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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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und Sie lieben ihn sicher. Darum werden Sie vielleicht verstehen, was ich Ihnen erzähle. Ich liebe Hunde auch sehr. Überhaupt alle Tiere. Und heute … Das ist so: Der Mann, mit dem ich verlobt war, ist das, was man eine gute Partie nennt. Er sieht gut aus, er hat viel Geld. Wir sind heute in einem sehr großen, sehr eleganten Wagen da hinausgefahren. Ich sage das bloß, weil das ja heutzutage soviel zählt. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Durchaus.«
    »Ja also, alle Leute, die mich kennen, waren der Meinung, ich würde da eine großartige Partie machen und könnte glücklich sein. Zuerst war ich es ja auch. Aber jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr. Ich hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, den falschen Mann erwischt zu haben. Ich habe immer dieses Pech. Man merkt manches erst, wenn man … ich meine, wenn man sich näher kennt. Und Geld, nicht wahr, Geld allein tut es auch nicht.«
    »Das ist Ansichtssache«, sagte ich vorsichtig. »Es gibt Leute, die meinen, Geld wäre schon sehr wichtig, um glücklich zu sein. Auch in einer Ehe. Wenn Sie mich fragen … ich könnte Ihnen dazu auch eine Geschichte erzählen. Aber ganz persönlich, von mir aus gesehen, also ich finde, nein, Geld allein tut es auch nicht.«
    »Schön«, sagte sie befriedigt. »Wir waren also da draußen, saßen in einem Garten von einem Café, tranken Kaffee und aßen Kuchen. Es war ziemlich voll dort, an jedem Tisch saßen Leute. Ich will nicht sagen, daß wir uns stritten. Aber wir waren gereizt. Und ich war unglücklich. Und da war ein kleiner Hund. Irgend so ein drolliger kleiner Bastard, der lief zwischen den Tischen herum und bettelte ein bißchen. Wie Hunde das halt so tun. Und er bekam hier und da ein Bröckchen. Und dann war er bei uns, und ich gab ihm von meinem Kuchen. Und da ich unglücklich war und keinen Appetit hatte, verfütterte ich fast den ganzen Kuchen an den Hund. Finden Sie das schlimm?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Er hatte den Hund schon mal weggescheucht, aber der kam wieder. Der Kuchen schmeckte ihm eben. Und plötzlich sagte er zu mir: ›Ich bezahle schließlich nicht deine Torte, damit du sie an den Köter verfütterst.‹ Und während ich ihn noch erstaunt ansehe, hebt er das Bein und gibt dem Hund einen Tritt. Nicht ein bißchen. Einen richtigen, derben, gemeinen Tritt. Der Hund fliegt im großen Bogen durch den Garten und quietscht ganz jämmerlich. Es war ja nur ein kleiner Hund.«
    »Das ist eine Gemeinheit«, sagte ich ehrlich empört.
    »Nicht wahr?« Sie richtete sich auf, und ihre Augen funkelten jetzt richtig im Licht der Kerze. »Also ich springe auf und schreie ihn an. Du gemeiner Kerl, oder irgend so etwas habe ich gesagt, ich weiß auch nicht mehr genau, mit dir will ich nichts mehr zu tun haben. Du … du brutaler Prolet.« Sie nickte nachdrücklich mit dem Kopf. »Ja, das habe ich wörtlich gesagt: du brutaler Prolet. Alle Leute haben das natürlich gesehen und gehört und guckten nun zu uns, und es war sehr peinlich, aber ich nahm meine Tasche und lief fort. Aus dem Garten raus und in den Ort hinein, so schnell ich konnte.«
    »Ja«, sagte ich, »ich verstehe. Das war gewissermaßen der berühmte Tropfen, der den Krug zum Überlaufen bringt.«
    »Genau.«
    »Und dann? Wie kamen Sie vom Chiemsee hier an den Waldrand?«
    »Das war so. Weil ich dachte, er käme mir nach, lief ich bis zur Straße und winkte dort den Wagen. Ich dachte, es nimmt mich einer mit nach München. Ich wollte nicht zurück in seinen verdammten Angeberkarren.«
    »Verstehe.«
    »Ich hab' so was noch nie gemacht und bin prompt an den Falschen geraten. Der Kerl, der endlich anhielt, war widerlich. So ein großer, schwarzer Bulle. Dick, und furchtbar geschwitzt hat er. Und auf dem Handrücken hatte er lauter schwarze Haare.«
    Ich blickte unwillkürlich auf meine Hände. Nein, ich hatte da bestimmt nicht ein Haar.
    »Am liebsten wäre ich nicht mitgefahren. Aber das ging ja nun nicht. Außerdem hatte ich Angst, Eberhard käme jeden Moment. Unterwegs wurde der Kerl dann frech. Faßte mich ans Knie und sagte … das kann ich nicht wiederholen, was er alles sagte. Schließlich meinte er, wenn so ein netter, kleiner Seitenweg käme, sollten wir ein bißchen abseits fahren. Sie verstehen?«
    Ich nickte. Ich verstand. Darum war sie so krötig gewesen.
    »Gott sei Dank kamen wir dann da vorn an die Bahnschranke, und weil sie zu war, mußten wir halten. Da machte ich die Wagentür auf, er wollte mich festhalten, aber

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