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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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neuer Konzertsaal war in einer Ecke der Grünanlage gebaut worden und zog ebenfalls Menschen an. Der Vasapark war zu einem Naherholungsgebiet geworden.
    Elina setzte sich auf eine Bank. Dieselbe Bank, auf der Olavi Andersson vor zwei Jahren gesessen hatte. Er hatte gerade einen Mord begangen, und sie hatte davon keine Ahnung gehabt. Aber schließlich hatten sie ihn gefasst. Sie und Rosén. Rosén würde ihr fehlen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie war nicht wütend, sondern empfand eher ein Gefühl der Befreiung. Es war am besten so. Die Situation war bereits vergangenen Herbst unhaltbar gewesen, als sie den Mord an Annika Lilja und Jamal Al-Sharif aufgeklärt hatten. Sie hatte es damals nur noch nicht eingesehen, und im Frühjahr hatte sie nicht klar denken können. Ihr Körper, nicht ihr Kopf, hatte ihr Verhalten gelenkt. Doch was würde sie jetzt tun? Und Ylva … konnte sie sie wirklich im Stich lassen?
    Ihr Handy klingelte in der Jackentasche. Sie erkannte die Nummer, es war John Rosén. Sie fragte ihn, wie es ihm gehe. Der Verlust eines Elternteils war trotz allem wichtiger als der Verlust der Arbeit. Er dankte der Nachfrage.
    »Svalberg hat mich angerufen, und ich habe mit Jönsson gesprochen«, sagte er. »Darf ich dich vielleicht zuerst fragen, wie es dir geht?«
    Elina überlegte. Erst war sie wütend gewesen. Dann resigniert. Anschließend hatte sie ein Gefühl der Befreiung empfunden. Zuletzt war sie streitlustig gewesen.
    »Ich habe das Gefühl, versagt zu haben«, sagte sie und staunte über sich selbst.
    »Versagt?«
    »Weil ich mich nicht an die Erwartungen anderer anpassen kann. Weil ich nicht einsehen will, dass ich auch nur ein Rädchen im Getriebe bin. Weil ich vollkommen machtlos bin.«
    »Ich hoffe, du hast deine Kündigung noch nicht eingereicht.«
    »Nein.«
    »Gut. Ich habe meinen Platz als Chef der Mordgruppe dir zur Verfügung gestellt.«
    Elina verschlug es die Sprache.
    »Hallo?«, sagte Rosen.
    »Danke«, erwiderte Elina mit leiser Stimme. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Svalberg kündigte an, ebenfalls die Mordgruppe verlassen zu wollen, falls dich Jönsson nicht zurücknimmt, aber ich habe ihm davon abgeraten. Es geht darum, Flagge zu zeigen, nicht den ganzen Betrieb lahmzulegen.«
    »Was hat Jönsson gesagt?«
    »Er warf mir illoyales Verhalten vor. Ich kann ihn verstehen. Aber er begeht einen gravierenden Fehler. Da muss er mit den Konsequenzen schon selbst klarkommen.«
    »Aber er hat es sich nicht anders überlegt?«
    »Nein.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?«
    »Abwarten. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
    »John. Ich kann nicht abwarten. In zwei Wochen verjährt der Mord an Ylva Malmberg. Jeder Tag zählt.«
    »Jönsson lässt dich sowieso nicht an der Sache weiterarbeiten, selbst wenn er vielleicht hinsichtlich der Mordgruppe nachgeben muss. Es ist also ohnehin aussichtslos.«
    »Im Augenblick ist mir das aber wichtiger als alles andere.«
    »Dann weiß ich keinen Rat. Aber versprich mir, nicht zu kündigen.«
    »Ich verspreche es. Bis auf weiteres zumindest. Danke John, das werde ich dir nie vergessen.«
    Sie blieb auf der Bank sitzen. Sie musste auf eine Idee kommen, wie sie die Ermittlung ohne Zeit zu verlieren, fortsetzen konnte. Sie ging die Möglichkeiten durch: Beurlauben lassen? Würde sich Jönsson darauf einlassen? Krankschreiben lassen? Das wäre fast Betrug. Heimlich während der Arbeitszeit weiterermitteln? Man würde sie überwachen. In ihrer Freizeit? Das würde nicht ausreichen. Mit der Kündigung drohen? Jönsson würde vom Schreibtisch aufstehen, ihr die Hand geben und sagen: »Danke für die gemeinsame Zeit.«
    Erneutes Handyklingeln unterbrach ihre Überlegungen.
    »Hier ist Agnes Khaled. Störe ich?«
    Agnes Khaled, Journalistin bei der Länstidningen. Sie hatte unfreiwillig eine komplizierte Rolle bei der Aufklärung des Doppelmordes vergangenen Herbst eingenommen, außerdem war sie Nachbarin des Bürgermeisters Wiljam Åkesson gewesen, der zwei Jahre zuvor ermordet worden war. Sie war eine Frau, vor der Elina großen Respekt hatte. Ihre Wege schienen sich ständig zu kreuzen, oder verliefen sie vielleicht parallel?
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Elina. »Du störst nicht. Ich sitze auf einer Bank im Vasapark und habe gerade nichts zu tun.«
    »Fütterst du schon die Tauben? Ich habe gehört, dass du gefeuert worden bist? Stimmt das?«
    »Wo hast du das denn her?«
    »Ich habe so meine Quellen. Das weißt du

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