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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Playen bedachte sie mit einem zufriedenen Blick. »Merci, ma fille.«
    Sie lächelte ihm zu, knickste und ging. Der Baron hob das Glas. »À la votre, Monsieur!«
    Vergeblich kramte Schikaneder in seinem Gedächtnis nach der korrekten Antwort. Er hüstelte und hob das Glas. Der Baron nippte genießerisch und stellte das Glas ab.
    »Und doch gibt es in Ihrer Zunft einige, die davor zurückzuschrecken scheinen. Erkundigt man sich aber nach den Gründen, so erhält man Antworten, die auf nichts als billige Ängstlichkeit schließen lassen. Ich frage mich nur, wie die Menschheit voranschreiten soll, wenn sich so davor gescheut wird, einen beherzten Schritt nach vorne zu tun? Haben Sie eine Antwort darauf, Monsieur?«
    Schikaneder schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nur, wieso es mich nicht gerade leidenschaftlich danach drängt, in die Dienste des Hofs zu treten.«
    Der Baron nickte anerkennend.
    »Sie tun recht daran. Wenngleich ich mir gut vorstellen kann, dass Sie – als freier Unternehmer – durchaus Ihren Preis dafür zu zahlen haben. Fällt ein Direkteur des Hoftheaters eine falsche Entscheidung, ist seine Gage noch immer gesichert. Unterläuft es Ihnen, hat es fatale Folgen. Habe ich Recht damit, Monsieur?«Schikaneder seufzte tiefer, als er wollte. Noch war es zu früh, sein Anliegen auf den Tisch zu legen. Er setzte ein überlegenes Lächeln auf.
    »Audaces fortuna iuvat –«
    »– timidosque repellit!«, vollendete der Baron mit leuchtenden Augen. »So ist es. Das Glück belohnt die Mutigen, straft die Zaudernden.«
    Danke, Wallerschenk, dachte Schikaneder. So ist deine Lateinprotzerei doch noch zu etwas nütze. Fatal wäre nur, wenn der Baron jetzt auf Latein weiter parlieren wollte –
    »Ihr Besuch beglückt mich außerordentlich, Monsieur Schikaneder. Ich sage es noch einmal. Wie bedaure ich, nicht öfters Gelegenheit zu haben, Ihre Kunst zu bewundern. Leider lässt meine Gesundheit keine längeren Reisen mehr zu. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, auch keine kürzeren mehr.« Bevor Schikaneder etwas antworten konnte, hob er abwehrend die Hand. »Bitte, Monsieur! Kein Bedauern! Dinge, die des Lebens Lauf sind, sind mit Demut hinzunehmen. Wenn wir anerkennen, Teil der Natur zu sein, haben wir auch zu akzeptieren, dass wir ihren Gesetzen unterliegen. Diese Einsicht stimmt mich mehr als gelassen. Sie sehen mich als zufriedenen Menschen, was das betrifft. Was andere Dinge in dieser unserer Welt betrifft, so mag sich diese Gelassenheit immer weniger einstellen.«
    Schikaneder nickte nachdenklich. Er hatte längst eine Idee. Allerdings durfte nicht er sie vorschlagen.
    »Wie lange werden Sie hier im Ort bleiben, Monsieur Schikaneder?«
    »Nur noch wenige Tage.«
    »Schade, dass man mich nicht früher von Ihrem Aufenthalt in Kenntnis gesetzt hat! Ich wage ja kaum zu fragen, Monsieur le directeur, ob Sie nicht an einem der nächsten Tage –«
    Ja!, dachte Schikaneder. Heraus damit!
    Die Türe hatte sich geöffnet. Ein kleiner, schlanker Mann in legerer Reitkleidung trat ein. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Haha! Das is kurios!«, rief Mozart.Schikaneder schluckte unwillkürlich. Dieser unmögliche Kerl hier?! Dieser Rüpel, der vor einigen Wochen bei einer Vorstellung in Augsburg aufgetaucht war und sie mit seinem unbeherrschten Gegacker gestört hatte? Glücklicherweise hatte es sich nicht ergeben, dass sie anschließend einander vorgestellt wurden; man hätte ihn wahrscheinlich festhalten müssen, um diesem Flegel nicht an die Gurgel zu gehen. Damals hatte er ihm beinahe eine Vorstellung vermasselt, und jetzt musste er gerade in dem Moment seine Visage präsentieren, als der Baron im Begriff war, die rettende Idee auszusprechen! Ein Albtraum!
    »Kurios, ja«, musste Schikaneder zugeben.
    Mozart ergriff seine Hand und schüttelte sie überschwänglich.
    »Mon très cher Monsieur Schikaneder! – Also, das ist mir ein Plaisir!«
    Schikaneder zwang sich zu einem Lächeln. Mozart wollte seine Hand nicht loslassen.
    »Mein aufrichtiges Compliment, Monsieur Schikaneder! Schon ewig und drei Tag wollt ich Sie kennen lernen!«
    Von Playen war aufgestanden und sah zwischen den beiden Männern hin und her.
    »Aha?«, sagte er erfreut. »Man weiß voneinander?«
    »Wer – eh – würde Herrn Mozart nicht kennen«, sagte Schikaneder steif.
    Mozart wandte sich lachend an den Baron und wies mit dem Daumen auf Schikaneder.
    »Er ist das fröhlichste Sauviech auf der Bühn, das ich je gesehn hab!«
    Der Baron gluckste

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