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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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selbst ernannten Doktor Seppo Sorjonen, während der ganzen restlichen Woche im Hotel Tammer. Das Fieber ging dank der Medikamente, die der Arzt verschrieben hatte, nach zwei Tagen zurück, der Appetit kehrte bald wieder, und bereits vier Tage nach Beginn seiner Er­ krankung konnte der Patient seinen ersten Schnaps trinken. Zu diesem Anlass verließ er sein Krankenlager. Seine Rekonvaleszenzzeit verbrachte er, indem er sich mit gutem Essen und ausgezeichneten Getränken stärk­ te. Eine Woche nach dem nächtlichen Fußballspiel war Rytkönen wieder gesund.
    Seppo Sorjonen besorgte sich einige Bücher über De­ menz, und zwar die Abhandlung Das Altwerden und die Altenpflegegemeinschaft, worin der Verfasser Matti Iso­ hanni über die Pflege von Demenzpatienten im Alten­ heim Kannus in Österbotten berichtete, ferner die zur Publikationsreihe von Sitra gehörende Broschüre De­ menz. Untersuchung und Behandlung, herausgegeben von den Autoren Raimo Sulkava, Timo Erkinjuntti und Jorma Palo. Außerdem kaufte er das Werk Psychiatrie von Kalle Achté, Yrjö O. Alanen und Pekka Tienari. Während Taavetti Rytkönens Rekonvaleszenz hatte er reichlich Zeit, diese medizinischen Werke zu studieren. Nach der Lektüre fühlte er sich einigermaßen kundig in Fragen der Verblödungserscheinungen bei alten Men­ schen. Im Übrigen machte er beim Studium der Psychi­ atrie die überraschende Entdeckung, dass auch er selbst die Veranlagung zu diversen Geisteskrankheiten und zahllosen Neurosen hatte. Je eifriger er in den Büchern blätterte, desto verrückter kam er sich selbst vor.
    Taavetti Rytkönen hingegen machte sich keine Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Er feierte viele Abende lang im Festsaal des Tammer seine Genesung, gab un­ bekümmert Geld aus und genoss sein Leben. »Doktor« Sorjonen hatte nachts alle Hände voll zu tun, den aus­ gelassenen Alten ins Bett zu kriegen.
    Der selbst ernannte Doktor Sorjonen untersuchte Taavetti Rytkönens Gesundheitszustand. Er stellte fest, dass der Alte vollständig genesen war und wieder das Haus verlassen durfte. Rytkönen war begeistert. Er schlug vor, man könne jetzt die Reise fortsetzen und zum Beispiel in den Norden fahren. Sorjonen hingegen war der Meinung, es sei höchste Zeit, nach Espoo zu­ rückzukehren. Er hatte an Rytkönens Haushälterin eine Postkarte geschrieben, ihr von seinem Ausflug berichtet und versprochen, sich um den alten Mann zu kümmern und ihn wieder heil nach Hause zu bringen. Er hatte auch ein paarmal versucht, sie telefonisch zu erreichen, hatte aber immer nur Rytkönens Stimme auf dem An­ rufbeantworter zu hören bekommen.
    Der Vermessungsrat wollte von einer Rückkehr nach Espoo nichts wissen. Er fand, es gebe keinen zwingen­ den Grund, nach Hause zurückzukehren, jedenfalls jetzt noch nicht. Finnland sei ein schönes Land, das solle man sich ruhig etwas länger anschauen.
    Sorjonen gab nicht nach. Die Fahrt nach Hämeenlin­ na, Parola und Tampere war für ihn ziemlich anstren­ gend gewesen, sodass er das Bedürfnis hatte, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Er konnte sich schließlich nicht mit Rytkönen zusammentun und einfach kreuz und quer durch Finnland fahren. Was würde Irmeli dazu sagen? Er bat Rytkönen, die Hotelrechnung zu bezahlen und ins Auto zu steigen, er wolle noch am selben Tag aus Tampere abreisen.
    Aus der Meinungsverschiedenheit entwickelte sich ein handfester Streit. Rytkönen erklärte starrsinnig, er wolle auf keinen Fall seine Reise unterbrechen, die so interes­ sant begonnen habe. Er beabsichtige, seine alten Kriegskameraden zu besuchen, zum Beispiel den ehe­ maligen Schreiber der Panzerkompanie, Korporal Mäki­ talo in Lestijärvi. Vielleicht auch Fähnrich Aaltio in Oulu, oder wohnte der in Rovaniemi? Das müsse er noch überprüfen.
    Sorjonen beharrte ebenfalls auf seinem Standpunkt. Er betonte, er sei kein naher Verwandter von Taavetti Rytkönen, sondern nur ein ehemaliger Taxifahrer, und er sei nicht verpflichtet, sich um eigensinnige alte Kerle zu kümmern, die sich zufällig in sein Auto setzten. Außerdem habe er in Helsinki eine Freundin mit einem Hüftleiden. Es gehe nicht an, dass er durchs Land reise, während sie vor einer schweren Operation stünde.
    »Und ich dachte, wir sind Freunde. Im Krieg lässt man seine Kameraden auch nicht im Stich«, klagte der Alte.
    Sorjonen trug das Gepäck ins Auto und forderte Ryt­ könen auf, mitzukommen. Der alte Mann war traurig und enttäuscht. Er bat Sorjonen, ihn zum

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