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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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der Eule gesehen.«
    »Hier draußen vor dem Haus?«
    »Die Eule fliegt immer draußen.«
    »Ja, natürlich«, meinte Robert und biss ein großes Stück von seinem Brot ab.
    »Ich habe die Zeit vergehen sehen«, sagte der alte Mann.
    »Sie ging an meinem Fenster vorbei. Und ich habe Rutus’ Hund gesehen.«
    »Wessen Hund?«
    »Ich sah Rutus’ Hund.«
    Dann verstummte er. Er saß schweigend auf seinem Stuhl, ohne ein einziges Körperteil zu bewegen. Als Robert ihn fragte, wie alt er sei, antwortete er nicht. Kari aß rasch auf. Sie zog Robert am Ärmel.
    Als sie wieder draußen auf den Hof traten, war dort kein Mensch zu sehen. Das Tor der Garage war geschlossen. Robert drückte auf die Klinke, aber es war abgeschlossen. »Er scheint weggefahren zu sein«, meinte er und wandte sich an Kari. »Ich will hier weg«, entschied sie. »Ich will hier nicht bleiben.«
    Robert setzte sich in sein Auto und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang sofort an. Er stieg aus und sah sich um.
    »Hallo«, rief er. »Mehr als hundert Kronen kann das nicht kosten«, murmelte er und zog einen Geldschein aus der Hosentasche. Er steckte ihn in das Garagentor. Im selben Augenblick bog der Mann mit den Koteletten um die Hausecke. Er nahm das Geld, ohne etwas zu sagen.
    »Wo sind wir eigentlich?«, fragte Robert.
    »Wir sind hier«, antwortete der Mann.
    »Wir wollen nach Norwegen«, meinte Robert.
    Der Mann deutete auf den Weg. »Fahrt einfach immer das Fjäll hinunter. Nach einer Stunde kommt ihr auf einen breiteren Weg. Norwegen liegt nach links.«
    Robert setzte sich hinters Steuer, und Kari stieg rasch ein. Langsam fuhren sie vom Hof. Als Kari sich umdrehte, war der Mann verschwunden.

17. KAPITEL
    »Einen Augenblick.«
    Der Wachmann an der Pforte griff zum Telefonhörer und wechselte ein paar Worte mit der Person am anderen Ende.
    »Er kommt in ein paar Minuten«, meinte er dann. »Sie können gerne da drüben Platz nehmen.«
    Elina setzte sich auf eine Bank mit Blick zum Fenster. Es war zwei Jahre her, dass sie zuletzt im Stockholmer Polizeipräsidium auf Kungsholmen gewesen war. Bei der Erinnerung daran musste sie lächeln. Sie hatte einen unkooperativen Abteilungsleiter der Sicherheitspolizei beleidigt. Hatte er Karlsson geheißen? Karlsson mit der Warze? Zweifellos ein wenig geglückter Einsatz ihrerseits. Aber dieses Treffen würde besser verlaufen. Ein hochgewachsener Mann tauchte aus dem Inneren des Gebäudes auf und sah Elina an. Sie vermutete, dass es sich um Abteilungsleiter Klinga handeln musste, und erhob sich. Recht stattlich, dachte sie. Er wird das Vergnügen haben, mich von meiner besten Seite kennen zu lernen. Das war nicht allen vergönnt. Sie lächelte strahlend.
    »Klinga«, sagte der Mann und erwiderte ihr Lächeln. Er schüttelte die Hand, die sie ihm hinstreckte. »Aber sag doch Steve.«
    Der mit dem Lloyd?, dachte Elina, und es gelang ihr nur mit Mühe, ein lautes Lachen zu unterdrücken.
    »Meine Kollegen nennen mich Wiik«, sagte sie, »meine Freunde sagen Elina. Du kannst es dir aussuchen.«
    Er lachte. »Dann nehme ich Elina. Bei deinem Ruf würde ich auch gar nichts anderes wagen.«
    Er nahm ihren Arm und führte sie zum Ausgang. »Ich dachte, wir könnten in ein Restaurant in der Nähe gehen, man erreicht es zu Fuß.«
    Sie gingen zu einem Italiener in der Hantverkargatan mit grünkarierten Stoffservietten und mehr Prosciutto als Pizza.
    »Wir haben mit Interesse deine Abenteuer verfolgt«, begann er, als sie an einem etwas abgeschiedeneren Tisch Platz genommen hatten. »Wir sind alle sehr beeindruckt.«
    Elina lächelte aufmunternd. Nur weiter so, dachte sie. Das fängt ja schon mal gut an.
    »Es gab natürlich Kollegen, die sich nach deiner letzten Ermittlung erst einmal von dem Schock erholen mussten. Du bist dir doch im Klaren darüber, dass du einer der Gründe dafür warst, dass der Chef der Sicherheitspolizei seinen Hut nehmen musste?«
    »Soweit ich gehört habe, gab es dafür andere Gründe«, widersprach Elina.
    Klinga machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es gibt immer andere Gründe. Wirkliche oder vorgeschobene.«
    Er lehnte sich in einer vertraulicheren Haltung vor. »Du weißt sicher, dass im Augenblick alles etwas auf der Kippe steht. Alle gehen sich gegenseitig an die Gurgel. Dass die Kollegen der Reichskriminalbehörde glauben, dass sie benachteiligt werden, was den Lohn angeht, hat die Stimmung auch nicht gerade verbessert. Dass uns die Öffentlichkeit allmählich ihr Vertrauen

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