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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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heiß. Jedenfalls trifft man manchmal nette Leute bei Gewitter. Dabei bleibe ich.«
    »Waren es denn mehrere?« fragte ich. »Leute im Gewitter, die du getroffen hast?«
    »Zwei.« Ihr Blick ging hinüber zu Dorian, der, alle viere von sich gestreckt, am Fuße einer mächtigen Tanne lag.
    »Ah ja«, ich nickte. »Natürlich.«
    »Ein komisches Geschwätz habt ihr zwei da beieinand«, meinte der Toni mißbilligend. »Verliebte reden immer Unsinn.«
    »Sie haben ihre eigene Sprache«, gab ich zu. »Ihre eigene Grammatik, ihre eigene Diktion, und sie verwurschteln Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles eventuell in einem Satz. Und können sich gegebenenfalls bis an ihr Lebensende über jedes Gewitter freuen, bloß weil das eine Gewitter für sie so wunderbar und wichtig war.«
    »Mal abwarten«, meinte Toni. »Soviel ich deinem Gefasel entnehme, habt ihr euch bei einem Gewitter kennengelernt. Es ist durchaus möglich, daß die junge Dame eines Tages sagt: Wenn ich an dieses gräßliche Gewitter denke, wo ich diesen gräßlichen Kerl kennengelernt habe. Nichts Übleres auf der Welt als Gewitter!«
    Ich lachte. Steffi blickte erst den Toni, dann mich nachdenklich an.
    »Das kann man natürlich nie wissen«, sagte sie. »Freilich, manchmal ändert sich alles. Aber ich glaub's nicht. Ich glaub's nicht, daß ich das Gewitter mal verfluchen werde.« Ich beugte mich hinab und küßte sie. »Nein. Ich glaub's auch nicht.«
    Und ich dachte: Eigentlich ist alles, was sie sagt, für mich ein großes Kompliment. Denn der Tag unseres Gewitters hatte ja nicht nur unser Kennenlernen gebracht, sondern auch ihren endgültigen Entschluß, sich von Eberhard zu trennen. Es war nicht nur der Beginn einer neuen Liebe gewesen, auch der Abschied von einer alten. Und wie es schien, maß Steffi diesem Teil des Gewitters nicht mehr die geringste Bedeutung zu. Ich zündete mir eine Zigarette an, trank einen großen Schluck Zitronenwasser und setzte mich neben Steffis Liegestuhl ins Gras.
    »Wenn man euch zwei so sieht, muß man sich wundern«, sagte Toni.
    »Warum?«
    »Nicht über Sie, Gnädigste. Sie sind jung. Aber der da«, Toni machte eine wegwerfende Kopfbewegung zu mir hin, »er ist ja eigentlich schon ein recht alter Esel. Und balzt wie ein verliebter Auerhahn.«
    »Erlaube mal, ich bin neununddreißig. Ist das vielleicht ein Alter für einen Mann?«
    »Ich denk', vierzig?«
    »Erst nächsten Monat. Und dann fangen endlich meine besten Jahre an. Darauf warte ich schon lange.«
    »Vierzig Jahre«, meinte der Toni versonnen. »Du könntest glatt mein Sohn sein. Obwohl ich mich für einen solchen Sohn bedanken würde.«
    Ich wußte nicht genau, wie alt der Toni war. Er hatte es nie gesagt, und ich hatte ihn nie gefragt. Über Sechzig war er bestimmt. Es ließ sich schwer schätzen. So ein ewiger Hallodri wie er blieb in gewisser Weise immer jung.
    Steffi sagte: »Vielleicht sind Sie bloß neidisch, Toni?«
    »Neidisch? Ich? Warum denn?«
    »Könnt' ja sein, Sie hätten ganz gern auch Ihre Freundin da, die Frau Obermeier.«
    Toni kniff die Augen zusammen. »So? Denken S' das, meine Gnädigste? Daß Ihnen nur net geschnitten ham. Ich weiß schon, Sie graben immerzu nach meinem Gewissen und wollen mir einreden, ich hätt' Zeitlang nach der Nanni. Aber da können S' lang warten. I net. I scho lang net. Das wär' die erste Frau, die mir Seelenschmerzen macht.«
    Steffi und ich tauschten einen raschen Blick. Gar so ein kaltschnäuziger Held, wie er uns einreden wollte, war der Toni durchaus nicht. Wir hatten ihn manchmal erwischt in den letzten Tagen, wie er grüblerisch vor sich hin sinnierte. Und immer redete er von seiner verlassenen Braut.
    »Ich hol' mir ein frisches Bier«, verkündete er jetzt und erhob sich. »Wollt's ihr auch was?«
    »Wenn Sie den Krug mit dem Zitronenwasser ein bisserl in den Kühlschrank stellen würden«, schlug Steffi vor. »Damit's nicht so warm wird.«
    Toni nahm den Krug und marschierte ins Haus.
    »Und du bereust es nicht?« fragte ich Steffi.
    »Was?«
    »Daß du damals bei dem Gewitter allein am Waldrand gelandet bist und von einem fremden Kerl aufgegriffen wurdest?«
    »Ich bereu's nicht.«
    »Noch nicht?«
    Sie sah mich an, ihre Stimme war ganz ernst, als sie sagte: »Oh, ich wünsch' mir, ich wünsch' mir so sehr, daß ich es nie bereuen werde.«
    »Und du meinst, das Leben, das ich dir biete, wird dir auf die Dauer genügen?«
    »Das Leben, das du mir bietest, ist wundervoll. Ich liege hier faul im

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