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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aussuchen. Ich werde mindestens drei Dienstgrade überspringen.
Granfell ist nicht bei Verstand! Ich sehe es seinem Gesicht an. Er war schon immer ein bisschen verrückt. Er wird mich noch umbringen mit seinem Ehrgeiz! Er will nur den Kommandanten beeindrucken, aber ich muss sehen, wo ich bleibe.
Ein Attentat auf Mikhail Hastur ist vollkommener Blödsinn.
Er wird mir allerdings nicht glauben, deshalb tue ich vorläufig lieber so, als wäre ich mit von der Partie.
Domenic war völlig perplex von dem soeben Gehörten, und so begriff er erst nach einer Weile, dass er die Gedanken der beiden Männer in der Lederkluft hörte. Sein Herz pochte jetzt heftig vor Angst und Aufgeregtheit, und er kam sich vor wie angewurzelt.
„Red lieber mit dem Kommandanten, Granfell. und kommt nicht mehr in diesen Klamotten hierher. Ihr fallt auf wie die Jungfrau bei einer Orgie.“ Das war wieder der Kutscher, der noch immer seine Angst bezähmte. Domenic nahm ein Verlangen nach Wein in den Oberflächengedanken des Mannes wahr – nach einer beträchtlichen Menge Wein. „Du alter Jammerlappen … du glaubst doch nicht etwa, dass ich in den Fetzen von diesen Barbaren hier herumlaufe.“ „Wie du meinst. Es ist dein Hals.“ Nach diesen Worten fand Domenic, dass er genug gehört hatte, und schlich leise davon. Er mischte sich wieder unter die Zuschauer und versuchte möglichst unauffällig auszusehen. Bald merkte er, dass es ihm geglückt war, denn niemand achtete auch nur im Geringsten auf ihn. Der Jongleur war inzwischen fertig, an seiner Stelle erzählte ein knochendürrer Mann eine lange Geschichte. Das Publikum wirkte nicht sonderlich interessiert, aber noch war es nicht so weit, dass es Buhrufe gegeben hätte. Domenic bemerkte das alles kaum, er dachte fieberhaft nach.
Was sollte er nun tun? Ein Teil von ihm wollte zurück zur Burg laufen und jemandem erzählen, was er gerade gehört hatte. Aber wie sollte er erklären, dass er hier gewesen war?
Und würde man ihn überhaupt ernst nehmen? Wahrscheinlich würden sie denken, er habe die ganze Geschichte erfunden, um einer Bestrafung für sein Abenteuer zu entgehen.
Wer würde ihm glauben? Seine Mutter vielleicht, nachdem ihr Zorn verraucht war. Der Junge schauderte beim Gedanken daran. Danilo Syrtis-Ardais würde ebenfalls wissen, dass er nicht spaßte. Anders als sein kleiner Bruder hatte er noch nie gelogen. Aber was konnten sie tun? Sein Vater? Sicher, Mikhail hatte ihm erst am Vorabend versichert, dass er stets bereit sei, seinem Ältesten zuzuhören, aber irgendwie hatte Domenic das Gefühl, er könne nicht einfach in Mikhails Arbeitszimmer spazieren und verkünden, dass es ein Mordkomplott gegen ihn gab. Die Worte würden ihm im Hals stecken bleiben. Er fürchtete sich, seinen Vater ausgerechnet jetzt aus der Fassung zu bringen. Auf Burg Comyn standen die Dinge nicht zum Besten, und der Junge wollte nicht zur Verschlimmerung der gespannten Lage beitragen. Sobald alle Oberhäupter der Domänen eingetroffen waren, würde eine Ratssitzung stattfinden, die seinen Vater als Regis’ Nachfolger bestätigte, und danach würde sich die allgemeine Nervosität legen.
Man musste kein Ridenow sein, um zu merken, dass diese Sitzung, die laut und erbittert zu werden versprach, seinen Eltern schwer im Magen lag.
Dennoch musste er etwas tun, und zwar rasch. Domenic drehte sich um und wollte losgehen, doch dann hielt er inne.
Er dachte wie ein verängstigtes Kind. Bevor er irgendetwas tat, musste er sich selbst in den Griff bekommen. Ruhig, Domenic, und immer langsam – heute Nacht passiert noch nichts. Nachdem er eine Minute lang fieberhaft in verschiedene Richtungen gleichzeitig gedacht hatte, begann er zunächst seine Gefühle von allem anderen zu trennen. Niemand außer ihm wusste, wie Vancof aussah. Und die beiden anderen. Er blickte sich nach den Männern in der Lederkluft um, aber sie schienen verschwunden zu sein. Nein, dort waren sie, auf dem Weg zum Stadttor – und er hatte nicht einmal den geringsten Blick auf ihre Gesichter erhascht! Ein schöner Spion war er.
Würde er sie wieder erkennen, an ihren Hinterköpfen, ihrer Haltung und ihrem Gang? Einen Moment lang war er hin- und hergerissen – sollte er sie zurück in die Stadt verfolgen und dann in die Burg gehen, oder sollte er bleiben, wo er war?
Schließlich entschied er, dass er die beiden durchaus wieder erkennen würde und dass es wahrscheinlich am besten war, er blieb noch eine Weile hier. Sein erhofftes Abenteuer

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