Der Sommer der Gaukler
denn eigentlich deine Sepha? Habs noch gar nicht gesehn?« Er lachte bräsig. »Musst es gar einsperren, dein Töchterl? Du – haha! –, was gar zu Bremsiges können wir nicht brauchen, ist dir schon klar, Wirt?«
»Haha! Einsperren! Du gefällst mir!«, rief der Wirt. Er warf sich in die Brust. »Das glaub mir: Was meine Tochter ist, mupft mir net auf!«
Hassl ließ wieder eine Rauchwolke aufsteigen. Er grinste anzüglich.
»Na? Dann wolln wir bloß hoffen, dass sie sich net was abschaut von der geilen Bagasch, gelt?«
»Die Sepha wird sich unterstehn!«, versicherte Kolber. »Aber jetzt red net so dumm daher, Hassl, sonst muss ich glatt noch grantig werden. Ich häng dir keinen angepatzen Hadern an. So was Sauberes wie meine Sepha sieht eins net alle Tag. Und denk dir bloß nichts: Wenn wir zwei net schon alles ausgemacht hätten, gäbs bestimmt noch andere.«
»Aber keinen, der so viel Sach zum Zeug bringt, Kolber. Muss man schon auch sehen«, erwiderte Hassl.
»Stell ich doch net in Abred!«, entgegnete der Wirt. »Aber sie ist meine Tochter, und ein Vater darf empfindlich sein, wanns einer meint, er müssts am Respekt fehlen lassen.«
»Dass du aber auch gar keinen Humor hast«, seufzte Hassl. »Aber, verstehst, um deiner Sepha überhaupt einen Respektzukommen zu lassen, müsst ich sie doch halt auch einmal sehen.«
»Siehst sie oft genug, Hassl.«
»Möcht ihr doch bloß Grüßgott sagen, Kolber! Als ob da was dabei wär.«
Der Wirt sah zur Seite. Hassl nahm seine Pfeife aus dem Mund.
»Was ist auf einmal, Kolber? Was hast denn dagegen?« Er runzelte argwöhnisch die Stirn. »Wir haben doch schon alles ausgemacht?«
»Schon.«
»Na ja«, korrigierte sich Hassl, »fast alles. Was du ihr mitgibst, da ist das letzte Wort noch net geredet.«
»Wirst schon net zu kurz kommen«, gab der Wirt unwillig zurück. »Ich lass mir schon nichts nachsagen.«
Hassl sah an ihm vorbei. Ruhig sagte er: »Manche tuns aber.« »Waas? – Wer?!«
Hassl überhörte die Frage.
»Schau, Kolber«, begann er kühl, »wie wir drüber geredet haben, was du hast, respektive was du der Sepha mitgibst, war nie die Red davon, dass du am Rintsbach oben auch noch Waldrecht hast, und zwar kein geringes.«
»Weils so wenig Wert hat, dass ichs glatt vergessen hab. So weit oben im Gebirg einschlagen, da kostet mich der Transport mehr wie das, was da zum Erwirtschaften ist.«
Hassl spitzte die Lippen. »Kann sein«, meinte er. »Wenn mans aber der Saline verpachtet, die allweil ein Holz braucht und auch gut dafür zahlt, dann hats schon ein bissl einen Wert. Meinst net?«
»Aha«, sagte Kolber giftig. »Du informierst dich.«
Hassl sah ihn direkt an.
»Ich schau aufs Zeug, Kolber. Das darfst mir net übel nehmen. Bloß so bringts eins zu was. Und deine Sepha wird auch ihren Profit davon haben, wanns ein Mannsbild hat, das sich net über den Tisch ziehen lasst. – Also? Wo ist sie? – Herrgott noch einmal, was stellst dich denn gar so an?«Der Wirt wand sich.
»Na ja... die Leut halt... verstehst...«
»Was ist damit?«, fragte Hassl misstrauisch.
»Na ja... Jetzt ist deine Frau noch kein halbes Jahr unter der Erd, und...«
»Ach, jetzt kommt der alte Käs schon wieder.« Hassl winkte gelangweilt ab. »Das brauchst mir net sagen, Kolber. Du scheißt dir also wegen der Leut in die Hosen? Weil denen net gefallen könnt, dass ich net lang den trauernden Witwer spiel, dafür aber auf deine Sepha reflektier?«
Kolber nickte gequält. Die Hasslin war im Dorf sehr beliebt gewesen. Mehr als einmal hatte Kolber in der Wirtsstube missbilligende Bemerkungen aufgeschnappt, nachdem bemerkt worden war, dass Hassl schon wenige Monate nach der Beerdigung der Wirtstochter den Hof machte.
»Das also ist es, Kolber?«, hakte der Bauer ärgerlich nach. »Gut, wenn du unbedingt meinst... dann spielen wir halt noch eine Zeitlang Komödi.«
Der Wirt war erleichtert. Sein Blick fiel auf den Teller.
»Babett! Abräumen, hab ich gesagt!«, rief er. Die Magd kam und murmelte eine Entschuldigung, die Kolber mürrisch abtat. Sie griff nach Besteck und Geschirr.
Hassl verfolgte genießerisch ihre Bewegungen.
»Na?«
Babett sah ihn fragend an.
»Fragt man net: Hats geschmeckt?«, tadelte der Bauer herablassend.
»Und ob man das fragt!«, polterte der Wirt. »Du trübe Nocken! Bringst du dein Maul jetzt gar nimmer auf?«
»Hats geschmeckt?«, fragte sie leise.
»Runter gebracht hab ichs«, antwortete Hassl gnädig.
Ihr Gesicht ließ keine
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