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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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sich und hielt sich das Handy wieder ans Ohr.
    »Wie ist das passiert?«
    Der Trottel hatte nicht mal eine Entschuldigung anzubieten. Er stammelte irgendwas von austricksen, Stau und Einbahnstraße und verstummte schließlich ganz.
    »Ich bring dich um«, sagte Kristof ruhig. »Wenn du ihn nicht wiederfindest, mach ich dich kalt.«
    Dann stieg er aus dem Wagen. Er war genau in der richtigen Stimmung für das, was er vorhatte.

23
    Luke hatte Jettes Stimme noch im Ohr. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass es ihn so umhauen würde, sie zu hören. Gott, wie hatte er sie vermisst.
    Was er vorhatte, war auf den ersten Blick reiner Wahnsinn. Akito Ono war nichts zugestoßen, davon hatte Luke sich durch regelmäßige Anrufe überzeugt. Das konnte bedeuten, dass es ihm gelungen war, seine Verfolger abzuhängen. Und nun gab er ihnen die Möglichkeit, ihn über Jette wiederzufinden.
    Auf den zweiten Blick konnte er Jette nur dann wirklich beschützen, wenn sie bei ihm war, das hatte er endlich erkannt. Der Spielraum, den er Kristof mit seiner Flucht zugestanden hatte, war zu groß.
    Kristof war nie gefährlicher gewesen als jetzt.
    Und nie so unberechenbar.
    Solltest du Jette folgen , bin ich bereit, den Kampf aufzunehmen .
    Folgte ihr niemand, hätten sie die Chance, gemeinsam darüber nachzudenken, was sie tun sollten. Vielleicht war es doch unausweichlich unterzutauchen. Zumindest bis zum Prozess. Danach wäre die Situation eine ganz andere und sie könnten neu überlegen.
    Er würde im Blockhaus auf Jette warten.
    Dort war er im Vorteil, denn er würde einen möglichen Verfolger sehen, bevor der ihn bemerkte.
    Das Blockhaus war ursprünglich als Unwetterschutz für Wanderer errichtet worden. Inzwischen hatte man es anscheinend vergessen, denn das Holz war brüchig und brauchte dringend einen Anstrich, die Tür hing schief in den Angeln, das Dach war von Flechten und Moos überzogen, und die Fensterscheibe gab es nicht mehr.
    Dennoch war es einer von Lukes Lieblingsorten geworden.
    Hier war er noch nie einem Menschen begegnet. Er war immer hergekommen, wenn er nachdenken wollte. Manchmal hatte er auch bloß auf der Schwelle gesessen, den Stimmen der Stille gelauscht und sich über die unzähligen Sorten von Grün gewundert, die aus dem Wechsel von Licht und Schatten entstanden waren.
    In diesem Holzhaus hatte er mit Jette die erste Nacht verbracht, trunken von Zärtlichkeit und Leidenschaft und so ineinander verschlungen, dass sie die Kälte irgendwann nicht mehr gespürt hatten. Es war im späten Frühling gewesen, doch auf dem Waldboden hatte noch eine Schneekruste gelegen, und mitten in der Nacht hatte es erneut angefangen zu schneien.
    Sie hatten sich in Lukes alten Schlafsack verkrochen, den er immer im Kofferraum aufbewahrt hatte, und einander gewärmt, bis sie gegen Morgen eingeschlafen waren.
    Ihr Frühstück hatte aus einer halben Tafel Weihnachtsschokolade bestanden, die Luke im Handschuhfach gefunden hatte. Sie hatten sich gegenseitig gefüttert und ihre Küsse hatten nach Zimt und Marzipan geschmeckt und draußen waren dicke Schneeflocken vom Himmel gefallen und hatten sämtliche Spuren zugedeckt.
    Allein auf der Welt.
    Das Gefühl hatte ihnen den Atem geraubt.
    Luke beschloss, ohne weitere Pause durchzufahren. Er war für den Notfall gerüstet, hatte sogar ausreichend Nahrung im Kofferraum, um für ein paar Tage ohne jeglichen Kontakt nach außen über die Runden zu kommen.
    Er war erschöpft von der langen Reise und sehnte sich nach Ruhe. Bestimmt zeigten sie sein Bild inzwischen auf jedem Sender. Im Wald würde er einigermaßen sicher sein.
    Das Blockhaus befand sich in der Nähe des bergischen Dörfchens Asmannskotten, das zu Wermelskirchen gehörte. Luke brauchte es nicht ins Navi einzugeben, denn er war so oft dort gewesen, dass er im Schlaf hingefunden hätte. Auf halber Strecke jedoch tat er es trotzdem, weil er beschloss, die A1 zu verlassen, um über Land zu fahren, was nicht ganz einfach war.
    Da er seinen Wagen bis zum Blockhaus mitnehmen musste, ignorierte er die Verbotsschilder und legte den letzten Teil der Strecke auf Wegen zurück, die nur für den Forstbetrieb erlaubt und in einem denkbar schlechten Zustand waren.
    Während er ordentlich durchgeschüttelt wurde, schickte er Stoßgebete zum Himmel, dass ihm bloß keiner entgegenkommen möge. Jeder Wanderer, dem er jetzt begegnete, würde sich später an ihn erinnern. Daran änderte auch die Baseballkappe nichts, die er in einem

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