Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
Morris Burnside auf einer Informatikkonferenz in Birmingham, die das ganze Wochenende dauerte. Er war dort für einen Stand zuständig und hat Produkte präsentiert. Wir haben das überprüft. Es gibt eine ganze Reihe von Personen, die bezeugen können, dass er sich den ganzen Sonntag dort aufgehalten hat, von morgens bis abends.«
    »Kann er sich nicht für eine Weile abgeseilt haben?«
    »Nein, völlig ausgeschlossen.«
    »Wie hat er reagiert, als Sie ihm mitgeteilt haben, dass Sie ihn befragen wollten?«
    »Anfangs war er natürlich geschockt, dann aber sehr höflich und kooperativ. Ein netter junger Mann.«
    »War er wütend?«
    »Überhaupt nicht. Außerdem haben wir nicht erwähnt, dass wir seinen Namen von Ihnen haben.«
    Ich lehnte mich vor und stellte meine Teetasse auf dem Schreibtisch ab.
    »Kann ich sie einfach da stehen lassen?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich hatte keine Kraft mehr, fühlte mich wie leer gepumpt. Für kurze Zeit hatte ich geglaubt, in Sicherheit zu sein. Jetzt ging das Bangen wieder von vorn los. Ich fühlte mich dem allen nicht mehr gewachsen. Ich war müde. »Ich habe gedacht, es wäre vorbei«, sagte ich mit tonloser Stimme.
    »Ihnen wird nichts geschehen«, entgegnete Links, wich dabei aber nach wie vor meinem Blick aus. »Wir werden weiterhin auf Sie aufpassen.«
    Benommen stand ich auf und blickte mich nach der Tür um.
    »Sie müssen das Ganze als positiven Schritt betrachten.
    Wir können einen potenziellen Verdächtigen von der Liste streichen. Das ist durchaus ein Fortschritt.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm um.
    »Was?«, fragte ich.
    »Einer weniger, um den wir uns Sorgen machen müssen.«
    »Bleiben ja nur noch sechs Billionen«, gab ich zurück.
    »Oh, nein, ich nehme an, Frauen und Kinder können wir auch streichen. Damit wären wir wohl bei zwei Billionen minus einem.«
    Links stand auf. »Stadler wird Sie hinausbegleiten.«
    Er musste mich halb führen, halb tragen. In einem ruhigen Teil des Gangs blieb er stehen. »Geht es wieder?«, fragte er.
    Statt einer Antwort stöhnte ich nur.
    »Ich muss dich sehen«, erklärte er.
    »Was?«
    »Ich denke die ganze Zeit an dich. Ich möchte dir helfen, Nadia. Ich brauche dich, und ich glaube, du brauchst mich auch.«
    Er berührte meinen Arm.
    »Was?« Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was er da tat. Mit einem leisen Stöhnen schüttelte ich ihn ab. »Fass mich nie wieder an«, sagte ich. »Fass mich nie wieder an!«

    17. KAPITEL
    ie Angst zog mir den Boden unter den Füßen weg.
    Gleichzeitig
    D
    hatte ich das Gefühl, als würde sie mich von innen heraus auffressen. Ich kroch in mein Bett, starrte zur Decke hinauf und versuchte, nicht nachzudenken. Trotzdem rasten meine Gedanken. Ein paar Stunden der Hoffnung und des Hochgefühls, und nun?
    Jetzt stand ich wieder da, wo ich vor ein paar Tagen angefangen hatte, oder war es schon eine Woche her? Nur dass es mir nicht wie Tage vorkam, sondern wie Monate und Jahre, eine triste, entsetzliche Ewigkeit der Angst. Ich schlief ein, wachte auf, schlief wieder ein. Es war nur ein leichter, nervöser Schlaf, in dem Träume lauerten, die einen festhalten konnten wie dicke, unter der Wasseroberfläche hin und her wogende Schlingpflanzen.
    Erst war es dunkel, dann wurde es langsam heller, und schließlich war wieder Tag. Draußen vor dem Fenster konnte ich den stahlgrauen Himmel sehen. Eine Weile lauschte ich dem Gesang eines Vogels. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Halb sieben. Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf. Was sollte ich heute bloß mit mir anfangen?
    Als Erstes rief ich Zach an. Seine Stimme klang verschlafen.
    »Hallo Zach, ich bin’s, Nadia. Tut mir Leid, aber ich musste dich einfach anrufen. Er war es doch nicht! Es war nicht Morris. Er kann es nicht gewesen sein.«
    »So ein Mist!«, sagte er.
    »Stimmt. Was soll ich denn jetzt tun?« Zu meiner eigenen Überraschung stellte ich fest, dass ich weinte. Die Tränen liefen mir in den Mund, brachten meine Nase zum Jucken, bahnten sich ihren Weg meinen Hals hinunter.
    »Ist die Polizei ganz sicher?«
    »Ja, er war es nicht.«
    »So ein Mist!«, sagte er noch einmal. Ich wusste, dass er krampfhaft überlegte, was er noch hinzufügen konnte, um mich ein wenig aufzubauen.
    »Ich bin völlig ratlos, Zach. Er wird mich kriegen. Ich kann nicht mehr. Ich kann so nicht mehr weitermachen. Es hat keinen Sinn.«
    »Doch, du kannst, Nadia. Du kannst.«
    »Nein.« Ich wischte mit dem Ärmel meines Nachthemds über mein tränennasses

Weitere Kostenlose Bücher