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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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zeigte, die er entdeckt hatte … eine weitere halbe Stunde würde bestimmt nicht schaden.
    Einmal versäumte sie das Mittagessen.
    Byrne und sie spielten Schach. Sie verlor jede Partie.
    Sie versäumte das Probemenü für den Ball.
    Sie versäumte es, dabei zu sein, als Schwester Nancy sich bei Dr. Berridge Rat holte, weil der Duke nicht mit dem rechten Appetit zu essen schien.
    Sie war nicht aufzufinden, als Jason nach dem Dinner eine vierte Person für eine Partie Whist suchte. Hale und Thorndike hatten den ganzen Tag draußen verbracht und waren zu erschöpft für ein Kartenspiel. Sie zogen sich gleich nach dem Abendessen zurück und folgten damit dem Beispiel des Dukes. Er hatte sich früh zu Bett begeben … weil Jane nicht anwesend war, um die gewohnte abendliche Schachpartie mit ihm zu spielen.
    Eines Tages fiel ihre häufige Abwesenheit dann aber doch auf.
    Sie saßen in Byrnes Wohnzimmer, als es geschah. Das kleine Zimmer war mit Papieren und Zeichnungen übersät. Jane, deren begrenztes künstlerisches Talent kaum besser war als Byrnes, hatte eine grobe Skizze der Gegend angefertigt – der Merrymere, Reston, der Broadmill River, die Fjells und die Straßen, alles mit Namen versehen.
    Die vergangenen Tage waren die aufregendsten und frustrierendsten gewesen, solange Byrne sich zurückerinnern konnte. Die aufregendsten, weil Jane bei ihm war, weil ihr Duft nach Zimt und Jelängerjelieber ihn ebenso faszinierte wie ihre zupackende Tatkraft … und aus ebendiesem Grund waren es auch die frustrierendsten Tage.
    »Eines verstehe ich nicht«, sagte Jane und betrachtete die ausgebreitete Karte, »wie kann jemand aus dem Dorf reiten und jemanden auf der Straße angreifen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?« Sie schob sich eine Locke hinter das Ohr zurück. In ihrem Gesicht spiegelte sich eine entzückende Mischung aus Verwirrung und Konzentration. Und Byrne konnte den Blick nicht von ihr wenden. Die Art, wie sie sich auf die Lippen biss … die Art, wie sie die schmalen Schultern zuckte …
    »Vielleicht reiten sie den Merrymere entlang«, überlegte Byrne. Er riss sich aus seiner Träumerei und stellte sich neben Jane. Mit dem Finger fuhr er die Küstenlinie entlang. »Hier, auf der Ostseite.« Er stand viel zu nahe bei ihr, als dass sie beide es hätten ignorieren können.
    »Aber dann müssten sie das Land überqueren, das zum Cottage gehört. Und sie müssten die Fjells überwinden«, hielt Jane dagegen. Sie hob den Kopf und sah Byrne direkt in die Augen und ihm stockte fast der Atem.
    »Machbar wäre es«, erwiderte er, nahm einen Stift zur Hand und zeichnete durch das Tal zwischen den Fjells einen Pfad.
    »Vielleicht ja. Aber ärgerlich für die Familie, deren Land er zur Flucht benutzt.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust – die perfekte Nachahmung eines Schullehrers, der soeben ein Kind beim Schummeln erwischt hatte.
    Byrne lächelte, richtete den Blick aber weiterhin auf die Karte. »Ein Mann schafft die Beute an einen sicheren Ort, wahrscheinlich irgendwo südlich von Reston. Der andere kommt von der östlichen Seite des Sees zurück und reitet von der Westseite kommend wieder ins Dorf, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt hat. Zum Teufel noch mal, wenn er schnell ist, dann kann er es sogar vor seinen Opfern ins Dorf schaffen.«
    Er zeichnete ein kleines X zwischen die Fjells auf der Ostseite des Sees. »Hier. Das Tal zwischen den Fjells. Wenn er diesen Weg nimmt, dann müsste er durch diesen Pass kommen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Dort können wir ihn also schnappen!«, bekräftigte Jane mit aufgeregter Stimme.
    » Ich kann ihn dort schnappen«, mahnte Byrne. Seine Entdeckung gefiel ihm allerdings zu sehr, als dass er sie ernsthaft hätte zurechtweisen können. »Du hast versprochen, dass du dich nicht in Gefahr bringst, schon vergessen?«
    »Oh, schon gut. Wo du ihn fangen kannst.« Jane verdrehte die Augen. »Aber wann?«
    »Am Tag deines Balls«, erwiderte Byrne. »Die Gäste werden sich dem Anlass entsprechend fein herausputzen. Für jeden Straßenräuber, der auf sich hält, wäre die Versuchung einfach zu groß.«
    »Du willst nicht zu meinen Ball kommen?«, fragte Jane überraschend kleinlaut.
    Byrne errötete, als er merkte, wie enttäuscht sie war. »Die Gelegenheit ist einfach zu günstig, um sie ungenutzt zu lassen. Und käme ich zum Ball, würde ich den ganzen Abend daran denken müssen, dass ich mir eine Gelegenheit entgehen lasse, den Kerl zu schnappen. Und daran, wie

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