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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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denn sie wartete ja zu Hause auf ihn, und es gab keinen Grund, weiter an sie zu denken.
    »Hübsch hier.«
    Mr Spurrey, mit vollem Mund, machte eine ausholende Armbewegung. Wie zart die Formen, wie kräftig die Farben, wie alles leuchtete, in der außergewöhnlich klaren Luft: fast wie ein Gemälde.
    »Ganz schön steil, dieser Hügel dort drüben«, Saxon schaute mit angestrengt zusammengekniffenen Augen hin, »ungefähr fünfundzwanzig Prozent Steigung, würde ich sagen. Sollen wir unser Schmuckstück nach dem Picknick mal dran testen?«
    Mr Spurrey hatte nichts dagegen. Und nachdem man sich sattgegessen und Mr Spurrey eine kleine Zigarre und Saxon eine Zigarette geraucht hatte, testete man das Schmuckstück an der Steigung – und es bewältigte sie tadellos.
    Nach einigen anderen solcher Tests hielt man noch auf einer Anhöhe unweit von Marks Tey an, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Die Dunkelheit war daher bereits hereingebrochen, als sie wieder am Buckingham Square eintrafen. Mr Spurrey stieg steif aus dem Wagen und drehte sich um, um Saxon Gute Nacht zu sagen. Er hatte das Gefühl, dass dies einer der schönsten Tage seines Lebens gewesen war. Der neue Rolls machte sich ausgezeichnet, der Champagner hatte so gut geschmeckt, im Freien, unter einem Baum, dazu die wunderschöne Landschaft und dieser gute Junge, Saxon. Was für ein netter, vernünftiger Bursche. Wusste, wo sein Platz war, aber war überhaupt nicht unterwürfig, was Mr Spurrey nicht ausstehen konnte. Kein Wunder, dass sich die kleine Wither in ihn verguckt hatte.
    Auf seinem Gesicht zeichnete sich sein runzliges altes Lächeln ab, das mit den Jahren und zunehmendem Misstrauen einen bösartigen Anstrich bekommen hatte. Der junge Mann am Steuer lächelte freundlich zurück.
    »Also dann, gute Nacht, Saxon. War ein schöner Tag, eh?«
    »O ja, Sir, wirklich schön.«
    »Das machen wir bald mal wieder, eh?« Einen Fuß schon auf den Eingangsstufen, wandte er sich noch einmal um.
    »Wie geht’s denn eigentlich Ihrer Frau?«
    »Sehr gut, danke, Sir.«
    »Ähm … hm. Ja, also … dann richten Sie ihr mal schöne Grüße von mir aus.«
    »Danke, Sir, werde ich. Gute Nacht, Sir.«
    Der Wagen glitt davon, und der Frühlingsabend senkte sich über den Platz.
    Mr Spurrey nickte dem Butler zu und betrat das Haus. Langsam ging er die Treppe hinauf. Er war drauf und dran gewesen, Saxon und seine Frau mal zum Dinner einzuladen … sollte das Personal doch denken, was es wollte … warum sollte er sie nicht einladen, wenn er’s wollte? Aber dann hatte er gedacht, nein, lieber doch nicht. Frauen … die machten sich doch immer über alles lustig, selbst über eine ganz normale Bemerkung, und immer wollten sie was von einem Mann. Nein. Besser, sie blieb, wo sie war. Er könnte den Jungen ja irgendwann mal einladen, ohne Anhang.
    Und so gelang es Mr Spurrey vor sich selbst zu verbergen, dass er eifersüchtig auf Saxons Frau war.
    Nach dem Abendessen zog sich Mr Spurrey in die Bibliothek zurück, wo bereits ein schönes Feuer im Kamin brannte und Portwein in einer Karaffe zusammen mit dem neuen Dorothy Sayers auf ihn warteten. Aber die frische Luft hatte ihn so schläfrig gemacht, dass er schon vor dem Ende des ersten Kapitels einzunicken begann, und es dauerte nicht lange, und er war fest eingeschlafen. Irgendwann fuhr er erschrocken hoch. Das Feuer war fast ganz heruntergebrannt, und die Uhr schlug neun. Gähnend richtete er sich auf, und das Buch rutschte ihm vom Schoß. Doch aus dem Gähnen wurde jäh ein Niesen, und Mr Spurrey schüttelte sich vor Kälte. Er fror die ganze Nacht, trotz seiner warmen Decken.
    Der nächste Tag war mild, und auch der bissige Wind hatte sich gelegt. Aber Mr Spurrey lag noch immer im Bett und fror. Gegen Abend nahm es der Butler, Cotton, auf sich, den Hausarzt zu rufen. Eine Erkältung, bloß eine ganz normale Erkältung, versicherte der Doktor (als würde sich das Personal wirklich etwas daraus machen, wie es Mr Spurrey ging), aber Mr Spurrey solle besser im Bett bleiben. Die Grippe grassiere wieder einmal, und im Bett sei er am besten aufgehoben, meinte der Doktor.
    Einen Tag später kamen Fieber und Schüttelfrost hinzu, und es wurde immer schlimmer. Wie eine Überschwemmung breitete sich die Krankheit in Mr Spurreys altem Körper aus, ein Teil nach dem anderen war betroffen: er bekam Gliederschmerzen, er zitterte vor Kälte oder schwitzte im Fieber. Und dann griff es auf die Lungen über, und aus einer »ganz normalen

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