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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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hörte ihn zischen. Plötzlich waren rote Sprenkel im Schnee. Beinah gleichzeitig bekam sie einen Stoß, stolperte rückwärts und stürzte. Im selben Lidschlag biss Eisen krachend auf Eisen.
    Mühsam kam Cassim auf die Füße. Morgwen kniete noch immer am Boden. Schwer atmend presste er beide Hände in den Schnee. Seine Augen waren fest geschlossen, er murmelte lautlos vor sich hin. Jornas stand neben ihm und starrte auf ihn hinab. Die eiserne Falle war mit ihrer ganzen Wucht zugeschlagen. Irgendwo in ihrem Hals pochte ihr Herz wild, und ihr Blick glitt über das aufgewühlte Weiß, darauf gefasst, mehr darin zu finden als nur Blut. Ohne auf ihr Knie zu achten, hastete
sie zu Morgwen und kauerte sich neben ihn. Er rührte sich nicht.
    »Zeig mir deine Hände«, bat sie leise.
    »Lass mich in Frieden! Verschwinde!« Die Worte kamen als Knurren über seine Lippen. Sie ließ sich davon ebenso wenig einschüchtern wie von dem Umstand, dass er die Zähne gegen sie fletschte, als sie seine Hände behutsam aus dem Schnee hob und die Flächen nach oben drehte. Er hatte die Kiefer so fest zusammengebissen, dass ein Muskel an seiner Wange zuckte. Seine Finger waren zu Klauen gekrümmt und zitterten wie im Krampf. Über beide Handflächen verliefen leicht gebogene Wunden, die nicht einmal annähernd so tief waren, wie Cassim befürchtet hatte. Und obwohl ihre Ränder geschwollen und mit kleinen Blasen bedeckt waren, gefror dunkles, bläulich glänzendes Blut bereits auf ihnen.
    »Ich brauche etwas zum Verbinden.« Sie warf dem Faun einen kurzen Blick zu.
    »Bist du taub? Ich habe gesagt, du sollst verschwinden und mich in Ruhe lassen!« Erneut wurde sie von Morgwen angeknurrt.
    »Ich bin nicht taub! Und du bist nicht der Erste, der feststellen muss, dass ich nicht immer tue, was man mir sagt.« Cassim hielt weiter seine Hände in ihren. »Jornas!« Erst jetzt reagierte der Faun und wühlte in seinem Beutel. Etwas, das aussah wie der Ärmel eines Hemdes, kam zum Vorschein. Sie schnappte ihn sich und zog, ehe Jornas ihn zurückstopfen konnte. Das weiche, saubere Leinen war genau das, was sie brauchte. Rasch riss sie ein paar lange Streifen ab, ohne darauf zu achten, dass der Faun hinter ihr keuchte, und verband vorsichtig Morgwens Handflächen damit.
    »Wo hast du das gelernt?«
    Cassim verknotete den letzten Streifen um sein Handgelenk, schaute auf und begegnete seinen Augen. Sie waren seltsam glasig. »Ein bisschen Stoff um eine Wunde wickeln ist nicht
schwer.« Sanft berührte sie sein Gesicht. Erschrocken blinzelte er, sein Blick klärte sich. »Woher wusstest du, dass ich in diese entsetzliche Falle getreten war?«
    Er sah zu dem grauenvollen eisernen Maul, das jetzt harmlos geschlossen im Schnee lag. Eine schwere Kette hing daran, die es an einem in der Nähe stehenden Baum befestigte.
    »Ich wusste es nicht. Aber ein kleines Stück von hier habe ich noch so ein verfluchtes Ding gefunden. Als ich dann hierher zurückkam und dich wie angefroren dastehen sah …« Flüchtig hob er die Schultern. »Du hattest Glück, dass Eis den Mechanismus blockiert hatte und sie nicht sofort zuschlug. Die arme Kreatur, die in die andere Falle geraten ist, hatte das nicht.«
    »Ist sie tot?« Cassim schauderte voller Mitleid.
    »Ich weiß es nicht.« Seine Augen gingen in die Richtung, in der das zweite Eisen sein musste. »In ihrer Verzweiflung hat sie sich selbst den Lauf abgebissen.« Er stand leicht wankend auf. »Ich werde sie suchen und tun, was getan werden muss.«
    »Das kannst du nicht! Sie ist vielleicht gefährlich.« Rasch erhob sich auch Cassim. »Deine Hände …«
    »Meinen Händen geht es gut.« Wut flammte in den Tiefen seiner Aquamarinaugen. »Ich werde nicht zulassen, dass irgendein armes Geschöpf unnötig leidet, nur weil Menschen«, er spie das Wort aus, »in ihrer Feigheit auf Heimtücke und Eisen zurückgreifen, anstatt selbst auf die Jagd zu gehen.«
    Sein Blick ließ Cassim zurückweichen. Was haben Menschen ihm angetan, dass er sie so sehr hasst?
    »Heißt das, es leben Menschen in der Nähe?« Jornas stopfte die Überreste seines Hemdes in den Beutel zurück, ohne Morgwens Zorn Beachtung zu schenken.
    Der zuckte zu ihm herum, funkelte ihn mörderisch an. »Was glaubst du, wer die Fallen ausgelegt hat, Faun? Natürlich leben Menschen in der Nähe.« Er stieß das Kinn in die Richtung, aus der er zuvor gekommen war. »Sie haben vor nicht allzu langer Zeit dort hinten Holz geschlagen und es mit einem

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