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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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einen Wald? Wo ich in vollkommener Einsamkeit den Mann treffen wollte, in den ich verliebt war?
    »Luke ist nicht Gorg«, sagte ich und erschrak vor meiner eigenen Stimme.
    Ich machte das Radio an.
    Sperrte meine Gedanken aus.
    Ließ sie nicht mehr an mich heran, bis mein Kopf angefüllt war mit Musik. Ich sang sogar mit, um ganz sicher zu sein, dass mich keine Erinnerung hinterrücks überfallen konnte.
    Am Autobahndreieck Heumar wechselte ich auf die A3.
    Und stand im Stau.
    Endgültig.
    Nichts bewegte sich mehr.
    Weit vorn konnte ich blaues Blinklichtgewitter erkennen. Ein Unfall.
    Verzweifelt schlug ich aufs Lenkrad. Was, wenn die Autobahn gesperrt werden musste? Das konnte Stunden dauern.
    Mein Handy lag griffbereit auf dem Beifahrersitz. Vollkommen nutzlos, denn ich konnte Luke nicht erreichen.
    Der Typ in dem weißen Cabrio neben mir schob sich die Sonnenbrille ins Haar und schmachtete mich an. Ich legte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    Bitte, lieber Gott, wenn es dich gibt, dann mach, dass ich es rechtzeitig schaffe.

24
    Eigentlich hatte Isa nicht für Bert gekocht, sondern für den Freund, der sie versetzt hatte. Doch das war Bert gleichgültig. Dem Duft nach zu urteilen, der die Wohnung erfüllte, war sie eine verdammt gute Köchin, und Berts Magen signalisierte ihm mit energischem Knurren, dass er das ebenfalls erkannt hatte.
    »Anschließend könnten wir nach Hürth ins UCI fahren, und du darfst den Film aussuchen, wenn du magst.«
    Nur dass Bert schon lange nicht mehr im Kino gewesen war und keinen blassen Schimmer hatte, welche Filme im Augenblick liefen.
    »Das überlasse ich dir«, sagte er und schnupperte. »Ich bin deinem Freund übrigens ziemlich dankbar, dass ihm was dazwischengekommen ist.«
    »Ihm kommt in letzter Zeit dauernd was dazwischen«, sagte Isa lapidar und füllte Salat in Schälchen aus Glas.
    »Sturm im siebten Himmel?«
    Bert flüchtete sich auf das sichere Terrain der Ironie, weil er nicht abschätzen konnte, ob Isa darüber reden wollte oder nicht.
    »Himmel war mal.«
    Isa blickte ihm kurz in die Augen und trug dann die Salatschalen zum Küchentisch.
    »Im Moment befinden wir uns im Fegefeuer, und von da aus ist es, wie du weißt, bis in die Hölle nur ein kleiner Schritt.«
    Bert war noch nicht oft in Isas Wohnung gewesen, aber sie kam ihm beinah vertrauter vor als sein eigenes Haus. Die Mischung aus alten und modernen Möbeln, die unzähligen Bücher, denen man ansehen konnte, dass sie gelesen und geliebt wurden, die interessanten Bilder an den Wänden und die vielen tausend Kleinigkeiten, die man überall entdecken konnte, all das gefiel ihm und gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit.
    »Mit der Hölle kenne ich mich aus«, entfuhr es ihm und er erschrak.
    Noch nie hatte er so über seine Ehe gesprochen.
    Isa nickte.
    Offenbar hatte sie es gewusst.
    Wahrscheinlich konnte ihm jeder vom Gesicht ablesen, dass er auf einem Scherbenhaufen lebte und dass sich ihm bei jedem unbedachten Schritt ein Splitter ins Fleisch bohren konnte, den er sein Leben lang spüren würde.
    Wir bringen uns um mit dem Streiten und Schweigen, dem Hass und der Verzweiflung, dem falschen Ausharren und der Lieblosigkeit, dachte er.
    »Nichts ist schlimmer als die Abwesenheit der Liebe«, sagte Isa, spießte ein Salatblatt auf und stopfte es sich in den Mund.
    Bert saß wie erstarrt.
    Abwesenheit der Liebe.
    Es schien Isa nicht klar zu sein, was sie da gesagt hatte. Jahre vergeudeten Lebens hatte sie in drei Worte gefasst.
    Abwesenheit der Liebe.
    Sein Handy klingelte.
    Sie hatten eine Leiche gefunden. Im St . Marien .
    Noch während des Gesprächs sprang er auf, drückte entschuldigend Isas Schulter und lief zu seinem Wagen.
    *
    Kristof saß im Sprinter und rauchte eine Zigarette nach der andern. Am liebsten wäre er ausgestiegen, um irgendwas zu demolieren, ein Haus, ein Auto oder den erstbesten Menschen, der ihm unterkam. Er wollte austicken, den inneren Druck explodieren lassen, egal wie viele dabei draufgehen mochten.
    Er hatte versagt. Und er konnte niemandem sonst die Schuld geben.
    Außer diesem verfluchten Mädchen.
    Jette.
    Sie hatte im Büro am Schreibtisch gesessen, mit dem Rücken zur Tür. Zuerst hatte sie sich am Telefon mit einem gewissen Yasar unterhalten. Dann hatte sie sich über ein Blatt Papier gebeugt und leise murmelnd gelesen, was darauf geschrieben stand. Sie hatte am PC eine Liste aufgerufen und sie eine Weile studiert. Danach hatte sie ein zweites Mal telefoniert.
    Ihre

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