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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Feldherr.
    »Die Agnes Bernauerin spielt meine Frau!!«
    Sie musterte ihn unbeeindruckt. Dann lächelte sie mild. »Manü... Jetzt echauffier dich doch nicht wegen so einer Lappalie.«
    »Lappalie?!«, japste er. »Was mein Herz ins Rucken bringt,als bliebs gleich stehen wie ein Postkarren im Dreck, sowas nennst du eine ›Lappalie‹?«
    Sie legte ihm mütterlich die Hand auf die Schulter und sagte nachsichtig: »Du wirst jetzt glauben, ich würd dir drohen, Madame zu gestehen, dass ich von dir schwanger bin. Bloß, um die Bernauerin spielen zu können – hm?«
    Erleichtert atmete er auf.
    »Nicht, gelt? So bist du nicht! Ich habs immer gewusst!«
    Ihre Stimme klang noch immer honigsüß: »Doch, Manü. So bin ich... « Unvermittelt heftig, und jetzt mit eisiger Schärfe, die ihm einen Schauder über den Rücken jagte, fuhr sie fort: »Wenn ich die Bernauerin nicht spiel, geh ich auf ein Haferl Kaffee mit der Madame Schikaneder. Und in den werd ich ihr was rein- rühren, damit er ihr besonders gut schmeckt!«
    »Verbrecherin«, tobte er.
    Sie schüttelte amüsiert den Kopf. »Was du schon wieder denkst? Ts ts ts. Nein. Ich werd mit ihr schwätzen, über dies und das. Das ist doch nichts Kriminales. Das ist weibliche Solidarität.«
    Schikaneder stöhnte gepeinigt.
    »Du Natter!«
    »Ich habs nämlich satt – satt-satt-satt! Deine Versprechungen! Bei dir würde ich in zehn Jahr allweil noch die zweite Geigen spielen dürfen, und danach gleich übergangslos ins Wurzen-Fach fallen können! Aber dazu bin ich zu gut, Manü! Und dazu bin ich auch mir zu gut!«
    »Aber das ist doch gar nicht –«
    Sie ließ ihn nicht mehr ausreden, drehte sich mit schwingendem Rock und ging. »Dir wird bestimmt was einfallen, Manü«, rief sie ihm über die Schulter zu. Tröstend fügte sie hinzu: »Ich hab doch so ein grenzenloses Vertrauen in dich.«
    Schikaneder sank auf die Böschungskante und sah ihr nach, wie sie mit schwingenden Hüften auf das Dorf zuging, gelassen und aufrecht.
    »Die Ehr«, murmelte er. »Die große Ehr...«

27
    N o? Ist was verkehrt gewesen?«, murrte die Köchin. Sepha stellte Geschirr und Besteck auf den Waschstein. Einer der beiden Teller war noch nahezu unberührt.
    »Der Herr Direkteur hat heut gar keinen rechten Appetit net«, berichtete das Mädchen. »Ganz blass ist er gewesen.« Die Köchin schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Das ist ja gspaßig. Sonst haut er doch allweil rein, dass eins Angst haben muss, er frisst gleich noch den Teller mit.«
    Wenn es jemand wagte, den Teller nicht bis auf die letzte Soßenschliere auszuschlecken und ihre Kunst somit nicht zu würdigen, fühlte sich die alte Sali persönlich beleidigt. Während sie überlegte, ob sie – Direkteur hin oder her – hinaufgehen und den heikligen Oberkomödianten zur Rede stellen sollte, was ihm einfiele und was er sich überhaupt einbilde, wurden zwei Stockwerke über ihr ebenfalls Gedanken gewälzt.
    Emanuel Schikaneder feilte an den letzten Details eines Auftritts – eines Auftritts, der auf keinen Fall danebengehen durfte.
    Eleonore war besorgt: »Was bist denn so desperat heut, Emanuel?«
    Schikaneder schien aus tiefer Versunkenheit zu erwachen. »Was... wieso?«
    »Es ist die Hitzen, gelt? Mir ist auch schon den ganzen Tag so... so schwummerig.«
    »Die Hitzen wenns bloß wär«, sagte Schikaneder mit mürber Stimme.»No? Was wärs denn dann?«
    Er drehte sich auf seinem Stuhl zur Seite und ließ den Kopf hängen.
    »Es ist... ach... die Sorgen sinds ...«
    »Aber Emanuel. Wir spielen doch morgen. Da kommt doch wieder was rein in die Kassa.«
    Er nickte matt. »Weiß ich, weiß ich. Aber was ist danach? Die paar Leut vom Dorf, ein paar noch aus der Umgebung, Eintritt können wir auch bloß die Hälfte verlangen... und zwei Vorstellungen sind vielleicht voll... aber dann ists vorbei...«
    »Aber bis dahin ist die Permission aus Salzburg doch bestimmt da!«
    Schikaneder ließ seinen Kopf kraftlos pendeln. »Ich glaubs nicht mehr, Eleonore... Da sind finstere, ungreifbare Mächte, die sich gegen mich verschworen haben...«
    Er stemmte sich ächzend aus dem Stuhl und schlurfte zum Fenster. Wehmütig sah er ins Freie. Er seufzte.
    »Was hast denn auf einmal, Emanuel?«
    Sie stand beunruhigt auf und stellte sich neben ihn. Vergeblich suchte sie seinen Blick.
    »Eleonore... Liebste...«, brach es aus ihm heraus. Ein Zucken durchfuhr seine Schultern. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    Sie runzelte besorgt die Stirn.
    »Du

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