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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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geschieht ihm nur recht, dachte Frank. Soll der Drecksack doch ein schlechtes Gewissen bekommen, jedes Mal, wenn er in den Spiegel schaut, wenn er sich überhaupt traut, hineinzuschauen. Aber was zum Teufel wollte er hier? Hatte er nicht seinen eigenen Schuppen, in dem er mit Gleichgesinnten um die Wette saufen und pissen konnte? Frank wurde unruhig. War er hergekommen, um noch mehr Ärger zu machen, als hätte er nicht bereits genug angerichtet? Doch Bob Spencer ging geradewegs an ihnen vorbei, setzte sich in die hinterste Nische, behielt den Mantel an und bestellte einen Kaffee. Solange er dort saß, sagte niemand ein Wort. Zum Glück war das nicht so lange. Er leerte die Kaffeetasse in einem Zug, legte ein paar Münzen auf den Teller und ging langsam wieder zur Tür, dieses Mal blieb er vor Frank stehen. Doch es war Blenda, die er ansah.
    »Na, du warst es wohl, die Farrelli den Job besorgt hat, was?«
    »Halt die Klappe«, sagte Blenda und schaute woandershin.
    »Du hattest doch deine Finger im Spiel, nicht wahr? Oder war es gleich die ganze Hand?«
    »Halt die Klappe«, wiederholte Blenda.
    Bob Spencer grinste, und es hätte weniger bedurft, dass einem der Appetit verging.
    »Sonst konntest du doch immer einen Scherz vertragen, Blenda. Übrigens, wie geht’s?«
    »Gut, Bob.«
    »Das sieht man. Übrigens, schon lange her.«
    Blenda begegnete seinem Blick.
    »Deshalb geht es mir ja auch gut.«
    Einen Moment lang war Bob still, stand nur da, starrte sie an und ließ diesen Satz in sich sinken. Frank wusste nicht, was schlimmer war, dass Bob Steve zusammengeschlagen hatte oder dass Blenda offenbar etwas mit Bob zu tun hatte. Sally stand am Tresen bereit, falls Bob nicht an sich halten konnte, und es war selten, dass jemand versuchte mit Sally Streit anzufangen. Langsam drehte Bob sich zu Frank um.
    »Und Steve?«, fragte er.
    Frank schaffte es nicht aufzusehen, er legte die Hände um die Kaffeetasse und schaute sie stattdessen an.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Ist er aufgewacht?«
    »Nein.«
    »Habe überlegt, ob ich ihn mal besuchen soll. Muss doch ziemlich öde sein, da so allein herumzuliegen.«
    »Sein Vater ist die ganze Zeit bei ihm. Mehr Besuch braucht er nicht. Und schon gar nicht von dir.«
    Bob Spencer zuckte mit den Schultern und wirkte einen Moment lang einsam und verlegen, wie Frank fand, fast tat ihm der Mann leid. Und es quälte Frank geradezu, dass ihm so ein Mistkerl leid tun konnte.
    »Ich glaube, du solltest jetzt gehen«, sagte Blenda.
    »Glaubst du das?«
    »Ja. Ich glaube, du solltest jetzt gehen.«
    »Du hast eine neue Frisur.«
    »Tatsächlich?«
    »Gefärbt haben sie mir besser gefallen. Du wirst langsam grau.«
    »Es reicht, Bob.«
    »Hast du auch noch zugenommen?«
    Blenda ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Jetzt wirst du gemein«, sagte sie.
    Bob wandte sich noch einmal Frank zu, dem er nicht mehr leid tat. Und ihm gefiel Blendas Antwort nicht, gemein, dass Bob Spencer gemein war, das wirkte so vertraulich, fast intim, als hätten sie dieses Gespräch schon seit Jahren geführt.
    »Und du hast dir endlich eine Braut angeschafft«, sagte Bob.
    Frank Farrelli hätte ihn natürlich niederschlagen sollen, ganz einfach aufstehen und diesen Kerl zu Boden schlagen, rausschleppen und in den nächsten Rinnstein schmeißen. Das wäre das einzig Richtige gewesen, das Einzige, das Frank, und Steve, ja, Steve auch, eine Art Genugtuung verschafft hätte. Doch Frank war nicht von dieser Art. Er war anders zusammengeschraubt. Vielleicht stimmte es ja doch, was Martin gesagt hatte, dass es ihm an Rückgrat fehlte, dass er ein Nachahmer war.
    »Tatsächlich?«, fragte Frank.
    Blenda beugte sich über den Tisch vor.
    »Kümmere dich nicht um ihn.«
    Sich nicht um ihn kümmern? Verteidigte sie den Typen? Frank war bitte schön gezwungen, etwas zu tun. Er stand auf und hatte keine Ahnung, was im nächsten Moment passieren würde.
    »Geh jetzt, bevor …«
    »Bevor was, Farrelli?«
    »Du bist hier nicht erwünscht.«
    »Gehört der Laden dir, Farrelli?«
    »Aber mir«, sagte Sally.
    Sie packte Bob Spencer am Arm und schob ihn energisch zur Tür. Dort riss er sich wie ein wütender Junge aus ihrem Griff los und zeigte auf Frank.
    »Weißt du was, Farrelli! Verdammt, sie haben die Jukebox rausgeschmissen! Auf den Müllhaufen! Eine alte Wurlitzer auf den Müllhaufen!«
    »Na und? Die hat doch sowieso nicht funktioniert, du Pickel gesicht.«
    »Weißt du was, Farrelli? Die ganze Sache ist nur deine Schuld. Du

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