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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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für diesen Firlefanz ausgegeben hatte.
    »Na ja, Pflegeprodukte und so. Rowland’s Macassar Oil. All so was. Seine Haare …«
    Sie verstummte. Manchmal überkam sie eine kindische Loyalität ihrem verstorbenen Mann gegenüber, und genau das war jetzt der Fall. Er tat ihr leid, wenn sie daran dachte, wie sehr ihm davor gegraust hatte, eine Glatze zu bekommen (auch wenn sie sich mit Shirley darüber lustig gemacht hatte). Trotzdem, der grässliche Alte musste ja nicht alles wissen. Das Lachen war ihr vergangen.
    »Und seine Anzüge«, fuhr sie leise fort, »er wollte gut aussehen. Das musste er auch – beruflich und so.«
    Mr Wither schnaubte. Er wusste alles über das »und so«.
    »Und was sonst noch so anfiel …«, schloss sie eilig.
    Mr Wither nickte bedrückt. Er hatte die Knie gespreizt und die dunkellila geäderten kleinen Hände mit den plumpen Stummelfingern auf die Kniescheiben gelegt. Viola senkte hastig den Blick und starrte auf ihre Schuhe.
    Schweigen.
    »Du hast also gar nichts«, verkündete Mr Wither mit Grabesstimme. Er starrte sie mit trübem Blick an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er schaute sie noch ein wenig länger an, schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Dann beugte er sich abrupt vor und stand auf.
    »Nun ja, wir werden sehen«, war alles, was er sagte.
    Nach dieser keineswegs beruhigenden Bemerkung hielt er ihr die Tür auf, und sie entfloh.
    Sie rannte die Treppe hinauf, und er kehrte zu seinem Sessel und zu seinen Gedanken zurück. Die alles andere als sonnig waren.
    Sie hatte kein Geld, und sie nahm zu viel Butter. Sie war erst einundzwanzig und auf seinen ausdrücklichen Wunsch hergekommen, um für den Rest ihres Lebens bei ihnen zu wohnen.
    Viola stürmte in ihr Zimmer und warf sich bäuchlings aufs Bett. Dort lag sie eine Weile und starrte auf den Teppich, die Beine in die Höhe gestreckt, die Schuhe klackend zusammenschlagend. Dann sprang sie verzweifelt auf, zog ihren Mantel an und eilte leise die Hintertreppe hinunter.
    Sie schlüpfte durch die Hintertüre hinaus, wo sich der Hinterhof mit der Garage befand (früher die Ställe). Diese Seite des Hauses war ihr viel sympathischer, weil sich dort mehr tat – zumindest ein wenig mehr. Der Hof lag direkt unter ihrem Fenster. Die Dienstmädchen machten zwar kaum Lärm, doch manchmal zogen tröstliche Essensgerüche zu ihr nach oben. Und manchmal war Saxon dort unten und machte sich am Auto zu schaffen. Viola fand, dass Saxon eingebildet und viel zu hübsch für einen Burschen war. Trotzdem freute sie sich immer, ihn zu sehen. Außer ihr war er der Einzige, der keine Falten hatte. Bei seinem Anblick fühlte sie sich nicht ganz so verloren unter dieser Horde von Mumien.
    Er war auch jetzt dort. Mit leicht gespreizten Beinen stand er da und polierte das Auto. Er trug glänzende schwarze Gamaschen und ein schneeweißes Hemd, das er bis zu den Ellbogen aufgekrempelt hatte. In der hellen Aprilsonne, die nichts beschönigte und viele Gesichter älter aussehen ließ, als sie waren, wirkte er noch frischer und jünger.
    Er blickte durch eine der Wagenscheiben, als sie herauskam, und schenkte ihr ein derart fröhliches, freches und übermütiges Grinsen, dass sie ihren Augen kaum traute. Na! Was ist denn mit dem heute los, dachte sie, beträchtlich aufgemuntert; aber als sie das Auto umrundete und an ihm vorbeikam, wirkte er so korrekt wie immer. Als ob es dieses Lächeln nie gegeben hätte.
    Sie verlangsamte ihre Schritte ein wenig. »Guten Tag«, sagte sie schüchtern. Ihn Saxon zu nennen, dazu fehlte ihr noch der Mut.
    »Guten Tag, Madam«, antwortete er respektvoll.
    »Ein schöner Tag, nicht«, bemerkte sie noch schüchterner und bereits wieder im Gehen.
    »Allerdings, Madam, wirklich schön.« Er schaute sie respektvoll, aber ohne zu lächeln an.
    Gekränkt beeilte sie sich, von ihm wegzukommen. Die Hände in die Taschen geschoben nahm sie die kleine Straße, die am Wäldchen vorbeiführte.
    Was der sich einbildet!, dachte sie erzürnt. Der glaubt wohl, er hat Perlen aus einem goldenen Becher getrunken (ein Lieblingsausdruck von Miss Cattyman aus dem Laden). Ich hab doch bloß gesagt, was für ein schöner Tag es ist …
    Don’t be so disagreeable!
    I’ve only come to say
    How do you do-dy, do-dy, do-dy
    Do-dy, do-dy-day!
    Dieses alte Lied von Dad! Ach, der Tod ist etwas Schreckliches! Als ob man selbst halb gestorben wäre.
    Vielleicht kommt Saxon ja aus einer reichen Familie und macht das alles nur zum Spaß, überlegte

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