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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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obwohl er sich sehr für ihre interessierte, und er behielt immer eine gewisse Distanziertheit bei. Das faszinierte und frustrierte sie zugleich, und sie hatte gelernt, nicht mehr von ihm zu fordern, als er bereitwillig gab. Jetzt, da sie erschöpft und dadurch unbarmherzig auf sein Verhalten zurücksah, fühlte sie sich betrogen und unglaublich verloren. Doch dann tadelte sich Katherine für ihr Unglücklichsein und versuchte, das hässliche Gefühl loszulassen.
Gleich nach ihrer Hochzeit hatte Herm begonnen, ihr Casta beizubringen, und sie hatten entdeckt, dass es dem Dialekt von Renney ähnelte, beide verwandt mit dem alten Bretonisch. Die Beugungen waren zwar tückisch und verschieden, aber ein großer Teil des Vokabulars war so ähnlich, dass sie es rasch lernte. Sie wiederum hatte ihn im Rennischen unterrichtet, und beides hatte sich zu einem harmonischen Spracheintopfvermischt, den die Kinder lieber benutzten als das farblosere Terranisch.
Aber Katherine hatte nicht erwartet, je nach Darkover zu kommen, und sie stand immer noch unter Schock wegen der plötzlichen Abreise. Eine Erste-Klasse-Kabine auf einem Raumkreuzer war nicht gerade geräumig, und mit der Kutsche hatten sie sich nicht verbessert. Katherine hatte ein klaustrophobisches Gefühl, als würde sie nicht genügend Luft bekommen. Bei jeder Unebenheit in der Straße wurden ihre schmerzenden Glieder durcheinander geschüttelt, und obwohl die Kohlenpfanne im Boden ein wenig Wärme bot, fror sie bis ins Mark. Sie konnte ihren Ärger nur mühsam bezähmen, aber sie wollte vor den Kindern nicht mit Herm streiten, und schon gar nicht, wenn dieser praktisch Fremde zuhörte. Dennoch sehnte sie sich danach, die Stimme zu heben, ihre Wut und ihre Angst hinauszuschreien. Hermes-Gabriel Aldaran konnte von Glück reden, wenn er sie in den nächsten Wochen auch nur küssen durfte.
Herm seufzte, während er seine Frau und seine Kinder betrachtete und sich darüber klar wurde, dass er vielleicht nicht ganz so heimlichtuerisch hätte sein sollen. Das war eine Politik, die er noch bedauern würde, und zwar bald. Aber er hatte Darkover dreiundzwanzig Jahre lang als einen ziemlich primitiven Ort dargestellt, mit wenig Ressourcen, die es auszubeuten lohnte, damit seitens der Neugierigen kein Interesse aufkam. Er wollte nicht erleben, dass man die Hellers abholzte oder darkovanische Nahrungsmittel auf andere Planeten exportierte, um die stetig wachsenden Populationen zu ernähren. Und auf keinen Fall wollte er, dass das Wissen um die Türme Darkovers zu Allgemeingut wurde, wie es vor einer Generation fast geschehen wäre. Die expansionistischen Truppen würden den Planeten im Handumdrehen besetzen und es kaum erwarten können, die darkovanischen Telepathen für ihre Träume von Vorherrschaft einzuspannen.
Die Kutsche hielt an, und die Tür wurde geöffnet. Eine kalte Bö fuhr ins Wageninnere; die Kinder zitterten. Katherine zog sich nur tiefer in ihren glänzenden Allwettermantel zurück und schaute grimmig. Ein Diener wartete in der Livree der Burg, und sie stiegen einer nach dem anderen aus.
Zwei breite Treppen führten aus dem gepflasterten Hof, und Herm trieb seine Familie rasch nach oben. Hinter ihm luden die Diener das Gepäck ab. Rafael führte die Neuankömmlinge durch eine Tür in eine bescheidene Eingangshalle. An den steinernen Wänden hingen Wandteppiche, und die Fliesen unter ihren Füßen bildeten ein Schachbrettmuster. Es roch nach Holzrauch und feuchter Wolle, und an Haken neben der Tür hing eine Reihe wollener Umhänge. Aber nach der Kälte draußen war es hier wunderbar warm und behaglich.
Sie folgten Rafael eine lange Treppenflucht hinauf zum nächsten Stockwerk, dann einen Korridor entlang und eine weitere Treppe nach oben. Herm spürte das Erstaunen der Kinder über die Treppen, da auf Terra selbst die bescheidensten Bienenstöcke, wo die Armen sich in ihrem Elend drängten, über Aufzüge verfügten. Er war nie auf Burg Comyn gewesen, aber er hatte gehört, dass das Gebäude ein regelrechtes Labyrinth aus Fluren und Treppen war. Die Kinder warfen ihre Mäntel ab und beobachteten die neue Umgebung mit Interesse, Katherine hingegen hatte den Blick beim Gehen starr geradeaus gerichtet, sie hielt den Rücken steif und ihr Gesichtsausdruck war leer wie bei Überlebenden einer ungeheuerlichen Katastrophe.
„Wir haben erst spät von deiner Ankunft erfahren, Herm, deshalb wird euer Quartier wahrscheinlich ein bisschen chaotisch aussehen. Aber das Bettzeug

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