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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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verfeinerten Zügen, kühler Zurückhaltung und exquisitem Geschmack. Und doch hielten seine Hände sie so, als wäre sie das kostbarste Geschöpf auf Erden, und in seinen Augen lag Aufrichtigkeit.
    »Deinen Worten habe ich entnommen, daß du glaubst, eine Zukunft für uns könnte nur in England liegen«, sagte er leise, »aber das stimmt nicht. Wenn es dir lieber ist, können wir auch in Amerika leben.«
    Überrascht blickte sie auf. »Das würdest du für mich tun?«
    Er küßte sie auf den Hals. Seine Lippen waren warm und fest. »Sofort. Ein großer Vorzug des Reichtums ist die Freiheit, die er mit sich bringt.
    Gemeinsam können wir uns das Leben aufbauen, das wir uns wünschen. Selbst wenn du bereit sein solltest, in England zu bleiben, würde ich Amerika gern besuchen, um das Volk deiner Mutter und das Land kennenzulernen, das dich geformt hat.«
    Als sie ein wenig erschauerte, lag das ebenso an seinem Angebot wie an ihrer Reaktion auf seinen Kuß. »Aber du würdest lieber hier leben, nicht wahr?«
    Er zögerte und nickte dann. »Es ist eigentümlich.
    Fast mein ganzes Erwachsenenleben habe ich im Ausland verbracht. Ich spreche ein Dutzend Sprachen mehr oder weniger gut und bin in der Lage, in jeder Stadt auf dem Kontinent ein gute Mahlzeit und ein billiges Bett zu finden. Aber als ich im letzten Winter nach England zurückkehrte, fühlte ich mich dort mehr zu Hause als seinerzeit, als ich tatsächlich dort lebte.«
    Maxie umfaßte seine Hand. »Du bist als Junge gegangen und als Mann zurückgekehrt. Das macht selbstverständlich einen Unterschied.«
    »Du hast recht. Ich empfinde nicht mehr das jugendliche Verlangen, gegen alles Vertraute aufzubegehren.« Wieder küßte er sie, diesmal auf die empfindliche Stelle zwischen Hals und Schlüsselbein.
    Maxies Atem ging schneller. Sie war sich seiner Nähe und seiner zwingenden Männlichkeit extrem bewußt. Und er enthüllte dieses Bewußtsein im Strahlen ihrer Augen und der sinnlichen Fülle ihrer Lippen.
    Auch Robin sah es. Der Druck seiner Hände nahm zu. »Gott sei Dank sind die meisten der männlichen Gäste glücklich verheiratet, sonst müßte ich befürchten, daß dich einer von ihnen entführt. Du bist unwiderstehlich, Kanawiosta.«
    In diesem Augenblick gab sich Maxie ein Versprechen: Ganz gleich, was die Zukunft auch brachte, sie mußte ihn noch einmal lieben. Ohne diese Aussicht wäre sie unfähig, dieses Zimmer zu verlassen, ohne auf der Stelle über ihn herzufallen. »Wir sollten jetzt besser hinuntergehen«, sagte sie mit unsicherer Stimme.
    »Sonst verlassen wir diesem Raum in den nächsten zwei Stunden nicht mehr.« Er trat zurück und reichte ihr formvollendet den Arm.
    »Bereit für die Löwengrube, Mylady?«
    Er mochte bereit sein, sein Land ihretwegen zu verlassen, aber damit würde er mehr verlieren als sie, wenn sie blieb. Sie mußte sich nach Kräften darum bemühen, unter diesen beunruhigenden Adligen einen Platz für sich zu finden. »Die Löwen können keine schärferen Pranken haben als die feinen Ladies von Boston, Lord Robert«, sagte sie und legte ihre Hand auf seinen Arm.
    Mit Robin an ihrer Seite konnte sie allen Gefahren trotzen.
    Wolverhampton hatte Desdemona wissen lassen, daß er sie zur Dinnergesellschaft begleiten würde, und sie hatte bereitwilligst zugestimmt, und jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. In blinder Panik starrte sich Desdemona im Spiegel an. »So kann ich unmöglich ausgehen, Sally! Als Sie sagten, Sie würden das Kleid ändern, wußte ich nicht, daß Sie vorhatten, es bis zum Nabel auszuschneiden.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber, Mylady«, begütigte die Zofe. »Das Decollete ist sehr elegant und keine Spur extrem.«

    »Das Kleid mag vielleicht nicht extrem sein, aber meine Figur ist es mit Sicherheit!« Sie richtete ihren anklagenden Blick auf ihre Zofe. »Sie haben mich bewußt vom Spiegel ferngehalten, bis es zu spät war, irgend etwas an der Robe oder an meinen Haaren zu ändern, stimmt’s?«
    »Ja, Mylady«, erwiderte Sally schlicht. »Bitte vertrauen Sie mir: Sie wirken sehr elegant und modisch, und dieser gutaussehende Marquis wird Ihnen buchstäblich zu Füßen liegen.«
    Desdemonas Gesicht überzog hektische Röte.
    »Habe ich denn gar keine Geheimnisse?«
    »Selbstverständlich haben Sie die«, beruhigte Sally erneut. »Aber nur eine Törin würde das nicht sehen, was sich direkt vor ihrer Nase abspielt.«
    Mit anderen Worten: Sie hatte Giles angegafft wie ein Mondkalb. Desdemona

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