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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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mit Peter Fäldt. Auch er wohnte in Uppsala.
    Auf der Tärna Folkhögskola schien sie am meisten mit einem jüngeren Mädchen namens Mikaela Andersson unternommen zu haben. Sie wohnte in Sala. Sie hatte zu Protokoll gegeben, sie habe keine Ahnung, von wem Ylva schwanger geworden sei. Am Ende der Vernehmung hatte sie etwas erzählt, was wichtig sein konnte: Mitte des Herbstsemesters hatte Ylva einen großen Bluterguss am Unterarm gehabt. Mikaela Andersson hatte nach der Ursache gefragt, und Ylva hatte geantwortet, sie sei gestürzt.
    Mitten im Herbstsemester, dachte Elina. Ungefähr zu der Zeit musste Ylva gemerkt haben, dass sie schwanger war.
    Mehrere Lehrer waren befragt worden, aber keiner von ihnen hatte etwas Konkretes gewusst. Elina beschloss, erst mit Mikaela Andersson und anschließend mit den Lehrern zu sprechen.
    Unter Ylvas Sexpartnern suchte sich Elina den mit vier Sternen aus, Staffan. Ein richtiger Steher, dachte sie. Er hieß mit Nachnamen Wallén und wohnte praktischerweise in Tillberga, nur etwa zehn Kilometer von Västerås entfernt.
    Etwa zwei Stunden und etliche Telefongespräche später hatte Elina sowohl Tina Möller als auch Peter Fäldt erreicht. Tina Möller hatte sofort eingewilligt, Elina am nächsten Tag zu treffen. Peter Fäldt hatte sich anfänglich gesträubt, war aber bereit gewesen, sich später mit ihr am Telefon zu unterhalten.
    In den Akten wurden über zweihundert Personen erwähnt. Elina hatte eine Datei über sämtliche Namen angelegt und diese mit knappen Vermerken wie »Mitschüler«, »Nachbar« etc. versehen, um einen besseren Überblick zu haben, wer wo in den Unterlagen vorkam.
    Genau genommen gab es weder einen Verdächtigen noch einen potenziellen Kandidaten für die Vaterschaft. Abgesehen von dem geheimnisvollen N. aus dem Taschenkalender, dessen Identität ein Rätsel blieb. Elina fragte sich, ob ihre Kollegen den Mörder schlicht übersehen hatten. Normalerweise tauchte der Schuldige irgendwo in den Akten auf und war entweder vernommen oder erwähnt worden, eine Person, der es durch Zufall oder Geschicklichkeit gelungen war, in der Vielzahl von Namen unterzutauchen.
    Die Ermittler waren Ylva auch nie wirklich nahe gekommen. Alle Antworten hatten etwas Vages an sich. Zwischen Ylva und ihrem Umfeld schien ein undefinierbarer Abstand zu liegen. Niemand schien sie wirklich gekannt zu haben. Dass sie einsam im Fjäll gestorben war, sprach für sich.
    Die Ermittlungen hatten jedoch etwas anderes ergeben: Die Stimmen der Vernehmungen hatten sich zu einem Chor vereinigt, der zwar in verschiedenen Tonarten und Stimmlagen sang, aber von einem Grundton beherrscht wurde. Elina war sich nicht sicher, ob das den Ermittlern aufgefallen war. Sie wollte diese Gemeinsamkeit auch noch gar nicht benennen, sondern erst mit den Personen sprechen, die sie sich ausgesucht hatte.
    Es war bereits halb sieben. Elina hatte Überstunden gemacht. Es war Donnerstagabend. Sie überlegte, ob sie Staffan Wallén in Tillberga anrufen sollte. Sein Name stand im Telefonbuch. Sie zögerte. Falls er eine Familie hatte, war es vielleicht nicht so einfach, mit ihm über seine sexuelle Beziehung zu Ylva zu sprechen, auch wenn inzwischen fünfundzwanzig Jahre vergangen waren. Sie griff zum Hörer. Er sollte selbst entscheiden, ob er mit ihr sprechen wollte.
    »Kommen Sie in einer halben Stunde vorbei«, hatte er nach langem Zögern gesagt. Elina verließ sofort ihr Büro und ging zu ihrem Auto. Vor dem Besuch bei dem Vier-Sterne-Liebhaber, wollte sie schnell in der Sandgärdsgatan vorbeischauen. Sie notierte sich die Namen der beiden Personen, die seit 1979 in dem Haus wohnten. Sie hatte bereits versucht sie anzurufen, aber niemand hatte abgenommen. Jetzt wollte sie eine Visitenkarte in den Briefkasten legen mit der Bitte, bei ihr anzurufen. »N. kommt« hatte am Sonntag, dem 27. August, in Ylvas Taschenkalender gestanden. Vielleicht konnte sich einer der Nachbarn an etwas erinnern.
    Elina klingelte zuerst an der Tür, die vis-à-vis von Ylvas Wohnung lag. Als niemand öffnete, steckte sie ihre Visitenkarte in den Briefkastenschlitz. Im Gehen blieb sie plötzlich wie angewurzelt vor der Tür der Wohnung stehen, der sie wenige Tage zuvor einen Besuch abgestattet hatte. Der Namen über dem Briefeinwurf war verschwunden. Hedlund hatte dort gestanden. Ob Ylva Hedlund, das Mädchen, mit dem sie gesprochen hatte, umgezogen war? Seit Montag? Elina klingelte. Niemand öffnete. Sie trat vor das Haus und schaute hoch.

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