Der Sohn des Verräters - 21
schwer, weiterzureden.
Belfontaine wartete so geduldig, wie er konnte, und spürte die Spannung bei seinem Untergebenen. „Und?“ „Was Sie meiner Meinung nach tun sollten, ist … diesen Trauerzug irgendwo an der Straße angreifen zu lassen.“ Die Worte kamen in einem Schwall, als wo llte Granfell sie möglichst schnell loswerden. Als Belfontaine nicht reagierte, fuhr er fort. „Ich habe Vancof angewiesen, eine geeignete Stelle für einen möglichen Hinterhalt auszukundschaften – was ihm nicht sehr gefallen hat. Aber wenn ein wesentlicher Teil der herrschenden Klasse beseitigt wäre, stünde einer Herrschaft der Föderation nichts mehr im Wege – vorausgesetzt, es gibt in einigen Wochen überhaupt noch eine Föderation. Ich muss gestehen, dass mich dieses plötzliche Schweigen sehr nervös macht. Was ist Ihrer Meinung nach da draußen los?“ Belfontaine ging schneller, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Er war misstrauisch und auf der Hut, was diesen überraschenden Vorschlag betraf. Er mochte es nicht, wenn seine Untergebenen eigene Ideen hatten, und er wusste, dass dieser Plan sehr gefährlich war. Wenn die Sache schief ging, steckte sein Kopf in der Schlinge, nicht der von Granfell.
Etwas an diesem Vorschlag ließ sämtliche Alarmglocken bei Belfontaine schrillen. Was, wenn Regis Hastur noch lebte und die ganze Sache nur ein Plan war, ihn als Stützpunktkommandant in Misskredit zu bringen? Es wäre nicht das erste Mal, dass ein ehrgeiziger Mitarbeiter versucht hätte, sich auf Kosten seines Chefs zu befördern. Er hatte Granfell schließlich nie recht über den Weg getraut. Die ganze Sache sah zu gut aus, um wahr zu sein, und Lyle hatte sehr früh im Leben gelernt, allem zu misstrauen, das er nicht selbst aus erster Hand erfahren hatte.
Dennoch musste er entscheidungsfähig bleiben, falls Hastur tatsächlich tot war. Wenn es stimmte, dann wusste er, warum man ihn nicht informiert hatte – dahinter steckte natürlich Lew Alton. Es würde dem Mann ähnlich sehen, ihn im Dunkeln tappen zu lassen. Lyle fühlte sich umgeben von Feinden und unfähigen Leuten, und er misstraute allen, selbst Emmet Grayson, dem Planetarischen Verwalter, den er größtenteils wirkungsvoll ausgeschaltet hatte. Die Neuorganisation des bürokratischen Apparats der Föderation hatte es Belfontaine leicht gemacht, Grayson von jedem tatsächlichen Einfluss auszuschließen, aber der Verwalter verfügte immer noch über ein paar treue Gefolgsleute beim Personal des Hauptquartiers. Es schien weit hergeholt, aber es konnte nicht schaden, in einer ruhigen Minute darüber nachzudenken.
„Ich kann nur spekulieren, was in der Föderation vor sich geht, Miles. Am ehesten würde ich vermuten, dass sie einfach die interstellare Kommunikation vorübergehend dichtgemacht haben. Das würde alle ehrgeizigen Admiräle und Planetarischen Verwalter daran hindern, Verschwörungen anzuzetteln oder sonst irgendwie Ärger zu machen.“ „Sie meinen also, sie haben die einzelnen Mitgliedswelten isoliert?“ „Auf jeden Fall diejenigen, die sich als unloyal erweisen könnten.“ „Aber warum sind wir dann draußen?“ „Eine gute Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Vielleicht hat sich irgendeine Gruppe der Relaisstation bemächtigt. Die Auflösung der Legislative könnte eine Krise ausgelöst haben, die wir uns nicht vorstellen können – das war meiner Ansicht nach ein unüberlegter Schritt. Zweifellos dachten Nagys expansionistische Berater, sie hätten die Lage im Griff, aber ich habe von den meisten dieser Leute noch nie sehr viel gehalten.“ „Politiker“, sagte Granfell verächtlich.
„Genau.“ Belfontaine wog seine nächsten Worte sorgfältig ab; er wollte weder zu begierig noch zu widerstrebend erscheinen. Granfells Reaktion würde ihm viel verraten. „Glauben Sie ernsthaft, man könnte diesen Trauerzug erfolgreich angreifen?“ „Ich denke, es wäre einen Versuch wert, ja.“ „Ich will keinen Versuch, Miles. Ich kann es nicht riskieren, die Politik der Föderation zu sabotieren. Es müsste so aussehen, als wäre es die Tat von Einheimischen, nicht eine Maßnahme der Föderation.“ „Ja, das ist richtig. Ich dachte, wir könnten uns bei dieser Sache unsere Aldaran-Freunde zu Nutze machen.“ Der Wind frischte auf und dämpfte die Worte.
„Was genau haben Sie vor?“ Aldaran-Freunde? Er meinte Dom Damon, der niemandes Freund war außer sein eigener.
Belfontaines ganzes Misstrauen erhärtete sich. Wozu Dom
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