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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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und Vokabeln mit ihnen gepaukt. Sie kannte die Namen ihrer sämtlichen Freundinnen und Freunde und wusste sogar, wo sie wohnten.
    Du, mein Lieber, kannst gerade mal die Namen deiner eigenen Kinder behalten.
    Ihre Vorwürfe waren berechtigt, deshalb taten sie ja so weh, und das leere Haus war die Strafe, die er verdient hatte. Er würde seine Versäumnisse niemals rückgängig machen können.
    Verbrecher jagen. Ist das deine Leidenschaft?
    Immer hatte sie ihm solche Fragen gestellt, die er nicht mit einem Satz beantworten konnte. Doch nach dem zweiten und dritten hatte Margot bereits nicht mehr zugehört.
    Wie hätte Bert ihr da erklären können, was es für ihn bedeutete, Polizist zu sein? Wie hätte er ihr von dem Auf und Ab seiner Empfindungen erzählen können, seinen Zweifeln, seinen Hoffnungen, seiner Freude über einen gelösten Fall oder seiner Erbitterung, wenn ein Täter unbehelligt davonkam?
    Sie hatte ja noch nicht einmal begriffen, dass es nicht um das Jagen ging, sondern um Gerechtigkeit.
    Die er den Opfern schuldig war.
    Bert holte den Rasenmäher aus dem Geräteschuppen. Er musste sich jetzt bewegen.
    Bald darauf schnitten die rotierenden Messer Bahnen in das schon viel zu hoch gewachsene Gras. Sie köpften Millionen Gänseblümchen, und Bert hörte auch dann nicht auf zu mähen, als im schwarzgrau verfärbten Himmel das erste Grollen zu hören war.
    Als er den Rasenmäher wieder im Schuppen verstaut hatte, klatschten dicke Tropfen auf das kurz geschorene Gras. Bert blieb stehen und hielt das Gesicht in den Regen, als könne der alle Schuld von ihm abwaschen.
    Erst als er klatschnass in der Küche saß und ein übrig gebliebenes Stück Streuselkuchen verzehrte, so trocken, dass es ihm zwischen den Zähnen zerbröselte, konzentrierten sich seine Gedanken auf die beiden Besuche heute.
    Aus einem unerfindlichen Grund schien alles zusammenzugehören. Jettes unbeirrbares Vertrauen in ihren Freund, Mikes Erinnerung an die Handschuhe, Tessas sonderbare Kälte.
    Bert hatte den Eindruck, der Lösung der Fälle nah zu sein, aber nichts ließ sich greifen, kein Puzzleteilchen wollte an den richtigen Platz.
    Tessa war davon überzeugt, dass Lukas Tadikken der Täter war, und Bert musste zugeben, dass sie starke Argumente auf ihrer Seite hatte. Dennoch gab es Ungereimtheiten.
    Wieso sollte Lukas Tadikken ausgerechnet die Freunde des Mädchens angreifen, das er liebte?
    Bert blätterte in seinem Notizbuch und las nach, was er sich über das Gespräch mit Isa notiert hatte. Isa hatte bemerkt, wie kunstvoll der Täter die Taten arrangiert hatte. Sie hatte angedeutet, er könne schizoid sein und das Liebste zerstören wollen, das er besaß.
    Durchaus vorstellbar. Dennoch konnte Bert sich für die Theorie nicht erwärmen. Der Lukas Tadikken, den er kannte, hatte wie ein vernünftiger, selbstbewusster, aufgeklärter junger Mann gewirkt.
    Und das klinisch saubere, fast unbewohnt wirkende Zimmer? Die Tatsache, dass es keine Familie, keine Freunde zu geben schien und keine sichtbaren Lebenslinien? Konnte das nicht doch auf eine psychische Störung hindeuten?
    Bert sprang auf, lief hin und her und setzte sich wieder. Seine Finger drehten den Kugelschreiber in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit um sich selbst.
    Wenn Lukas Tadikken nicht der Täter war, wer dann?
    Ein Profi, der Handschuhe getragen hatte und möglicherweise auch Maske und Schutzkleidung. Einer, der wusste, wie man Spuren vermied. Einer, den Lukas Tadikken sich zum Feind gemacht haben musste. Der ihn ins Verderben führen wollte.
    Was, wenn Lukas Tadikken nicht der Jäger, sondern der Gejagte war?
    Bert spülte den faden Geschmack des Streuselkuchens mit einem Glas Wasser hinunter und zwang sich, am Küchentisch sitzen zu bleiben. Er dachte an die Präzision, mit der die Morde ausgeführt worden waren. An das Geschick, mit dem der Täter – falls es nicht doch Lukas Tadikken war – den Verdacht auf diesen gelenkt hatte. Daran, wie der Täter mit seinen Nachrichten die Öffentlichkeit suchte.
    Aber auch an die Leichtigkeit, mit der Lukas Tadikken den polizeilichen Ermittlungen ein Schnippchen schlug.
    Das sah nicht nach privatem Rachefeldzug aus. Da waren Profis am Werk.
    Was, wenn Lukas Tadikken Verbindung zum organisierten Verbrechen hatte?
    Obwohl eben der erste Blitz über den Himmel gezuckt war, zog Bert seine Laufschuhe an und trabte los.
    Das war, wie er sehr wohl wusste, unverantwortlich.
    Er blieb innerhalb des Wohngebiets, bis das Gewitter

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