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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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wandte sich dann endlich Richtung Norden.
    Er war froh, diesen Wagen zu haben, zwei Jahre alt, vierzigtausend Kilometer gefahren, gut in Schuss, ausgestattet mit einem Navigationssystem, verschiedenen Nummernschildern und der Grundausstattung für sein neues Leben.
    Ein Leben ohne Jette.
    Irgendwo.
    *
    Bert hatte sich für das Wochenende vorgenommen, endlich einmal sein Arbeitszimmer zu entrümpeln. Seine Schreibtischplatte war unter lauter abgelegten Briefen, Notizzetteln und Zeitschriften kaum noch zu erkennen. Doch nicht das war der eigentliche Grund für Berts Eifer. In Wirklichkeit hatte er vermeiden wollen, das Wochenende mit Margot und den Kindern bei den Schwiegereltern zu verbringen.
    In Margots Familie fanden ständig irgendwelche Feierlichkeiten statt. Es gab immer einen guten Grund dafür. Geburtstage, Namenstage, Verlobungen, Hochzeiten, Einschulungen, bestandene Prüfungen. Und wenn es mal keinen Grund gab, gelang es garantiert irgendwem, einen zu erfinden.
    Bert hatte sich schon oft gefragt, wie ein Mensch, der aus einer so notorisch fröhlichen, feierwütigen Familie stammte, so kalt und abweisend werden konnte wie Margot. Vielleicht, hatte er sich gedacht, waren all die Partys und Feste aber auch bloß Versuche, ihre innere Unberührbarkeit zu überdecken.
    Am Vormittag hatte er erste Ermittlungsarbeiten im Fall Albert Kluth durchgeführt, aber er war nicht weit gekommen. Bisher führten alle Spuren ins Leere – bis auf die von Lukas Taddiken, der weiterhin nicht aufzufinden war.
    Mittags hatte er mit dem Aufräumen begonnen. Er hatte sämtliche Rollos heruntergefahren, um die Hitze auszuschließen. Lediglich in seinem Arbeitszimmer hatte er ein paar Ritzen offen gelassen, weil er es absurd fand, am helllichten Tag bei künstlichem Licht zu arbeiten. Mit ein bisschen Fantasie konnte er sich in eine mallorquinische Finca versetzt fühlen. Fast spürte er die kühlen Terrakottafliesen unter seinen nackten Füßen, roch er den Duft von Strandkiefern und Rosmarin.
    Sein Elan ließ sehr bald nach. Er konnte sich schlecht von Sachen trennen, selbst wenn es Ballast war, und er redete sich gern ein, der Grund dafür sei seine Sparsamkeit. Tatsächlich jedoch war es wohl mangelnde Entschlusskraft oder einfach eine Art von Sentimentalität, die ihn bewog, Briefe aufzubewahren und Zeitschriften zu horten.
    Er war deshalb froh, als ihn der Klingelton seines Handys von der unliebsamen Arbeit erlöste. Nach sieben, acht Sekunden hatte er das Handy unter einem Papierberg geortet und hechtete quer durchs Zimmer, um zu verhindern, dass sich die Mailbox einschaltete.
    Sein Herz schlug heftig, als er Imke Thalheims Namen auf dem Display erkannte. Er meldete sich betont förmlich.
    »Melzig.«
    »Imke Thalheim. Guten Tag, Herr Melzig.«
    »Frau Thalheim. Was kann ich für Sie tun?«
    Wie ängstlich sie Distanz wahrten. Wie sehr sie sich scheuten, den andern auch nur mit Worten zu berühren.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie am Wochenende störe, aber ich habe eben mit meiner Tochter telefoniert …«
    »Ich hätte ihr den Anblick gern erspart, aber sie hat das erstaunlich gut weggesteckt.«
    Was redete er denn da? Das Mädchen würde vom Anblick des Toten noch jahrelang heimgesucht werden und schweißgebadet aus Albträumen aufschrecken.
    »Für den Moment«, entgegnete Imke Thalheim da auch schon. »Sobald der Schock nachlässt, wird sie durch die Hölle gehen.«
    Bert nickte, ohne zu bedenken, dass sie sein Nicken nicht sehen konnte. Als es ihm einfiel, redete Imke Thalheim bereits weiter.
    »Ich bin froh, dass Sie da waren, um sie aufzufangen. Danke.«
    Er begann vor Verlegenheit zu schwitzen und machte das Fenster ein Stück weiter auf. Die Luft draußen war jedoch so schwül und drückend, dass sie ihn nicht erfrischte.
    Warum rief Imke Thalheim ihn an? Nur um sich zu bedanken?
    Natürlich, du Träumer, oder was glaubst du?
    Er kriegte sie nicht aus dem Kopf, egal was er anstellte, egal, wohin er sich versetzen ließ, egal wie viele Überstunden er machte, um bloß nicht zu grübeln.
    »Da ist noch etwas, Herr Melzig.«
    Noch etwas …
    Sein Herz flatterte wie ein gefangener Vogel.
    »Jette wird ihren Freund suchen.«
    Alter Narr! Diese Frau war niemals für dich bestimmt. Kapier das endlich!
    »Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
    Er seufzte. Übersetzt hieß das: Passen Sie auf meine Tochter auf. Und das würde er zwangsläufig tun, denn das Mädchen würde ihm bei den Ermittlungen wieder ins Handwerk

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