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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Nachdruck zu verleihen? Es ging um eine Machtverschiebung auf Kosten der regionalen und lokalen Führungsebene. Und eines war sonnenklar: Steve Klinga war es vollkommen egal, was aus Ylva Marieanne Malmberg wurde.
    Sie schaute auf die Uhr. In ein paar Minuten begann die Acht-Uhr-Besprechung. Was die Kollegen von dem Artikel in der Zeitung hielten, daran wollte sie gar nicht erst denken. Niklasson würde dort sein. Er beabsichtigte, ihren Platz in der Mordgruppe einzunehmen. Würde er ihr in die Augen schauen können? Und Jönsson …
    Sie fasste einen Beschluss, stand auf und ging ohne zu zögern zu Jönssons Zimmer und klopfte an. Als er sein Herein rief, trat sie ein. Jönsson starrte sie an. Auf seinem Schreibtisch lag die Länstidningen mit dem aufgeschlagenen Artikel.
    »Wieder die alten Tricks, Wiik?«, fauchte er sie an. »Nach der Zeitung rufen, wenn du mit der Zusammenarbeit mit uns nicht klarkommst. Super. Weißt du, wie ich diese Art von Verrat nenne?«
    Doch wohl nicht Meinungsfreiheit, dachte Elina und bedauerte schon fast, Jönsson aufgesucht zu haben. Aber dann hob sie beide Hände, um seinen Wortschwall zu unterbrechen.
    »Ich will Frieden schließen«, sagte sie.
    »Frieden? Frieden! Nach dieser Sache hier?« Er hob die Zeitung hoch und knallte sie wieder auf den Tisch.
    »Du hast Recht«, sagte Elina. »Du hast Recht.«
    Diese Worte brachten Jönsson zum Verstummen. Zustimmung von Elina Wiik, das war neu. Er sah sie an, immer noch wütend, aber jetzt auch abwartend.
    »Man hat mich benutzt«, sagte Elina. »Da ging es um ganz andere Dinge. Ich begreife noch nicht ganz, was eigentlich im Busch ist, aber irgendjemand will sich einen Vorteil verschaffen, indem er uns gegeneinander ausspielt. In Stockholm versucht die Führung, ihre Macht auf Kosten der Polizei in der Provinz zu stärken.«
    Jönsson atmete ruhiger. Elina fuhr fort, ehe er etwas einwenden konnte.
    »Ich gebe zu, dass es ein Fehler war, die Ermittlung hinter deinem Rücken zu betreiben. Ich bin auch damit einverstanden, die Mordgruppe zu verlassen. Aber ich will dich um eines bitten.«
    »Um was?«
    »Ich will an dem Ylva-Fall weiterarbeiten. Bis zur Verjährung sind es noch zwei Wochen. Gib mir diese Zeit.«
    »Und dann akzeptierst du meine Beschlüsse?«
    Elina ballte die Hände zu Fäusten. Sie zitterten leicht. Es widerstrebte ihr. »Ja«, sagte sie.
    »Und was ist mit Rosén?«
    »Das muss er natürlich selbst entscheiden. Aber ich kann versuchen, ihn dazu zu überreden, Chef der Mordgruppe zu bleiben, wenn du das möchtest.«
    »Das wäre gut. Jetzt beginnt die Acht-Uhr-Besprechung.«
     
    Alle waren versammelt. Die Luft hätte sich mit einem Messer schneiden lassen. Jan Niklasson saß ganz vorn am Tisch und sah nicht in Elinas Richtung, als sie ein paar Schritte hinter Jönsson eintrat.
    Egon Jönsson eröffnete die Besprechung damit, die Länstidningen in die Luft zu halten.
    »Wiik und ich haben uns unterhalten. Wir sind uns einig. Sie verlässt die Mordgruppe und wird von Niklasson abgelöst. Vorher beendet sie die Ermittlung, die sie begonnen hat. Ich glaube, das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.«
     
    Nach der Besprechung ließ sich Elina in ihrem Büro auf ihren Stuhl sinken. Es war Freitagnachmittag. Sie sah ein, dass sie die knappe Zeit nutzen musste. Sie wollte noch einige Telefongespräche durchführen. Es gab viele, mit denen sie noch gar nicht gesprochen hatte. Aber sie fühlte sich so kraftlos wie ein ausgewrungener Putzlappen. Einer, der bald weggeworfen werden musste.

32. KAPITEL
    Sie saßen vor dem Zelt und wollten gerade essen, als Robert den Streifenwagen auf der Landstraße entdeckte. Es wurde ihm ganz anders, als das Auto von der Straße abbog und zu ihnen hinunterfuhr. Der Beamte mit dem Kurzhaarschnitt saß am Steuer. Er kurbelte das Fenster herunter und winkte sie zu sich.
    »Die Ermittlungsakten über Sie sind aus Svolvsær eingetroffen. Sie können jetzt mitkommen, wenn Sie sie anschauen wollen.«
    Robert atmete auf.
     
    »Ist das alles?«
    Die Akte lag vor Kari auf dem Schreibtisch. Sie war dünn.
    »Zumindest ist das alles, was ich bekommen habe«, sagte der Polizist.
    »Darf ich sie lesen?«
    »Ja.«
    Kari nahm den kleinen Stoß Papiere.
    »Sie können die Papiere behalten«, meinte der Polizist.
    »Das sind Kopien. Das Original habe ich bereits wieder zurückgeschickt.«
    Kari und Robert setzten sich wieder ins Auto und lasen. Die Akte hatte verschiedene Vorsatzblätter: Zusammenfassung,

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