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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Außerdem sind die meisten meiner Bücher unter Pseudonym erschienen.
    Sie kam sachlich zu ihren eigenen Belangen zurück.
    »Also besteht wirklich keine Möglichkeit, heute noch in die Stadt zu kommen?«
    »Nur die eine, die ich Ihnen genannt habe. Aber Sie können gern hier übernachten. Morgen ist Sonntag, und ich nehme an, Sie versäumen nicht viel. Es sei denn, es wartet in München irgend jemand auf Sie, der sich vielleicht Sorgen macht.«
    »Auf mich wartet niemand«, erwiderte sie, und das klang auch ein wenig bitter.
    »Nun, vielleicht … dieser … dieser Eberhard? Eigentlich müßte es ihn ja interessieren, wo Sie abgeblieben sind?«
    »Ja«, gab sie zu, »vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Je nachdem, wie beleidigt er ist.«
    »Dann tut es ihm mal ganz gut, wenn Sie einen Tag lang verschwunden sind. Am Montag fällt die Versöhnung dann um so leichter.«
    Sie richtete sich auf und blickte mich gerade an. »Mir ist es Ernst. Wir passen nicht zusammen. Es ist nicht nur der kleine Hund. Da ist noch … noch verschiedenes, was mich abstößt.« Und auf einmal klang ihre Stimme ganz verzweifelt, als sie fragte: »Warum ist es denn so schwer, einen Menschen zu finden, den man … mit dem man … ich meine, der eben richtig ist?«
    »Haben Sie ihn denn geliebt?« fragte ich vorsichtig.
    »Ich habe es mir eine Zeitlang eingebildet.«
    »Hm.« Nach einer kleinen Pause fuhr ich fort: »Also mein Angebot bleibt bestehen. Morgen ist sicher wieder ein schöner Tag. Sie können sich hier erholen und wann es Ihnen paßt, in die Stadt hineinfahren.«
    »Und … und jetzt?«
    »Hier«, ich stand auf und ging zu der Tür im Hintergrund des Raumes und öffnete sie. »Hier ist das Zimmer meiner Tochter. Das heißt, Zimmer ist übertrieben, es ist mehr eine Kammer. Aber ein Bett ist darin, ein kleiner Tisch, ein Stuhl, und an der Tür ist ein Schlüssel, da können Sie sich einschließen. Niemand wird Sie stören. Ich bestimmt nicht. Höchstens, daß Dorian mal bellt.« Ich kam zurück, stellte mich vor sie hin. »Oder haben Sie immer noch Angst vor mir?«
    »Nein«, sagte sie langsam, die Augen ruhig auf mich gerichtet. »Nein. Ich vertraue Ihnen.«
    Unwillkürlich rötete sich meine Stirn. Es gibt diese und jene Situationen. Vielleicht ist es für einen Mann nicht unbedingt ein Kompliment, wenn ein Mädchen ganz seelenruhig in einem einsamen Waldhaus bei ihm übernachtet und nichts von ihm befürchtet. Vielleicht würde es Leute geben, die sagen: Na, mit dem Burschen kann nicht viel los sein. Vielleicht. Andererseits bin ich der Meinung, es ist eine Menge wert, wenn ein Mensch zu einem anderen Menschen, auch eine Frau zu einem Mann sagen kann: Ich vertraue Ihnen.
    Eine Million Dollar ist das wert, mindestens, meiner Meinung nach. Und jetzt, als das Mädchen zu mir aufblickte mit diesen schönen klaren Augen in dem schönen klaren Gesicht unter dem weichen blonden Haar, da dachte ich: Was für ein wunderbarer Beginn. Wenn solch ein Wort am Anfang steht.
    Eine halbe Stunde später, als ich im Bett lag, mußte ich mich über mich selber wundern. Was hieß das, Beginn? Wo stand geschrieben, daß es eine Fortsetzung gab? Wollte ich das denn?
    Vor dem offenen Fenster hörte ich die Bäume leise rauschen. Über dem Wald sah ich ein paar Sterne, groß und leuchtend standen sie im dunklen Samt des Himmels. Hoher Frühling, und bald würde es Sommer sein. Die Erde blühte und leuchtete und lebte. Und sie ließ es einfach nicht zu, daß einer leer und tot und ohne Hoffnung und Wünsche blieb. Sie war selber zu lebendig und erfüllt.
    Ja, ich wollte, daß es eine Fortsetzung gab. Ich wollte, daß sie mich wieder ansah mit diesen ruhigen schönen Augen, daß sie mir zulächelte, daß sie wieder sagte: Ich vertraue Ihnen. Oder sogar auch …
    Pst! Die Nacht schweigt. Der Wald, das Land, die Sterne schweigen. Schweige auch du, dummes, altes, törichtes, trotz aller Enttäuschungen immer wieder hoffnungserfülltes Herz. Warte doch. Warte doch wenigstens erst einmal bis morgen.

Sonntagsgespräche mit einem schlechtgekämmten Mädchen
    Ich erwachte davon, daß Dorian mir seine kühle Nase ins Gesicht stupste. Er ist der zuverlässigste Wecker, den man sich vorstellen kann. Nicht rücksichtslos, nein. Er weiß, daß ich kein leidenschaftlicher Frühaufsteher bin. Im Sommer so gegen acht, im Winter gegen neun, oder wenn es sehr kalt und ungemütlich ist, wartet er auch mal bis halb zehn, aber dann hält er es für angebracht,

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