Der Sonntagsmann
ist dein einziger Anhaltspunkt?«, fragte Svalberg.
»Genau. Sollte der Mörder jemand anders sein, beispielsweise jemand, der Ylva Malmberg zufällig getroffen und im Affekt getötet hat, dann habe ich keine Chance. Ich kann den Mörder nur dann ausfindig machen, wenn er sich unter diesen vierunddreißig befindet. Außerdem habe ich einen Plan.«
Henrik Svalberg verzog den Mund. »Einen Plan?«
»Genauer gesagt eine Idee. Menschen, die grobe Gewaltverbrechen begehen, sind oft Wiederholungstäter. Ich will wissen, ob sich einer dieser Männer an anderen Frauen vergriffen hat.«
»Aber das werden die Kollegen doch schon vor fünfundzwanzig fahren überprüft haben«, wandte Svalberg ein. »Das ist doch Routine. In der Kartei nachsehen. Man gleicht alles und alle mit unseren eigenen Daten ab.«
Elina erhob sich und trat ans Fenster. Unten auf dem Hof fuhr ein Streifenwagen vor. Sie folgte ihm mit dem Blick.
»Das haben sie auch getan. Und sie haben nicht das Geringste gefunden. Aber wir machen es umgekehrt.«
»Umgekehrt?«
»Es geht um die Perspektive. Vor einigen Tagen habe ich eine Ermittlung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, bei der es um die Misshandlung einer Frau ging. Ihr Mann hatte sie jahrelang geprügelt. Sie sagte, das wäre nie passiert, wenn wir ihn schon nach dem ersten Mal verurteilt hätten.«
»Und?«
»Das erste Mal, Henrik. Ylva Malmberg war vielleicht die erste Frau, sein erstes Opfer. Vielleicht hat er fünf oder zehn Jahre später eine andere Frau misshandelt. Das konnten die Ermittler vor fünfundzwanzig Jahren noch nicht untersuchen und zwar aus dem einfachen Grund, weil es noch gar nicht geschehen war. Wir können das aber.«
»Du findest also, wir sollten vom Zeitpunkt des Mordes an nach vorn schauen und nicht zurück?«
Elina lächelte. Henrik Svalberg pfiff anerkennend. »Clever«, sagte er dann. »Das macht man sonst nie. Für uns ist ein Wiederholungstäter stets jemand, der bereits früher einmal straffällig geworden ist, aber nicht einer, der es erst in Zukunft werden wird. Bist du selbst darauf gekommen? Das ist wirklich genial!«
»Danke«, sagte Elina und blinzelte.
»Aber das ist eine Heidenarbeit!«
»Deswegen benötige ich auch deine Hilfe.« Sie schaute auf ihre Uhr. »In zwei Wochen ist die Zeit um. Viele dieser Männer sind mehrfach in Schweden umgezogen. Wir beginnen natürlich mit den Datenbanken. Aber was ältere Informationen angeht, müssen wir bei den verschiedenen Polizeibehörden anrufen und darum bitten, dass man in den Akten nachsieht.«
Henrik Svalberg klatschte in die Hände. »Okay«, sagte er.
»Das wird ja richtig spannend. Sollen wir Jönsson irgendwie informieren?«
»Nur wenn er fragt.«
»Dann schlage ich vor, dass sich jeder von uns ein Register vornimmt. Du die Fahndungsliste und ich das Vorstrafenregister. Das müsste in ein paar Stunden zu schaffen sein. Dann treffen wir uns wieder hier.«
»Bombig!«
Es war Viertel nach zwei, als Svalberg erneut klopfte. »Herein«, rief Elina. »Bist du fertig?«, wollte er wissen. »Gerade eben«, antwortete sie. »Setz dich. Hast du etwas gefunden?«
Er nahm Platz und hielt ein paar Ausdrucke hoch. »Sehr wenig. Peter Fäldt aus Uppsala ist mehrfach vorbestraft. Drogen, Einbrüche, Ladendiebstahl und ähnliches.«
»Den habe ich vernommen«, sagte Elina. »Nur die Luft in seiner Wohnung einzuatmen, würde für eine Verurteilung reichen.«
Svalberg blätterte weiter. »Mal sehen … hier haben wir einen Burschen, in deinen Papieren wird er als Liebhaber geführt. Vor vier Jahren wegen Betrugs verurteilt. Und einer der ehemaligen Schüler ist einmal wegen Trunkenheit am Steuer aufgefallen. Keine Körperverletzung, kein Sexualdelikt.«
»Und ich finde nur Peter Fäldt in der Fahndungsliste. Konntest du bei einigen Verdächtigen weiter als fünf Jahre zurückgehen?«
»In Peter Fäldts Fall gab es noch ein paar ältere Angaben. Aber sie reichten nur sieben oder acht Jahre zurück.«
»Bei mir war es genauso«, meinte Elina. »Dann gilt es nun, in den Akten zu wühlen. Diejenigen, die in Västerås und Sala wohnten, müssten in unserem Archiv zu finden sein. Die anderen müssen warten. Ich finde, wir sollten sofort anfangen.«
»Elina …« Henrik Svalberg zögerte ein wenig. »Jönsson hat kurz bei mir reingeschaut. Er hat gefragt, was ich da mache, und ich habe es ihm gesagt. Er erwiderte nur »aha« und ging.«
»Solange er nicht mehr sagt, können wir doch weitermachen.
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