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Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Titel: Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Platte.
    Das Glas schlug auf die Terracottafliesen auf, wo es mit einem satten Geräusch zerplatzte. Der Inhalt verteilte sich in schweren, roten Klecksen. Einige Spritzer besprenkelten Linas Jeansrock, ihre Sandalen, die nackten Beine. Sie blieben wie Blutstropfen auf der Haut kleben.
    Es herrsche absolute Regungslosigkeit.
    Ein süßer Geruch nach Erdbeeren breitete sich aus.
    So langsam, als wäre ihre Motorik fehlerhaft, zog Lina beide Arme an ihren Bauch und krümmte sich leicht.
    Nick wusste intuitiv, dass ihr Magen sich zusammenzog, dass Lina drauf und dran war, sich zu übergeben. Auf dem Beistelltisch lag die Abdeckhaube vom Waffelteller. Falls es nötig wurde, könnte er sie mit einem Griff erreichen und Lina wie eine Schüssel hinhalten. Aber dazu kam es nicht, denn sie verließ fluchtartig die Terrasse.
    Sie öffnete die Tür zum Souterrain. Es folgte erst das Geräusch ihrer die Treppen hinuntersteigenden, dann ihrer sich in Richtung Sauna entfernenden Schritte. Wasser rauschte durch die Leitungen in den Wänden.
    „Sie duscht wieder“, bemerkte Marion überflüssigerweise. „Wer weiß, wann sie heraufkommt.“
    Und dann, dann setzte Linas Heulen ein. Diese schrillen Resonanzen ihrer Seelenpein, die Nick durch Mark und Bein gingen, quälten sich bis zu ihnen.
    Hinter Nicks rechtem Auge begann es zu pochen. Er würde Kopfschmerzen bekommen. Dankbar registrierte er, dass Thomas das Radio im Wohnzimmer einschaltete und es sehr laut stellte, damit man es bis draußen hören konnte.
    Ein Werbeblock über Autoglasscheiben übertönte das Gejammer, das Wasserrauschen, einfach alles. Es folgte die Uhrzeit. Und dann die Nachrichten.
    Der Sprecher verkündete, dass die „Soko Jan“ neuen Hinweisen nachging und mehrere Maisfelder absuchte. Mit Hunden. Wenigstens war nicht die Rede davon, dass man das Schlimmste befürchtete. Das Letzte. Nein, kein Wort. Schließlich gibt man die Hoffnung nicht auf. Sie stirbt nie. Höchstens wenn sie getötet wird.
    Marions Hände zitterten, als sie erst die Scherben einsammelte und danach die zähflüssige Lache aufputzte.
    Nick half ihr.
    Er hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte.
    Trotz alledem tauchte Lina weiterhin zu den Mahlzeiten auf und nahm sie auf ihre hölzerne Weise wie eine Marionette ein.
    Sie trat so unauffällig und leise in die Essecke, dass man glauben könnte, sie würde sich aus dem Nichts materialisieren und von dort auf ihren Platz huschen.
    Nick, seine Tante und sein Onkel benahmen sich nicht anders als die meisten Familien, die beim Essen zusammensaßen. Sie unterhielten sich über dies und das, lachten oder machten sich gegenseitig den Rest Nachtisch streitig. Auf diese Art gelang es ihnen, ein gewisses Maß an Normalität zu halten.
    Thomas bestand darauf, dass sie die „Globale Welt“, seine Tageszeitung, stets auf Berichte über Jan kontrollierten, bevor Lina sie in die Hände bekommen konnte. Fanden sie einen, sortierten sie die Blätter aus.
    Marion achtete darauf, dass weder das Radio noch der Fernseher zu den Nachrichtenzeiten lief, wenn Lina in der Nähe war. Die relativ lockere Grundstimmung sollte sich noch weiter entspannen, da halfen Lina Hiobsbotschaften auf keinen Fall weiter.
    „Glaubst du, sie finden Jan?“, fragte Nick Thomas einmal, als sie allein waren. „Ich meine, lebend.“
    Sein Onkel wand sich heraus, indem er entgegnete, alles sei möglich. Aber Nick wusste sehr wohl, dass dies nicht mehr als eine Phrase war, die ihn beruhigen sollte. Was sie im Übrigen nicht tat. Schließlich war er kein Kleinkind mehr.
    Eine weitere Sache änderte sich noch zum Besseren: Lina setzte sich jedes Mal an die Schwelle zum Mondzimmer, wenn Nick Musik machte. Mit angewinkelten Beinen, um die sie ihre Arme schlang, hockte sie auf dem Boden und schaute zu ihm rein. Doch sobald der letzte Ton verklungen war, stahl Lina sich fort.
    Sie schienen abermals auf der Stelle zu treten. Es war zum Haareraufen! Tage vergingen. Nick zog dreimal in der Woche – montags, mittwochs und freitags – mit seinen Freunden los, schließlich hatte er Ferien. Sie spielten Fußball, gingen ins Freibad und trafen sich zum Tretbootfahren am See oder durchstreiften die Gegend und die Siedlung. Manchmal lungerten sie einfach nur rum.
    Zweimal besuchten sie die Jugend-Disco.
    Obwohl Nick mit den „Outbreakers“ bereits auf einigen Schul-Events und Festen in Jugendklubs aufgetreten war, hatte er noch keine echte Disco von innen gesehen. Die im Feriendorf hieß

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