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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Forderung nicht die Schärfe, und Domenic verschleierte ein Lächeln, indem er den Kopf senkte, sodass man seinen Mund nicht sah. Er hatte das Gefühl, eine wichtige Lektion über das Leben als Erwachsener zu lernen, die er allerdings noch nicht ganz verstand.
    „Was willst du von mir, Kate?“ Herm wirkte nun demütig, aufrichtig und ein bisschen ängstlich.
„Ich möchte, dass du endlich erwachsen wirst! Keine Spielchen und Intrigen mehr und keine Geheimnisse, jedenfalls nicht vor mir!“ Herm sah eine Minute lang niedergeschlagen aus, und Domenic wartete gespannt auf seine Antwort. „Ohne meine Komplotte und Intrigen weiß ich nicht, wer ich bin, Kate.“ „Dann ist es höchste Zeit, dass du es herausfindest.“ Er seufzte tief. „Ist dir klar, wie sehr ich es hasse, wenn du Recht hast?“ „Ja.“ Kate streckte die Hand aus und legte sie auf seine verschränkten Finger. „Wenn ich dich nicht so sehr lieben würde, würde ich dich nicht quälen, das weißt du.“ „Womit habe ich dich nur verdient?“ Er senkte den Kopf.
Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf die spiegelnde Glatze. „Du musst wohl unter einem Glücksstern zur Welt gekommen sein“, murmelte sie.
Domenic gähnte, aber nicht aus Müdigkeit, sondern um die Spannung in seinem Kiefer zu lösen. Es war erstaunlich noch vor wenigen Minuten waren die beiden sehr wütend aufeinander gewesen, und jetzt war es plötzlich vorbei, vorläufig, jedenfalls. Vermutlich war die Sache noch nicht ganz beigelegt, Katherine würde ihren Gatten wieder und wieder schelten müssen. Aber der Frieden war wiederhergestellt, und Domenic hatte den Eindruck, etwas gelernt zu haben. Er wünschte, er könnte seine Mutter danach fragen, aber dazu müsste er offen legen, was zwischen Herm und Katherine geschehen war, und das wollte er nicht. Nach kurzem Grübeln ließ er die Angelegenheit ruhen und konzentrierte sich auf Dinge außerhalb der Kutsche. Er überflog die Gedanken der Wachen, die neben ihnen herritten, und dann tastete er nach jenen, die irgendwo auf dem Weg vor ihnen auf sie warteten.
    Mikhail und Marguerida ritten Seite an Seite an der Spitze des sich langsam fortbewegenden Zuges. Beide waren angespannt und wachsam, und die Stimmung der Gardisten um sie herum war düster. Hufschlag, das Klirren von Zaumzeug und das gelegentliche Schnauben eines Tieres durchdrangen als einzige Geräusche eine zunehmend bedrückende Stille. Marguerida schluckte, ihre Kehle war trocken, und sie begann eine kleine Melodie zu summen. Mikhail warf ihr einen Blick zu, als er die Töne hörte, und lächelte schwach.
    Das Mittagsmahl war chaotisch, geräuschvoll und fast fiebrig verlaufen; allen schien bewusst, dass es ihr letztes sein konnte, und sie wollten das Beste daraus machen. Marguerida war erleichtert gewesen, Domenic wiederzuhaben, und freute sich, dass sie ihn überreden konnte, in einer der Kutschen zu fahren anstatt zu reiten. Eine Kutsche bot zwar nicht viel Schutz, aber wenigstens würde er während des eigentlichen Kampfes nicht zu sehen sein. Hoffentlich behielt sie Recht. Es war leichter, sich über ihren Sohn den Kopf zu zerbrechen, als an das zu denken, was sie weiter vorn erwartete.
    Rafaella hatte ihnen eine klare Vorstellung vermitteln können, wo genau der Hinterhalt wahrscheinlich stattfinden würde. Sie und die übrigen Entsagenden hatten seit dem Vorabend einiges an Spionagetätigkeit geleistet und konnten recht exakt Stärke und Aufenthaltsort des Feindes bestimmen.
    Was sie nicht wussten und was Mikhail und Marguerida die größten Sorgen bereitete, war die Art der Bewaffnung, der sie sich gegenübersehen würden. Rafaella sagte, die Männer würden darkovanische Kleidung tragen und schienen Knüppel und Kurzschwerter mit sich zu führen. Aber Marguerida konnte einfach nicht glauben, dass die Truppen der Föderation nicht versuchen würden, ihre überlegenen Waffen gegen den Trauerzug einzusetzen.
    Sie holte tief Luft und lenkte ihre Gedanken in weniger belastende Bahnen. Sie wollte sich ihre Energien für den Angriff aufheben, dort würde sie alle ihre Sinne beisammenhaben müssen, und wenn sie jetzt anfing, sich Einschläge von hochtechnischen Waffen vorzustellen, würde sie erschöpft sein, bis sie auf den Feind trafen. Stattdessen wandte sie ihre Gedanken Illona Rider zu, die vielleicht Dyan Ardais’ Tochter war.
    Dyans Verhalten machte deutlich, dass es ihm widerstrebte, das Mädchen anzuerkennen. Marguerida hatte ihn nie ga nz verstanden, es

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