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Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Titel: Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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rief sogar in den verrottenden Schuppen. Sie raschelte lockend mit dem stinkenden Trockenfutter, machte lautstark die Kühlschranktür auf und zu, aber nichts.
    Monica schnalzte irritiert mit der Zunge. Sie trug ihre Spezial-Katzenschürze, die nur für diese Aufgabe reserviert war. Und Gummihandschuhe. Der Katzenkamm badete bereits in Sagrotan. Wo steckte das Vieh?
    Ein paarmal rief sie noch nach ihr, dann gab sie auf, zog Schürze und Handschuhe aus und bearbeitete den Kaminsims mit einem Staubwedel.
    Als sie später den Müll hinausbrachte, erschrak sie über ein dunkles Etwas im Blumenbeet. Erst dachte sie, die Kinder hätten dort etwas liegen lassen oder jemand hätte etwas über die Gartenmauer geworfen, einen Hut oder einen Schuh oder dergleichen. Sie beschirmte die Augen vor der Sonne und sah: Es war die Katze, eigenartig zusammengerollt unter dem herbstlichen Gelb des Jasminstrauchs.
    »Da bist du ja«, sagte Monica, dann versagte ihre Stimme.
    Die Augen der Katze hatten so einen seltsamen Glanz, die Brust hob und senkte sich keuchend und viel zu schnell, und der Kopf lag kraftlos auf der Erde. Monica kniete nieder und sah den schwer verletzten Hinterlauf, das aufgerissene Fell, die blutige Masse dazwischen und auch etwas Weißes. Ihr entfuhr ein leiser Schrei, und sie lief auf den Gartenweg zurück, blickte links und rechts die Straße hinunter, als sei dort Hilfe zu finden. Dann rannte sie, die Schürze wringend, ins Haus.
    Dort im Flur klingelte gerade das Telefon. Sie riss den Hörer hoch.
    »Hallo? Camberden drei-acht-drei …«
    Ihre Mutter war schon mittendrin: »… und deshalb dachte ich, vielleicht weißt du ja, wo er abgeblieben ist, weil …«
    »Mammy, ich kann jetzt nicht reden. Ach, es ist schrecklich und …«
    »Was ist denn los?« Ihre Mutter hatte die Situation sofort erfasst, eine Mutter spürt wohl, wenn ihrem Kind Gefahr droht. »Ist etwas passiert? Vielleicht mit Peter?«
    »Nein, es ist die Katze.«
    »Was ist mit der Katze?«
    »Das Bein. Es ist total zerquetscht und blutet. Die Katze ist draußen und hat sich so komisch zusammengerollt, und ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Ach du je, vielleicht ist sie von einem Auto angefahren worden. Aber sie lebt noch, oder?«
    »Ja, sie atmet. Aber was mache ich denn jetzt?«, sagte Monica erneut.
    »Na was schon, bring sie zum Tierarzt!«
    »Zum Tierarzt?«
    »Ja, da können sie ihr helfen, dem armen Ding«, sagte Gretta. Ihre Liebe zu kleinen, vorzugsweise hilflosen Haustieren verblüffte Monica immer wieder.
    »Ich kann nicht.«
    »Warum kannst du nicht?«
    »Ich kann sie nicht anfassen, nicht in dem Zustand.«
    »Das wirst du aber müssen, Schatz. Wickle ein Handtuch darum, wenn du sie nicht anfassen kannst. Und dann legst du sie in einen Karton und bringst sie zum Arzt.«
    »Einen Karton?«
    »Genau. Du hast doch irgendwo einen Karton?«
    »Weiß nicht, wahrscheinlich.«
    »Okay, dann mach es so. Weißt du noch, wie Aoife die Katze fand? Und wie sie …
    »Mammy, ich kann jetzt nicht weiterreden, ich muss …«
    »Bevor du gehst, habe ich noch eine Frage. Es geht um den Schlüssel vom Schuppen. Weißt du, dein Vater hat nämlich den Schlüssel und …«
    »Ich muss jetzt weg. Ich ruf dich später an.« Monica legte auf und öffnete die Kellertür. Jawohl, sie wollte die Katze retten, es war kein anderer da, und es sollte ihr Sieg werden. Sie fühlte sich von dem erregenden Gefühl durchströmt, das Richtige zu tun. Und am nächsten Wochenende konnte sie die Geschichte den Mädchen erzählen, und alle würden ihr voller Dankbarkeit lauschen und vielleicht auch die eine oder andere Träne vergießen. Sie würden die bandagierte Katze ansehen, die brav vor dem Ofen lag, und alle würden wissen, dass nur ihr allein, Monica, die Rettung zu verdanken war.
    Sie kraxelte die Kellertreppe hinab, tauchte ein in die klamme Dunkelheit. Sie war sicher, da unten war noch ein Pappkarton von Weihnachten.
    Von dem, was der Tierarzt zu ihr sagte, verstand Monica nicht ein Wort. Er schien ihr auch gar nicht helfen zu wollen, hatte sie den Eindruck. Unter unsäglichen Mühen, in glühender Hitze, hatte sie es in die Praxis geschafft. Hatte zuerst die Katze in einen Karton gelegt, anschließend sich und den Karton zur Bushaltestelle geschleppt, dann mit starrem Blick im Bus gesessen, obwohl die Katze ganz fürchterliche, ganz jämmerliche Laute von sich gab, da wollte sie jetzt nicht irgendwas von Rückenmarksschädigung hören.
    »Was?«
    »Wir

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