommen unterrichtet.«
    »Du glaubst? Das ist nicht viel für einen Seher. Ruft alle Kriegerinnen und die Ussar zu den Waffen! Vielleicht müssen wir sie heute noch gegen eine Unsterbliche erheben.«
    Hörner schallten über die Festung, und bald darauf hörte man die Viramatai und Ussar, die sich rüsteten

Weitere Kostenlose Bücher