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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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–«
    Paccoli spielte den Unverstandenen.
    »Aber so zweifeln Sie doch nicht erneut an meiner tief empfundenen Dankbarkeit, bester Herr Richter!«
    »Ja, aber dann –«
    »Sehen Sie, Herr Richter – der von mir schon lange als viel zu riskant erachtete Abbau in diesem Revier war einer der Gründe, weshalb ich dort seit einiger Zeit nicht mehr mit der nötigen Überzeugung investieren konnte.«
    »Ich verstehe. Sehr weitblickend. Aber – bitte verzeihen Sie die Nachfrage – Ihre Entscheidung hat wirklich nichts damit zu tun, was Ihnen kürzlich an Empörendem widerfahren ist? Wenn das nämlich der Grund wäre, so versichere ich Ihnen –«
    Paccoli schüttelte den Kopf.
    »Das ist er nicht. Dennoch muss ich offen eingestehen, dass es mich ein wenig befremdet, dass Sie trotz meiner Anzeige zu zögern scheinen, etwas zu unternehmen. Es liegen tätliche Angriffe und erhebliche Sachschäden vor. Sie fühlen sich doch nicht etwa überfordert?«
    Der Richter unterdrückte einen ärgerlichen Impuls.
    »Ich dachte, Sie würden mich besser kennen, Monsieur Paccoli. Natürlich wird die Angelegenheit Folgen haben.«
»Warum wurden die Täter noch nicht verhaftet?«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Dass ich meinen Gerichtsdiener auf den Berg schicke und die Steiger vor den Augen ihrer Kumpane verhaften lasse? Sie haben es selbst erlebt: Mit diesen Burschen ist nicht zu spaßen.«
    »Man lässt sich also von diesem Gesindel ins Bockshorn jagen?«
    »Keineswegs, Monsieur Paccoli, keineswegs. Ich möchte lediglich eine Eskalation vermeiden – eine Eskalation, deren Ergebnis wäre, dass die Arbeit in sämtlichen Gruben mit einemSchlag zum Erliegen kommt. Damit wäre jedoch niemandem gedient. Finden Sie nicht auch?« Ratold wartete Paccolis Einwand nicht ab. »Nein. Diese Sache muss gut vorbereitet sein. Ich werde mich mit der Garnison ins Benehmen setzen. So sehr ich für Ihren diesbezüglichen Affekt Verständnis habe, so sehr bitte ich Sie, hier meiner Erfahrung zu vertrauen.«
    »Nun – Sie haben mich überzeugt, Herr Richter.«
    »Aber kommen wir wieder auf die Zukunft des hiesigen Bergbaues zu sprechen. Ich hatte Sie vorhin unterbrochen.«
    »Nun, ich trage mich bereits des Längeren mit dem Plan, an einer anderen Stelle anschlagen zu lassen. Einer Stelle, an der nicht nur eine vergleichbare Ergiebigkeit vorhanden sein dürfte, sondern auch der Transport wesentlich unkomplizierter zu bewerkstelligen sein wird.«
    »Diese Stelle liegt auf dem Rayon meiner Hofmark, darf ich hoffen. Aber wo?«
    Paccoli lächelte fein.
    »Nun – wie wir wissen, scheint sich unser guter Baron von Playen das Wohlwollen unseres allergnädigsten Kurfürsten nachhaltig verscherzt zu haben.«
    »Das ist anzunehmen«, stimmte Ratold ernst zu.
    »Sie bedauern es?«
    Der Richter schüttelte entschieden den Kopf.
    »Wenn es sich erweist, dass die ihm zur Last gelegten Delikte zutreffen, natürlich nicht.« Tatsächlich hatte das Unglück des Barons den Richter nicht sonderlich berührt. Ein verschrobener, noch dazu überheblicher Sonderling war von Playen. Ein einziges Mal war Ratold von ihm zu einem Abendessen auf sein Schloss geladen worden, dann nie mehr. Dennoch überlief den Richter ein leichter Schauder. Er hatte erfahren, dass die Verhaftung des Barons durch eine anonyme Denunziation ausgelöst worden war. Und es gab nur einen, der – wie sich in diesem Moment herausstellte – ein Motiv dafür haben konnte.
    »Es ist also eine glückliche Fügung, dass das Anwesen des Barons in Kürze zum Verkauf anstehen wird«, fuhr Paccoli gelassenfort. »Und so betrüblich das persönliche Schicksal des armen Herrn von Playen ist, so sehr könnte es sich als Glücksfall für die künftige Industrialisierung des von Ihnen verwalteten Gebietes erweisen. Ich bin äußerst optimistisch.«
    Der Richter lächelte angestrengt.
    »Sie sind ein sehr geschickter Geschäftsmann, Monsieur Paccoli.«
    Es klopfte. Gereizt sah Ratold auf.
    »Entrez?«
    Der Gerichtsdiener schob sein pergamentenes Gesicht durch den Türspalt.
    »Ein Herr Direkteur Schikaneder bitten seine untertänigste Aufwartung machen zu dürfen.«

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    M einen alleruntertänigsten Dank, Euer Gnaden.« Schikaneder verbeugte sich. »Gestatten – Emanuel Schikaneder, deutscher Schauspieldirekteur.«
    Der Richter hatte sich erhoben. Er lächelte wohlwollend. »Nun, ich bitte! Wer Ihn nicht kennen würde!«
    Er wies auf Paccoli.
    »Die Herren sind sich bekannt? Monsieur Paccoli, hiesiger

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