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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Und sie sind zu schlecht bewaffnet, um sich mit einem Sger Hakul anzulegen.«
    »Diese Nacht ist jedoch bald vorbei«, wandte Praane nachdenklich ein. »Ihr müsstet schon ein wenig länger hierbleiben,
um sie zum Einlenken zu bewegen«, fügte er hinzu. Aus dem Wald drangen immer noch die bedrohlichen Rufe der Belagerer, begleitet von langsamem, schwerem Stampfen. Es klang, als würden Riesen durch die Nacht heranschreiten.
    Jeswin schüttelte den Kopf über Praanes Ansinnen. Awin überlegte; sie würden Zeit verlieren, Zeit, die sie nicht hatten. Aber der Wald war groß. Wenn sie einen Weg hindurchfinden wollten, wäre ein Führer reines Eisen wert. Er sagte daher: »Unsere Pferde werden gerne hier rasten - wenn sie wissen, dass sie hinterher sicher und schnell durch diesen Wald geführt werden.«
    Praane verstand ihn. »Die Frage ist«, erwiderte der Ore, »wohin eure Pferde wollen, denn es gibt Wege, die kein Akradhai gehen wird, Wege in Gebiete, die nur die Unsichtbaren betreten. Für andere Pfade würde sich jedoch unter Umständen ein kundiger Führer finden lassen. Wo also liegt euer Ziel?«
    »Wir wollen so schnell wie möglich über den Fluss, und dann weiter nach Norden«, sagte Awin schlicht.
    Er spürte, dass der Ore sofort wieder misstrauisch wurde. »Ich dachte, ihr gehört nicht zum Heer der Hakul?«
    »So ist es auch«, erwiderte Awin knapp.
    »Und doch wollt ihr ihm folgen?«, fragte Praane nach.
    »Nein, wir wollen ins Schneeland. Wenn du einen Weg weißt, der uns schneller dorthin bringt als jener, der durch das Bernsteinland führt, werden wir ihn gerne nehmen.«
    Praane schüttelte den Kopf, und Nokke raunte ihm zu: »Führen? Die Hakul? Ich weiß, du hegst einen Groll gegen das Kornland, aber du kannst doch den Feind nicht über den Fluss bringen.«
    Praane zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das richtig sehe, ist der Feind schon längst auf der anderen Seite, und das
in großer Zahl. Du kannst doch bis hierher riechen, dass Borre brennt. Es wird also stimmen, was die Grünländer uns erzählten, die Brücke ist genommen, die Stadt zerstört. Ist es nicht so, Hakul?«
    Awin nickte. »Das Heer hat den Fluss überschritten und die Stadt hat schwer gelitten. Aber unsere Brüder haben sie nicht besetzt, sondern sind weitergezogen.«
    Mit gerunzelter Stirn fragte Praane: »Und ihr wollt euch ihnen anschließen?«
    »Nein, aber das sagte ich bereits.«
    »Willst du mir nicht verraten, was das alles zu bedeuten hat, Yaman? Ein Heer, das eine Brücke nicht sichert, Hakul, die nicht mit Hakul reiten wollen, aber eine Kariwa geleiten …«
    »Vielleicht später, Ore Praane, wenn wir unterwegs sind«, erklärte Awin mit einem Lächeln.
    »Gut. Einer von uns wird euch durch den Wald bringen, aber nur, wenn es euch gelingt, mit den Grünländern ein Übereinkommen zu erzielen.«
    »So sei es«, rief Awin, und mit einem Händedruck wurde der Pakt besiegelt. Sobald der Tag anbrach, würde man versuchen, mit den Grünländern zu verhandeln.
     
    Den Rest der Nacht klangen die unheimlichen Geräusche der Belagerer durch den Wald. Awin war dennoch müde genug, um zwei oder drei Stunden zu schlafen. Im Morgengrauen wurde er geweckt.
    »Es tut sich etwas da draußen, Yaman«, flüsterte Tuge, der ihn aus seinem traumlosen Schlaf riss.
    Awin setzte sich auf. »Ein Angriff?«, fragte er gähnend.
    »Praane meint, ja, denn der Lärm hat aufgehört.«
    »Weck die anderen!«
    Awin trat aus der Pforte. Es war wirklich verdächtig still im
Wald. Selbst die hölzernen Gestelle, die die Akradhai in die Bäume gehängt hatten, waren verstummt. Die Verteidiger des Hofes kauerten hinter der Brustwehr und auf den Dächern, die meisten Hakul hielten sich jedoch noch im Schutz der Gebäude auf. Plötzlich prallte etwas dicht neben Awin dumpf gegen die Hauswand. Es war ein faustgroßer Stein. Ihm folgte ein zweiter, dann prasselte ein ganzer Hagel von Steinen auf die Dächer und in den Hof.
    »Gebt Acht!«, rief Praane. »Sie haben Steinschleudern.«
    Wieder prasselte es im Stroh. Jemand fluchte. Offenbar war einer der Verteidiger getroffen worden. Awin trat ins Haus zurück. Tuge war bei ihm. »Fünf von dort, drei von der anderen Seite, vielleicht zwei oder drei dort drüben«, meinte der Bogner und wies mit dem Kinn jeweils in die Richtung, in der er die Schleuderer vermutete.
    »Sie können nicht sehr tief im Wald sein«, ergänzte Mabak, der hinzugetreten war.
    »Wir sollten hinausgehen und ihnen den Garaus machen«, meinte

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