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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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was direkt dagegen spräche?«
    »Nein, jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnere. Aber wir haben ja damals weder den Vater noch den Mörder gefunden. Wer will es also wissen? Und das Kind im Übrigen auch nicht.«
    »Wenn man das Geburtsdatum des Kindes zurückrechnet, muss Ylva um den 25. August 1978 herum schwanger geworden sein. In ihrem Kalender taucht ungefähr zu dieser Zeit der Anfangsbuchstabe N auf. Aber diese Person konnte nicht identifiziert werden …«
    Åke Lestander unterbrach sie.
    »Wir haben wirklich mit allen Kräften versucht, ihn, wenn er es nun gewesen sein soll, ausfindig zu machen. Aber es ist uns nicht gelungen.«
    »Wie sicher waren Sie sich, dass es sich nicht um einen jener Männer, deren Vornamen mit N begann, die Sie damals vernommen hatten, gehandelt hat?«
    »Daran erinnere ich mich nicht mehr. Steht das nicht in den Akten?«
    »Nicht direkt. Könnte das N auch die Abkürzung eines Nachnamens gewesen sein?«
    »Vermutlich ist alles möglich.«
    »Wo haben Sie damals die Kalender und Tagebücher gefunden?«
    »Meine Güte. Wo könnte das gewesen sein? Ich meine mich zu erinnern, dass sie in einem Schrank in dem Haus in Jäkkvik lagen.«
    »Und wo befinden sich die fünf Tagebücher, die nicht bei den übrigen Unterlagen liegen?«
    »Etliche Gegenstände aus Ylvas persönlichem Besitz wurden nach einigen Jahren der Mutter übergeben. Sie wollte sie haben.«
    »Wissen Sie, warum es keinen Kalender für das Jahr 1979 gibt?«
    »Es muss einen gegeben haben. Mehrere Personen, mit denen wir gesprochen haben, waren sich sicher, dass sie auch in diesem letzten Jahr einen Kalender besessen hatte. Aber wir haben ihn nie gefunden. Er war ganz einfach weg. Entweder sie hatte ihn verloren, oder jemand hatte ihn mitgenommen.«
    »Was glauben Sie, ist aus der Tochter geworden? Ich meine, Ihrer persönlichen Ansicht nach?«
    »Am naheliegendsten ist es natürlich, dass das Mädchen demselben Täter zum Opfer fiel und dass sie irgendwo im Fjäll begraben liegt. Aber ich würde gerne glauben, dass sie überlebt hat. Früher ist sie mir manchmal im Traum erschienen und hat nach ihrer Mutter gerufen.«

14. KAPITEL
    »Du redest im Schlaf, weißt du das?«
    Robert spaltete das nächste Holzscheit. Kari kam gerade aus dem Haus.
    »Was habe ich denn gesagt?«
    »Du hast einfach drauflos geredet und Geheimnisse über dich ausgeplaudert. Jetzt weiß ich jede Menge.«
    »Hör auf, Witze zu machen. Was habe ich gesagt?«
    »Du hast gesagt: ›Kari Solbakken heiße ich auch.‹«
    Sie lächelte.
    »Heiße ich auch? Was ich damit wohl gemeint haben kann? Und mit wem ich geredet haben könnte?«
    »Und dann war da noch etwas.«
    »Was?«
    »›Mama.‹ Vielleicht hast du mit ihr geredet. Vielleicht willst du ihr ja sagen, wie du heißt, wenn wir sie finden.«
    Kari schwieg. Robert fuhr mit dem Holzhacken fort. Kari sah sich suchend um.
    »Sollen wir noch länger bleiben?«, fragte sie.
    »Ich habe der alten Frau versprochen, Holz zu hacken. Wir können anschließend fahren, wenn du willst. Aber ich dachte, wir könnten noch einen Tag bleiben. Die alte Frau meinte, dass wir noch bleiben dürfen, wenn wir wollen. Sie wollte Elchgulasch mit eigenen Kartoffeln und Preiselbeeren kochen.«
    »Dann bleiben wir noch. Ich habe es nicht eilig.«
    Sie trat aus der Einfahrt und ging die Landstraße hinunter. Ein Holzlaster kam ihr auf dem Weg nach Süden entgegen. Sie verspürte plötzlich das Verlangen, ihn anzuhalten um mitzufahren. Der Fahrer würde bei einer Frau bestimmt anhalten. Sie hob unentschlossen die Hand. Der Fahrer schien zu verstehen, dass sie nicht wusste, was sie wollte und donnerte vorbei. Die Erde bebte unter Karis Füßen. Ihr Haar flog durch den Luftzug hoch. Dann wurde es wieder still. Sie begann Richtung Ort zu gehen. Warum sie diesen Weg einschlug, wusste sie nicht. Ihr Geld hatte sie im Haus gelassen, sie konnte also nicht einkaufen. Etwas anderes gab es dort nicht zu tun. Ihre Füße bewegten sich wie von selbst. Sie konnte sich nicht erinnern, je eine eigene Richtung eingeschlagen zu haben. Meist war sie einfach den anderen gefolgt.
    Und jetzt Robert. Am Abend zuvor hatte sie ihn energisch abgewiesen. Sie war resolut und abweisend gewesen. Genau genommen hatte sie gar nichts dagegen, mit ihm zu schlafen. Verglichen mit vielen anderen, mit denen sie zusammen gewesen war, war er bisher zumindest ein lieber Mensch. Trotzdem hatte sie nein gesagt. Sie hielt ihn auf Abstand. Sonst würde es doch nur so

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