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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Helmanzeige zu konzentrieren.
    Hier stimmte doch etwas nicht! Noch vor einer Minute hatte er jeden einzelnen der achtzehn Soldaten auf der Treppe lokalisieren können, indem er lediglich auf die farbigen Lichtpunkte in seinem Display schaute, und jetzt waren acht von ihnen nicht mehr da! Einfach verschwunden! Blöde Apparate!
    Die Dinger waren angeblich idiotensicher, aber natürlich streikten sie, wenn man sie am dringendsten brauchte! Verflucht sollte die Föderation dafür sein, dass sie ihm eine Ausrüstung gab, die seit Jahren völlig veraltet war! Er schüttelte den Helm mit beiden Händen – das Ding musste einen Wackelkontakt haben. Doch seine Reparaturversuc he machten die Sache keinen Deut besser.
    Ein dünner, klagender Laut ertönte über die Funkverbindung. Sekundenlang war Belfontaine wie taub, während sich der Schrei in seine Trommelfelle bohrte, bevor er gurgelnd verstummte. Dann gingen alle Leuchtanzeigen in seinem Helm auf einmal an und ließen einen Wirrwarr von Punkten vor seinen schmerzenden Augen tanzen. Ringsum hörte er Schreie, die durch die dicke Isolation seines Helms drangen.
    Noch einmal gab es einen Lichterregen, dann verloschen sämtliche Helmanze igen. Der widerliche Geruch verschmorter Kabel stieg ihm in die Nase, und er versuchte, das Ding vom Kopf zu bekommen, ohne die Schnallen zu lösen, mit denen es am Kampfanzug befestigt war. Rauch begann das Visier zu trüben, während er mit dem Mechanismus kämpfte, der seinen Helm an Ort und Stelle hielt.
    Nach einer Ewigkeit, wie ihm schien, obwohl es in Wirklichkeit nur ein paar Sekunden waren, gelang es Belfontaine trotz der Handschuhe die Schnallen zu öffnen. Er zog sich den Helm vom Kopf und schnappte nach Luft. Der kalte Wind schlug ihm ins Gesicht, aber es war zunächst ein wunderbares Gefühl. Die Mischung aus Rauch und Wind ließ seine Augen tränen und er blinzelte einige Male.
    Eine chaotische Szene spielte sich vor ihm ab. Erstaunt verfolgte er, wie die achtzehn Männer, die den Absatz zwischen den beiden Treppen erreicht hatten, schrien und an ihren Helmen und der Schutzkleidung zerrten. Er beobachtete, wie die teuren Kopfbedeckungen gegen Steine geschmettert wurden, und sah einen Mann, der sich die Finger in die eigenen Augen rammte. Mehrere andere machten kehrt und begannen, die Treppe hinab auf ihn zuzulaufen.
    „Halt!“ Sein Befehl wurde vom Wind weggetragen, ohne etwas zu bewirken. Ein Soldat stürzte an ihm vorbei, er warf im Laufen seine Waffen weg und schrie aus Leibeskräften. Die Augen des Mannes waren glasig und ausdruckslos, und aus dem offenen Mund lief ihm ein Speichelfaden. Belfontaine wollte den Mann zurückhalten, doch der stieß ihn nur weg, und er fiel mit solcher Wucht zu Boden, dass ihm die Luft wegblieb. Der Kampfanzug schützte ihn zwar, aber er spürte den Aufprall dennoch. Benommen sah er, wie die auf dem Treppenabsatz verbliebenen Soldaten herumsprangen, die Anzüge abstreiften, brüllten und sich erbrachen. Er drehte sich um und stellte fest, dass der Rest seiner kleinen Streitmacht ebenfalls verrückt geworden war.
    Er rappelte sich auf und versuchte verzweifelt, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Der Anzug fühlte sich plötzlich viel zu warm an, und in Erinnerung an den Kurzschluss in seinem Helm blickte er an sich hinab, um festzustellen, ob irgendwo verräterischer Rauch emporstieg. Es wurde immer heißer, unerträglich heiß, obwohl er keinen Defekt erkennen konnte. Raus aus dem Anzug!
    Belfontaine zog an den Verschlüssen und fühlte, wie der Anzug an ihm hinabglitt, bis er in seiner Thermounterwäsche dastand. Der frische Wind kühlte seinen überhitzten Körper rasch ab, und er bemühte sich zu begreifen, was sich hier abspielte.
    Du hast nie zu etwas getaugt, Lyle. Du warst ein Versager vom Tag deiner Geburt an! Er hörte die Worte und erkannte die Stimme, obwohl sein Verstand sich dagegen sträubte.
    Dann sah er den Sprecher vor sich stehen, seinen riesigen und übermächtigen Vater, der höhnisch auf ihn herabsah, so dass er sich noch kleiner fühlte, als er ohnehin war. Die Vision war zunächst durchsichtig, doch dann verfestigte sie sich und fing an, näher zu kommen. Instinktiv hob Lyle die Arme, um den erwarteten Schlag abzuwehren; er nahm inzwischen überhaupt nicht mehr wahr, was seine Männer ringsum trieben.
    Er kauerte vor dem Abbild seines Vaters, versuchte die Stimme wiederzufinden, etwas zu sagen, das die Gefahr abwendete. Aber seine Kehle war wie zugeschnürt vor

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