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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Tankshop gekauft hatte.
    Der Hass auf Kristof lag ihm bitter auf der Zunge. Wie hatten sie bloß so lange Seite an Seite leben können?
    Kristof mit seinem Hang zur Grausamkeit, den er immer so gut zu verbergen verstanden hatte. Bis zu dem Tag, an dem er im Wald einen Fuchsbau entdeckt, ihn ausgehoben und den jungen Füchsen die Schwänze abgeschnitten hatte. Da hatte sich sein wahres Wesen offenbart.
    Kristof, der in diesem Moment vielleicht gerade Jette beobachtete. Der alles bis ins Detail geplant hatte, jeden Schritt, jedes Wort. Der seine Taten grandios in Szene setzte.
    Selten legte er selbst Hand an. Lieber überschwemmte er ein ganzes Tal, als sein Opfer von Angesicht zu Angesicht zu ertränken.
    Für die Drecksarbeit hatte er seine Helfershelfer.
    Luke erwischte ein Schlagloch und fluchte. Fehlte bloß noch, dass ihm der Wagen hier verreckte. Wieder vergewisserte er sich mit einem Blick in den Rückspiegel, dass ihm tatsächlich niemand folgte.
    Doch was auch geschah – er war vorbereitet.
    Das Blockhaus stand immer noch an derselben Stelle. Es trug immer noch die Wunden jahrelanger Vernachlässigung. Und es war leer.
    Das Unterholz war jetzt, mitten im Sommer, schön dicht, und es war einfach, den Wagen so abzustellen, dass er vor neugierigen Blicken geschützt, für Luke jedoch mit drei, vier Schritten erreichbar war.
    Er ging kein Risiko ein. Die Waffe steckte griffbereit in der Tasche seiner Lederjacke, die er neben sich auf den Boden legte, als er sich auf die Schwelle setzte und, wie er das schon so oft getan hatte, in das tausendfache Grün hinausblickte.
    Nur dass er es diesmal mit besonderer Vorsicht tat. Er war so hochkonzentriert, dass er das Knacken des kleinsten Zweiges unter einem Schuh bemerken würde.
    *
    »Hi. Alles okay mit dir?«
    Wenn Jette Wochenenddienst hatte, konnte man sie gefahrlos anrufen. Frau Stein machte zwar ab und zu einen kurzen Kontrollbesuch, um sich davon zu überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zuging, aber den Großteil der Zeit war sie nicht da. Das nutzte Merle gern aus.
    »Alles in Ordnung. Und bei dir?«
    »Wir haben ein paar Jungkatzen reingekriegt. Ein Feuerwehrmann aus Godorf hat sie auf dem Gelände der Raffinerie eingefangen. Sie sind total verwildert, fauchen, spucken, kratzen und beißen, wenn man sie nur anguckt. Aber wenigstens ist wieder Leben in der Bude.«
    »Das freut mich, Merle.«
    Jette hörte sich merkwürdig an. So als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders. Sie klang auch ein bisschen atemlos.
    »Bist du gerannt?«, fragte Merle.
    »Ja. Die Treppe runter.« Jette lachte. »Das nächste Mal nehme ich lieber wieder den Fahrstuhl.«
    »Oder wir fangen endlich mit Joggen an.«
    »Oder das.«
    Merle stutzte.
    Jette, die ständig ihre Witze über all die Läufer, Inlineskater und Nordic Walker riss, die den Kölner Stadtwald und den Rest der Welt in ein riesiges Fitnesscenter verwandelten, wollte sich ernsthaft sportlich betätigen?
    »Echt jetzt?«, fragte sie vorsichtig nach.
    »Was immer du willst, Merle … Du, sei mir nicht böse, ich muss weitermachen … Hier ist höllisch was los.«
    Höllisch was los? An einem Samstagnachmittag?
    Da saßen die alten Leute auf ihren Sesseln und tranken Tee oder sie spazierten gemütlich durch den Park. An den Wochenenden brachte höchstens ein Notfall den Tagesablauf im St . Marien durcheinander.
    Andrerseits, das wusste Merle aus eigener Erfahrung, ereigneten sich Notfälle besonders gern an den Wochenenden.
    »Ist was passiert?«
    Jette zögerte höchstens zwei Sekunden, doch es entging Merle nicht.
    »Nein. Der ganz normale Trubel eben.«
    »Sag mal, stimmt was nicht?«
    »Mensch, Merle.« Jette stöhnte. »Meine Mutter ist schon schwierig genug. Fang du nicht auch noch damit an, dich wie eine Glucke aufzuführen.«
    »Oh, die Dame ist gereizt.«
    »Merle! Du nervst!«
    Es gelang Merle gerade noch, den Rückzug anzutreten. Streit mit Jette war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, und vielleicht hatte sie sich den komischen Unterton in der Stimme der Freundin ja wirklich nur eingebildet.
    »Weil ich dich liebe, du dumme Nuss«, sagte sie. »Bleibt es bei acht Uhr heute Abend?«
    »Was?«
    »Wir haben doch abgemacht, dass Ilka und Mike zuerst mich abholen, und dann kommen wir bei dir vorbei. Acht Uhr. Oder hat sich daran was geändert?«
    »Eigentlich nicht … aber hör mal, Merle …ich kann wirklich nicht länger mit dir sprechen.«
    Jette klang zerstreut und immer noch so, als würde sie

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