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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Robin um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Lady Strathmore wandte ihr gerade den Rücken zu, war aber in keine Unterhaltung vertieft, also fragte Maxie sie: »Kit, haben Sie Robin…«
    Sie brach spontan ab, als sich die Frau umdrehte.
    Auf eine gespenstische Weise war sie Kit Fairchild und auch wieder nicht. »Sie sind nicht Lady Strathmore, oder?« haspelte Maxie hervor.
    Die andere Frau lächelte. »Nein, ich bin nicht Kit, sondern ihre Schwester – Kira Travers. Ich muß Sie zu Ihrer Beobachtungsgabe beglückwünschen, daß Sie das so schnell herausgefunden haben.
    Manche Menschen begreifen nie, daß es uns im Doppel gibt. Und wir hatten nicht vor, beide Kleider im gleichen Blauton anzuziehen. So etwas passiert uns eben. Im letzten Jahr kamen sogar unsere Töchter im Abstand von vierundzwanzig Stunden zur Welt.«
    Maxie lachte hell auf. »Es beruhigt mich doch sehr, daß ich keine Geister gesehen habe.«
    »Sie sind Miss Collins, die Amerikanerin, nicht wahr? Mein Mann kommt gleichfalls von der anderen Seite des Atlantik.« Kira Travers überblickte den Raum und winkte ihn zu sich heran.
    Als sich der schlanke, braunhaarige Mann ihnen näherte, versteifte sich Maxie unwillkürlich. Er würde sie bestimmt als Halbblut erkennen und vermutlich mehr Vorurteile in dieser Hinsicht haben als Briten.
    »Miss Collins, mein Mann Jason Travers, Earl of Markland«, sagte Kira.
    Er verneigte sich höflich. Einen Moment lang nahm Maxie an, seine gequälte Miene gelte ihr.
    »Meine Frau liebt es, meinen Titel zu nennen, weil sie genau weiß, wie sehr das mein Yankeeherz verletzt.« Er warf Kira ein liebevolles Lächeln zu.
    »Sie haben indianisches Blut in sich?«
    Maxie richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf.
    »Meine Mutter war eine Mohawk«, sagte sie wachsam. Sie konnte er beleidigen, wenn ihm der Sinn danach stand, doch sobald er auch nur ein abfälliges Wort über ihre Mutter sagte, würde sie ihr Messer aus ihrem Zimmer holen.
    Er mußte ihre Gedanken wohl erraten haben, denn in seinen Augen glomm ein deutliches Zwinkern auf, als er sagte: »Dann kann ich ja nur hoffen, daß Sie den alten Fehden abgeschworen haben. Mein Urgroßvater war ein Huron, und das würde uns zu Todfeinden machen.«
    Maxie mußte lachen. »Sind Sie etwa der Jason Travers, dem die Travers Shipping Company in Boston gehört?«
    Sein Gesicht strahlte auf. »Sie sind aus Boston?«
    Sie brauchten nur wenige Minuten zu der Erkenntnis, daß sie etliche gemeinsame Bekannte besaßen.
    Als der Gong zum Dinner rief, tauchte Robin neben ihr auf. »Wie schaffst du das nur?« fragte Maxie übermütig. »Du bist wie eine Katze, der es gelingt, überraschend an einer Stelle zu erscheinen, die zwei Sekunden zuvor noch leer gewesen ist.«
    »Einige meiner besten Spionagelektionen habe ich von Katzen gelernt. Sich verstohlen zu bewegen, beim Schlafen ein Auge offenzuhalten und stets zum Sprung bereit zu sein, wenn die Situation es verlangt.« Robin lächelte sie bewundernd an. »Du bewegst dich durch die trüben und haiverseuchten Gewässer der Londoner Gesellschaft wie ein stolzer Schwan.«
    »Ich amüsiere mich hervorragend. Margot hatte absolut recht, als sie sagte, ihre Gäste wären liebenswürdige Menschen.«
    Maxies Wohlgefühl steigerte sich noch, als sie sah, wie zufrieden Robin war. London mochte über ein gerütteltes Maß an Haien verfügen, aber wenn sie nur eine Handvoll Freunde wie die Menschen besaß, die sie heute kennengelernt hatte, würden ihr selbst die Haie nichts ausmachen.

Kapitel 25
    BEVOR DER ABEND zur Hälfte vorüber war, entschied Giles, daß er mehr Zeit in London verbringen sollte. So sympathisch ihm seine Nachbarn in Yorkshire auch waren, so interessant wie hier fielen Dinnerunterhaltungen mit ihnen jedoch nie aus.
    Nach einem kurzen Schwatz bei einem Glas Portwein machten sich die Gentlemen auf die Suche nach ihren Ladies. Giles’ Blick fiel sofort auf Desdemona. Seine ernste, kluge Reformerin strahlte wie ein Schulmädchen. Und doch war absolut nichts Mädchenhaftes an ihrer Erscheinung. Als er während des Dinners neben ihr saß, hatte er sich gefühlt wie ein liebeskranker junger Spund. Jedesmal wenn sie lachte oder ihr Weinglas hob, wollte er sie am liebsten aus dem Raum in eine größere Abgeschiedenheit zerren.
    Und ihr war das durchaus bewußt, der rothaarigen Hexe.
    Das wäre ja alles durchaus amüsant gewesen, hätte er nicht diese höchst befremdlichen Anfälle von Eifersucht verspürt, sobald ein anderer Mann sie

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