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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ließ er seinen Blick über sie schweifen, nahm jede Einzelheit ihrer Erscheinung in sich auf, von den ebenholzschwarzen Haaren bis zum Schnitt des hochtaillierten Kleides, das ihre Figur perfekt zur Geltung brachte. »Hinreißend exotisch. Gefährlich sinnlich. Bedenklich begehrenswert.« Er holte tief Luft. »Ich sollte besser aufhören, bevor ich dir diese überaus kleidsame Robe herunterreiße.
    Dennoch möchte ich noch hinzufügen, daß du auch intelligent, elegant und selbstbewußt aussiehst.«
    »Das hört sich gut an.« Maxie verzog das Gesicht.
    »Aber wenn ich selbstbewußt wirke, muß etwas von deinen Fähigkeiten zur Täuschung auf mich übergegangen sein.«
    »Es wäre mir eine große Ehre, wenn alles, was ich besitze, auf dich übergeht.«
    Sie mußte lachen. Offenbar war Robin gekommen, um ihr ihre Nervosität zu nehmen, und das gelang ihm hervorragend. Als sie zu ihren Handschuhen griff, fragte sie: »Gibt es irgendwelche englischen Gesellschaftsrituale, deren Mißachtung mich für alle Ewigkeit zur Außenseiterin stempeln würden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das gute Benehmen, das du von deinen Eltern und auf den Dinnerparties in Boston gelernt hast, reicht völlig aus.«
    »Wo wir gerade von gutem Benehmen sprechen«, neckte Maxie, »da ich nominell ein unschuldiges Mädchen bin, solltest du dich wirklich nicht in meinem Schlafzimmer aufhalten.«
    »Stimmt.« Er schenkte ihr ein schockierend intimes Lächeln. »Aber wir beide wissen, wie nominell die Bezeichnung ›unschuldiges Mädchen‹
    ist.«
    Mit dem erfolglosen Versuch, ernst auszusehen, nahm sie seinen Arm und führte ihn zur Tür.
    »Dennoch sollten wir die anderen Gäste in einem weniger verfänglichen Raum erwarten. In der Bibliothek beispielsweise.«
    »Bevor wir das tun, habe ich noch etwas für dich.« Behende zog er ein schmales, samtbezogenes Etui aus der Tasche. »Du hast mich einmal eine Elster genannt, und diese Vögel sind dafür bekannt, daß sie glitzernde Objekte sammeln, um sie den Objekten ihres Verlangens zu präsentieren. Hier ist der Beweis.«
    Maxie rümpfte die Nase. »Es gehört sich nicht, daß nominell unschuldige Frauen wertvolle Geschenke von Gentlemen annehmen.«
    »Wie gut, daß ich kein Gentleman bin.« Seine Miene wurde ernst. »Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, Kanawiosta. Ich hoffe zu Gott, daß wir das gemeinsam herausfinden. Aber wenn du dich dazu entscheidest, einen von mir getrennten Weg zu gehen, möchte ich, daß du etwas von mir hast.«
    Sie sah ihn direkt an. »Du möchtest, daß ich mit einem Wertgegenstand gegen mögliche finanzielle Probleme gewappnet bin.«
    Er verzog einen Mundwinkel. »Du hättest mir in meinen Spionagetagen sehr nützlich sein können.
    Du hast die beunruhigende Fähigkeit, Gedanken zu lesen.«
    »Nicht alle Gedanken.« Sie öffnete das Etui und hielt den Atem an. Auf dem weißseidenen Futter lagen ein Collier mit den passenden Ohrringen: herrliche, von Brillantsplittern umgebene Rubine.
    »O Robin, wie wunderschön. Mit halben Sachen gibst du dich wohl nicht ab, oder?«
    »In diesem Fall schon«, entgegnete er. »Hätte ich gewußt, daß du es annimmst, hätte ich das ganze Ensemble gekauft – alles, von den Kämmen über das Diadem bis zum Gürtel.«
    Maxie machte große Augen. »Du scherzt, oder?«
    »Diesmal nicht.«
    Die Intensität in seinen Augen ließ sie den Blick abwenden. Es bestand kein Zweifel daran, daß er sie wollte. Sie wünschte sich nur, sicher sein zu können, daß das auch aus den richtigen Gründen geschah.
    »Sie werden perfekt zu dem Kleid passen.« Maxie trat vor den Spiegel, nahm ihre schlichten Goldohrringe ab und legte die Rubinohrgehänge an.
    Als sie den Kopf bewegte, brach sich das Licht faszinierend in den schwingenden Edelsteinen.
    Robin befestigte das Collier in ihrem Nacken, dann glitten seine Zaubererhände über ihre Oberarme, bevor sie in ihrer Taille zur Ruhe kamen. Wieder einmal bewunderte sie, wie leicht er sie mit der flüchtigsten Berührung erregen konnte.
    Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, betrachtete sie sich im Spiegel. Nie in ihrem Leben hatte sie besser ausgesehen. Die Rubine paßten hervorragend zu ihrem dunklen Teint. Sie wirkte nicht mehr wie eine nordamerikanische Buchhausiererin, sie wirkte wie eine Lady. Und falls sie sich innerlich wie eine Hochstaplerin fühlen sollte, so sah man es ihrem Gesicht nicht an.
    Ihr Blick flog zu Robin. Er war das Urbild des englischen Aristokraten, ein Wesen mit

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