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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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tun und lassen, was sie wollten.
Das übte eine wunderbare Anziehungskraft auf ihn aus. Einen Moment lang überlegte Domenic, wie es wohl wäre, wenn man die Freiheit hätte, überall hinfahren zu können, wann immer man wollte. Dann entschied er, dass es wahrscheinlich vor allem kalt, feucht und anstrengend war.
Er spähte in den Schatten der Burgmauern und versuchte, weitere Einzelheiten zu erkennen. Der Wagen war inzwischen so weit die Straße heraufgekommen, dass er die mit Figuren bemalten Seitenwände sehen konnte. Sie zeigten Marionetten, deren Fäden durch eine Goldpatina hervorgehoben waren, um den oberen Rand lief eine Blumengirlande. Eine Seitenwand war heruntergelassen, und Domenic bemerkte ein Mädchen, das sich lachend herauslehnte. Es war rothaarig und sommersprossig und schien etwa in seinem Alter zu sein. Es winkte ihm zum Gruß, während Kendrick vom Kaserneneingang vortrat. „Na, was soll das denn hier werden, guter Mann?“, fragte er den Kutscher. Der Wachmann machte Domenic ein Zeichen, im Halbdunkel zu bleiben, was dieser auch tat, obwohl er gern einen besseren Blick gehabt hätte. Er spürte keine Gefahr von dem dürren Mann ausgehen, aber er wusste, dass er dem älteren Gardisten lieber gehorchte.
Der Mann zuckte nur die Achseln und sah Kendrick griesgrämig an. Er war klein, und sein schmales Gesicht zierte eine auffällige Adlernase. „Uns ist ein Rad gebrochen, und wir mussten in der Stellmachergasse vorbeifahren um es reparieren zu lassen, Es schien mir die Sache nicht wert, um die Stadt herumzufahren, damit wir wieder auf den Rest unserer Truppe treffen.“ „Ihr dürft zu dieser Jahreszeit nicht in Thendara sein! Und diese Straße hier ist für Leute wie euch sowieso gesperrt.“ Kendrick klang empört, aber Domenic vermutete, er genoss insgeheim die Unterbrechung des ziemlich langweiligen Wachdienstes auf diesem Posten.
„Wir stören doch niemanden“, protestierte der Kutscher.
„Ihr Arschkriecher von Comyn-Dienern seid doch alle gleich. Kommandiert uns bloß herum, weil ihr nie was Richtiges zu tun habt!“ Das waren rüde Worte, und die Haltung des Kutschers drückte aus, dass er Streit suchte. Aber da war noch etwas.
Domenic fing einen Anflug von Angst bei dem Mann auf, und ein paar wirre Oberflächengedanken, die ihm seltsam vorkamen. Er brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass der Mann nicht in Casta oder Cahuenga dachte, sondern in einer Mischung aus beidem mit einem guten Teil Terranisch darin.
Irgendwie komisch, aber wahrscheinlich stammte er aus den Ländereien der Aldaran, wo einige Terraner lebten. Vielleicht hatte er auch einen terranischen Vater. Oder er war aus einem bestimmten Grund diesen Weg gefahren. Was, wenn er ein Spion oder so etwas war? Domenic lachte leise über sich selbst. Die Idee war lächerlich – nur weil die obersten Gedanken des Mannes wirr waren, musste man ihn nicht irgendwelchen Unrechts verdächtigen. Er sah schon Gespenster.
„Das reicht jetzt. Fahrt weiter, oder ich lass euch …“ „Macht euch bloß nicht in die Hosen“, höhnte der Kutscher.
„Wir fahren doch nur hinauf bis zur Alten Nordstraße, wo wir unsere Leute wieder treffen.“ „Hör auf, den Mann zu provozieren, Dirck“, rief das Mädchen hinter ihm. „Ich hab dir doch gleich gesagt, wir hätten die andere Straße nehmen sollen!“ „Und ich hab dir gesagt, das ist zu weit. Pass auf, was du sagst, Kind, sonst versohle ich dir den Hintern.“ „Ach, und wer hilft dir dabei? Dir lauf ich allemal davon, selbst mit zehn Unterröcken noch.“ Sie lachte den Kutscher aus und lächelte Domenic zu, wobei ihre graugrünen Augen schalkhaft leuchteten. Domenic lächelte zurück und fragte sich, wer sie wohl war und wie sie zum Fahrenden Volk kam.
Außerdem wunderte er sich über ihr flammend rotes Haar, das bei der Bevölkerung Darkovers sehr häufig ein Zeichen von Laran war. Er hatte noch nie gehört, dass Leute vom Fahrenden Volk zu Prüfungen oder gar zur Ausbildung in einen Turm gekommen waren.
Ihr Haar war faszinierend. Es war sehr lockig, wie das von Domenics Mutter, aber drahtig, während Margueridas Haar fein wie das eines Kleinkinds war. Wie eine flammende Aura umrahmte es das Gesicht des Mädchens, obwohl es am Hinterkopf von einer hölzernen Schmetterlingsspange in Zaum gehalten wurde. Domenic fand sie sehr hübsch, allerdings auf eine merkwürdige Art. Sie sah herb aus, nicht lieblich wie seine Base Alanna oder seine Schwester. Und ihre Züge waren in keiner

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