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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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weiß. In London tauchen wir jedoch wieder in die Wirklichkeit ein. Abgesehen von deinen Nachforschungen nach dem Schicksal deines Vaters wirst du vermutlich deine Tante aufsuchen wollen. Wir werden uns schicklich verhalten und darauf achten müssen, daß unsere Lügen über diese Reise übereinstimmen.«
    Maxie verzog das Gesicht. »Und das bedeutet vermutlich getrennte Betten.«
    »Ich fürchte es. Sobald einer deiner oder meiner Verwandten von unserer gemeinsamen Reise erfährt, werden sie darauf bestehen, daß wir unverzüglich heiraten.«
    »Warum sollte dir das Sorgen machen?«
    erkundigte sie sich trocken. »Ich dachte, eine Heirat wäre genau das, was du im Sinn hast.«
    »Ich kann mir nichts vorstellen, was dich schneller das Weite suchen ließe als die Forderung, mich zu heiraten« schmunzelte er.
    »Ich bin sehr wohl in der Lage, gesellschaftlichem Druck zu widerstehen«, betonte sie stolz.
    »Besonders von Menschen, die ich nicht kenne.«
    »Ich auch, habe aber vor geraumer Zeit gelernt, daß eine gewisse Konformität das Leben enorm erleichtert.«
    »Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie die Römer.«
    »Genau. Und für London gilt das doppelt und dreifach.« Er warf ihr einen Seitenblick zu.
    »Glücklicherweise bin ich in der Lage, morgen finanzielle Mittel aufzutreiben, so daß wir uns in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen brauchen.«
    »Darf ich fragen, woher du dieses Geld bekommen willst?«
    »Sehr einfach, aber durchaus legitim: von einer Bank.« In seinen Augen blitzte es. »Mißtraust du mir denn noch immer?«
    Sie dachte einen Moment lang nach, dann lächelte sie zögernd. »Vermutlich ist es ein schlechtes Zeugnis für meine Menschenkenntnis, aber ich vertraue dir – zumindest bis zu einem bestimmten Punkt.«
    »Bis zu welchem Punkt?« hakte er mit undurchdringlicher Miene nach.
    »Ich bin fest davon überzeugt, daß du mir nie wissentlich schaden und stets zu deinem Wort stehen würdest.« Maxie seufzte kurz auf. »Aber vielleicht irre ich mich da auch. Eine kluge Frau hat mir einmal gesagt, daß es die Intelligenz um die Hälfte reduziert und den gesunden Menschenverstand völlig ausschaltet, wenn man liebt.« Fast entsetzt wurde sich Maxie bewußt, was sie da gerade gesagt hatte.
    Robin wandte ihr blitzschnell den Kopf zu und sah ihr tief in die Augen. Dann griff er nach den Zügeln ihres Pferdes und brachte beide Tiere so nahe aneinander, daß sich ihre Beine berührten, und beugte sich ihr zu einem langen, leidenschaftlichen Kuß entgegen.
    Als Maxie ihre Arme um seinen Nacken legte, empfand sie fast verblüfft die Tiefe der Gefühle, die ihre Andeutung offenbar ausgelöst hatte.
    Robin mochte zu einer Liebeserklärung nicht fähig zu sein, aber ihre Liebe schien ihm kein unwillkommenes Geschenk zu sein.
    Dem Straßenzustand war es zu verdanken, daß Giles und Desdemona Ruxton erst gegen Mittag erreichten. Der Torwächter schien ganz beglückt, den Marquis of Wolverhampton zu erblicken, betonte jedoch, daß Lord Robert nicht auf Ruxton gewesen sei.
    Nicht endgültig überzeugt begaben sich Giles und Desdemona in das Büro des Gutes. Haslip, der Verwalter, brütete gerade über seinen Büchern, als sie eintraten.

    »Lord Wolverhampton!« Überrascht und erfreut sprang er auf die Füße. »Was für eine unerwartete Freude, Mylord! Werden Sie uns für länger die Ehre Ihrer Anwesenheit geben?«
    Giles schüttelte den Kopf. »Ich wollte mich nur vergewissern, ob mein Bruder hier war.«
    Haslip zögerte. »Vielleicht war er es, ich bin mir da nicht sicher.«
    Als Giles die Brauen hob, fügte er hinzu:
    »Niemand hat ihn gesehen, aber heute früh fehlten im Stall zwei Pferde, und wir fanden diese Notiz vor.« Er überreichte dem Marquis einen Zettel. »Ich weiß nicht, ob das die Handschrift Ihres Bruders ist. Wenn ja, dann wäre alles in Ordnung, aber das Schreiben könnte immerhin auch von einem schlauen Dieb gefälscht worden sein.
    Jedenfalls sind zwei der besten Tiere aus dem Stall verschwunden.«
    Giles warf einen Blick auf den Zettel, auf dem lediglich die Worte »Ich brauche die Pferde«
    standen. Unterzeichnet war der Satz mit »Lord Robert Andreville«.
    »Das ist seine Schrift.« Giles gab den Zettel an Desdemona weiter. »Also war er letzte Nacht hier.
    Wann wurde das Fehlen der Pferde bemerkt?«
    »Gegen neun Uhr.«
    »Ich werde mich im Haus ein wenig umsehen.
    Wenn er gestern abend erst spät eingetroffen ist, wollte er vielleicht niemanden stören«, erklärte Giles glatt.

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