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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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angetan hast. Es war falsch, und es hätte nie passieren dürfen.
    Es tut mir so leid.
    Es mag für Dich schwer sein zu glauben, aber ich betrachte diese Ehe nicht als gescheitert, selbst wenn sie geschieden wird. Jedes Mal, wenn ich unseren Jungs in die Augen sehe, erkenne ich in ihnen Dein und mein Abbild. Jerry ist dir so ähnlich, das bringt mich zum Lachen. Mitch ist leider wie keiner von uns beiden, aber vielleicht ist das auch gut so. Er hat einen wunderbaren Geist. Wir haben das gemeinsam gemacht.
    Irgendwo, ganz tief in mir, ist immer noch eine Neunzehnjährige, für die Du das Wunderbarste warst, das sie je erblickt hat. Sie ist begraben unter jahrelangem Streit, und sie ist jetzt erschöpft, aber es gibt sie immer noch. Hoffentlich entdecke ich einiges von ihr wieder, wenn ich nach Washington komme. Sie hat mir gefehlt.
    Vielleicht kannst Du ihn auch wiederfinden.
    Du wirst mir fehlen. Ich liebe Dich.
    Deine Frau (zumindest noch ein Weilchen länger), Leila
    Ich wartete auf ihn. Drei Uhr kam und verging, und ich hatte schon längst erwartet, dass er eintrudeln und den Brief auf dem Küchentisch vorfinden würde. Ich hatte alles andere runtergefegt, um sicherzugehen, dass er ihn nicht übersah. Die Salzund Pfefferstreuer aus Porzellan lagen in Scherben auf dem Boden, der Inhalt auf dem Linoleum verstreut.
    Ich war ruhig, äußerlich zumindest. Ich konnte den ganzen Tag warten. Ich konnte noch länger warten. Das hatte ich schon getan.Dad hatte mich öfter, als ich mich erinnern konnte, alle möglichen Varianten von »Hosenscheißer« genannt, aber erst als sein Pickup in die Auffahrt fuhr, spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, dass er recht haben könnte. In diesem Augenblick wandelte sich mein Nachmittag des Aufbegehrens – eine so leicht einzunehmende Pose, wenn ich allein im Haus war – in tiefe Furcht. Die Schuppen türen, von meinen zornigen Füßen aus den Angeln gehoben, lagen auf einem Haufen im Garten. Das würde er mit Sicherheit bemerken, mit Sicherheit wissen, was ich getan und was ich gefunden hatte, und wir würden nicht mehr um den heißen Brei herumschleichen, wie wir es die ganze Woche und zuvor jahre lang getan hatten.
    Genau das schwebte mir vor. Ein Showdown. Ein Lass-uns-die-Karten-auf-den-Tisch-Legen, einen frei fließenden Austausch von Beschimpfungen. Wie ein quengelndes Kind hatte ich mit dem Finger auf etwas gezeigt und geschmollt, und ich war im Begriff, das zu bekommen, was ich gewollt hatte. In dem Moment der Sicherheit über das, was kam, fand ich auch unerwünschte Klarheit. Dieses Ding zwischen Dad und mir – dieser Felsblock, den wir nicht von der einzigen Straße zwischen uns rollen konnten – würde himmelhoch fliegen. Erst in diesem Moment betrachtete ich den Kollateralschaden, und als ich es schließlich tat, verkrampfte sich mein Herz.
    Dad kam langsam zur Tür herein.
    »Warum, Mitch?«, fragte er, als er mich sah. »Warum kannst du die Sache nicht einfach ruhen lassen?«
    Meine Beine wurden weich. Ich wappnete mich und grapschte den Brief vom Tisch.
    »Warum hat sie dich um Verzeihung gebeten? Warum in aller Welt sollte sie das denn tun?«
    Mit zitternden Fingern nahm Dad mir den Brief ab und machte sich erneut mit den Worten vertraut, die er mit Sicherheit kannte. Sie waren ihm immerhin so wichtig, dass er sie all die Jahre aufgehoben hatte, genau wie die Briefe von seiner Schwester.
    Schließlich seufzte er, lang und tief, was jedoch nichts zur Entspannung beitrug.
    »Was weißt du denn deiner Meinung nach von deiner Mom und mir?«
    Entschlossen machte ich einen Schritt auf ihn zu.
    »Dieses dämliche Fragen-durch-eine-Gegenfrage-beantworten-Spielchen mach ich nicht mit. Antworte du mir zuerst.«
    »Verdammt, Mitch, ich erzähl dir ja schon, was du wissen willst. Beantworte nur meine Frage.«
    Ich nahm mir Zeit, mir meine Worte zu überlegen, obwohl sie mir auf der Zunge gelegen hatten, seit ich denken konnte.
    »Ich weiß, dass du gemein zu ihr warst. Ich weiß, dass du sie betrogen hast. Ich weiß, dass sie, als sie schließlich genug hatte und dich verließ, du dich einen Dreck um uns gekümmert hast. Du hast uns einfach gehen lassen.«
    Dad verzog keine Miene.
    »Deine Mutter hat dir das alles erzählt, ja?«
    Das ließ mich verstummen. Falls ja, konnte ich mich nicht daran erinnern. Ich spulte meine Erinnerungen im Schnelldurchlauf zurück und konnte mich partout nicht entsinnen, dass sie jemals schlecht von Dad geredet hätte. Mom sah in allem

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