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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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campierten.
Wahrscheinlich wollten sie die Kosten für einen Mietstall sparen. Es gab anscheinend so vieles, was er nicht wusste, und er ärgerte sich sehr darüber. Schöne Erziehung, die er genossen hatte!
Bei einem der Wagen war eine Seitenwand heruntergelassen, und auf der Plattform stand ein Jongleur, der furchtlos kleine brennende Fackeln in die Luft warf. Er ließ vier von den Dingern fliegen und sagte gleichzeitig etwas auf. Domenic näherte sich fasziniert diesem Schauspiel. Das rothaarige Mädchen war nirgendwo zu sehen und die Seitenwand des Puppenwagens war hochgezogen und geschlossen. Vielleicht hatten sie bereits gespielt, und er hatte es verpasst.
Er mischte sich unter die Zuschauer und lauschte den höhnischen Bemerkungen des Jongleurs und den Pfiffen und Rufen des Publikums. Über allem hing der Geruch von billigem Bier und ungewaschener Kleidung. Es war ein derber Menschenhaufen, Männer sowohl als Frauen und sogar ein paar Kinder, die vor Staunen große Augen machten. Aber es war keine aufsässige Menge – die Leute amüsierten sich einfach an einem recht milden Abend. In wenigen Wochen würde es zu kalt für diese Art Unterhaltung sein, und alle nutzten das schöne Wetter und die Gelegenheit zu ein wenig harmlosem Spaß.
Die beiden Männer in der terranischen Lederkluft blieben mehrere Minuten in der Menge stehen, mit dem Rücken zu Domenic. Sie waren kräftig, breitschultrig und muskulös. Einer hatte dunkelbraunes Haar, und der andere war blond, aber davon abgesehen unterschieden sie sich nur wenig. Gelangweilt verfolgten sie die Vorstellung, als würden sie auf etwas oder jemanden warten.
Als Domenic schon beinahe dachte, sie wollten eine der Akrobatinnen oder Tänzerinnen in den knappen Kostümen sehen, über die sich manche Leute in Arilinn empört hatten, machte einer der Männer seinem Partner durch Kopfnicken ein Zeichen. Sie schlichen still davon und verschwanden zwischen zwei abgestellten Wagen. Dabei sahen sie nicht aus, als würden sie die Gesellschaft von Frauen suchen, und soweit Domenic wusste, bot das Fahrende Volk solche Dienste auch nicht an. Bei seiner bodenlosen Unkenntnis des Lebens jenseits der Burgmauern schien natürlich so gut wie alles möglich. Aber wenn sie nur eine Wärmflasche brauchten, hätten sie in den Schenken der Handelsstadt leichter jemanden aufgegabelt.
Für einen kurzen Moment zögerte er, dann konnte er nicht widerstehen. Er musste herausfinden, was die beiden vorhatten. Unbemerkt schlich er durch die Menge und ging zu der Lücke zwischen den beiden Wagen. Dort lehnte er sich gegen eines der Fahrzeuge und beugte sich vor, als müsste er die Schnürsenkel seiner Stiefel neu binden. Der Mantel fiel um ihn herum und verhüllte seine Bewegungen. Zu seiner Erleichterung schien ihm niemand auch nur die geringste Beachtung zu schenken. In Domenics Ohren rauschte das Blut, und zunächst hörte er nichts als die Geräusche seines Körpers. Warum spionierte er diesen Männern nach? Weil sie nicht dorthin gehörten, wo sie im Augenblick waren, und auch weil er, wie er sich widerwillig eingestand, äußerst neugierig darauf war, was sie hierher geführt hatte. Er vernahm ein Flüstern in terranischer Sprache, gedämpft und vorsichtig. Domenic hatte die Sprache zwar von seiner Mutter und seinem Großvater gelernt, aber zuerst fiel es ihm ein wenig schwer, den Worten zu folgen. Er beugte sich in Richtung des schmalen Durchgangs zwischen den Wagen und lauschte angestrengt. Schließlich konnte er drei männliche Stimmen unterscheiden, die nun nicht mehr flüsterten, sondern nur leise sprachen.
„Du hast seit sechs Tagen keine Nachricht geschickt.“ Die Stimme klang barsch und leicht verärgert.
„Wenn ich einen Kurzstrahler hätte, wäre es leichter“, jammerte eine andere Stimme. Domenic fragte sich, was das wohl bedeuten sollte.
„Zu riskant, das weißt du genau. Abgesehen davon funktionieren die verfluchten Dinger die halbe Zeit nicht.“
„Ich war beschäftigt. Und viel hat sich sowieso nicht getan.“ „Beschäftigt?“ Die barsche Stimme hörte sich ungläubig an.
„Den Wagen fahren und sich um die Maultiere kümmern, beschäftigt einen Mann nun mal den ganzen Tag! Ich hab ein Rad kaputtgemacht, damit ich nach Thendara hinein durfte, und es ist mir gelungen, quer durch die Stadt zu fahren, aber viel hab ich nicht rausgekriegt. Regis Hastur, der alte Schweinehund, ist tot, aber das wisst ihr ja schon.“ Jetzt erkannte Domenic die klagende Stimme: Es war der

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