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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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pfuschen, wie sie das schon mehrmals getan hatte.
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie hat es mir selbst gesagt.«
    »Hat sie schon etwas unternommen?«
    »Meine Tochter lebt ihr eigenes Leben. Sie weiht mich längst nicht mehr in ihre Pläne ein.«
    Das ist Jettes gutes Recht, dachte Bert. Es reizte ihn, sich darüber ein bisschen mit Imke Thalheim zu streiten, doch dazu war die Lage zu ernst.
    »Ich kann nicht zulassen, dass sie wieder Miss Marple spielt«, sagte er.
    »Das weiß ich.«
    »Es war ein ungemein brutaler Mord.«
    Sie fragte nicht nach. Bert konnte sich vorstellen, was in ihrem Kopf vorging.
    »Lukas Tadikken hat doch für Sie gearbeitet, Frau Thalheim. Wie würden Sie ihn beschreiben?«
    »Als Mensch?«
    »Ja.«
    »Er …« Sie stockte. »Sie wollen wissen, ob ich ihm einen Mord zutraue.«
    »Tun Sie das?«
    »Ich … fürchte, ich kenne ihn zu wenig, um das zu beurteilen. Wem traut man schon eine solche Ungeheuerlichkeit zu? Luke ist intelligent und zuverlässig, so viel kann ich sagen. Ein Mord? Nein, das glaube ich nicht.«
    »Wissen Sie etwas über seine Familie, seine Freunde?«
    »Leider nicht. Er gehört zu den Menschen, die immer eine gewisse Distanz wahren. Genau das mag ich an ihm.«
    »Und die Wohngemeinschaft mit Albert Kluth? War das ein rein zweckmäßiges Bündnis oder echte Freundschaft?«
    »Ich habe den Namen Albert heute zum ersten Mal gehört.«
    Bert fragte sich, ob das Leben dieses Lukas Tadikken genauso aufgeräumt war wie sein Zimmer. Würden alle anstehenden Befragungen bei diesem Fall zur Einbahnstraße werden?
    »Wie schätzen Sie die Beziehung zwischen Lukas Tadikken und Ihrer Tochter ein?«
    Es folgte ein langes Schweigen. Bert überlegte schon, ob er noch einmal nachfragen sollte, als Imke zögernd antwortete.
    »Sie war nicht glücklich mit ihm.«
    »War?«
    »Er hat Schluss gemacht.«
    »Davon hat Jette mir nichts erzählt. Heißt das, dass sie nach unserem Gespräch Kontakt zu ihm hatte?«
    »Er hat sie mit einer Nachricht auf ihrer Mailbox abserviert.«
    »Wann war das?«
    »Das müssen Sie meine Tochter fragen.«
    Bert spürte, wie sie sich zurückzog. Ganz unvermittelt waren sie in die Beziehung Polizist – Befragte gerutscht. Was immer auch vorher zwischen ihnen gewesen sein mochte, es war unterbrochen, wenn nicht sogar vorbei. Imke Thalheim fühlte sich in die Enge getrieben. Sie sah ihn in seiner Funktion als Ermittler und wollte ihre Tochter vor jedem möglichen Verdacht schützen.
    Ihm war hundeelend zumute.
    *
    Merle und ich saßen in unserem Innenhof und überlegten, wie wir bei der Suche nach Luke vorgehen sollten. Ilka und Mike waren nach Düsseldorf gefahren. Sie wollten sich ein bisschen in der Stadt umsehen, in der Ilka ab Oktober wahrscheinlich studieren würde.
    Wir alle hatten ihr bei der Auswahl der Arbeitsproben geholfen, die sie mit ihrer Bewerbung eingereicht hatte. Keiner von uns zweifelte daran, dass die Kunstakademie unsere Freundin mit Kusshand aufnehmen würde. Wenn die Professoren nicht auf beiden Augen blind waren, dann war Ilkas Zulassung reine Formsache.
    »Also«, sagte Merle und legte Papier und Kugelschreiber zurecht. »Wo könnte Luke sich aufhalten? Bei wem könnte er sich verstecken?«
    »Keine Ahnung.« Ich hob hilflos die Schultern. »Der einzige Mensch, von dem er je geredet hat, war Albert.«
    »Und der ist tot.«
    Merle schrieb Alberts Namen auf und strich ihn durch. Zimperlich war sie jedenfalls nicht.
    »Was ist?«
    Angriffslustig starrte sie mich an.
    »Nichts. Das ist nur ziemlich … äh … drastisch.«
    Merles Haare klebten an Stirn und Schläfen. Winzige Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe. Siebenunddreißig Grad im Schatten hatten sogar unsere Katzen in die kühlsten Winkel des Kellers kriechen lassen.
    »Auch Mord ist drastisch«, sagte Merle.
    Ich betrachtete den durchgestrichenen Namen.
    Und wenn Luke ebenfalls etwas zugestoßen war? Wenn er irgendwo lag, allein, übel zugerichtet, tödlich verletzt, möglicherweise sogar …
    Rasch schob ich die Bilder beiseite.
    »Wir sollten uns in der Uni durchfragen«, schlug ich vor. »Luke ist doch in Vorlesungen gegangen, hat in der Bibliothek gearbeitet und in der Mensa gegessen. Du bewegst dich auf dem Campus nicht wie in einem luftleeren Raum. Da sind Professoren und Assistenten, Bibliotheksangestellte und was weiß ich nicht alles. Vor allem laufen da jede Menge Studenten rum. Es muss welche geben, die Luke kennen.«
    Uni , notierte Merle und sah mich nachdenklich

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