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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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führen.
    Trotz ihrer Entschlossenheit, sich nicht beeindrucken zu lassen, mußte sich Maxie sehr beherrschen, als sie die marmorgeflieste Halle betrat, die so groß war, daß ein gesamtes Kavallerieregiment darin Platz gefunden hätte.
    Unter der gewölbten Decke schwang sich eine Treppe zwei Stockwerke in die Höhe, und die Statuen, die in Nischen auf kleinen Säulen standen, sahen aus, als wären sie aus griechischen Tempeln gestohlen.
    Maxie war mit herrschaftlichen Häusern nicht vertraut, aber dies hier machte den Eindruck eines Palastes. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn es Carlton House gewesen wäre und der Prince-Regent in einem der oberen Gemächer gezecht hätte. Im Gegensatz zu ihr benahm sich Robin so nonchalant, als gehöre ihm die ganze Pracht. »Ist die Herzogin anwesend?« fragte er den Butler.
    »Ihre Gnaden empfängt nicht«, entgegnete der Mann der nicht so leicht einzuschüchtern war wie sein Untergebener.
    »Das habe ich nicht gefragt«, korrigierte Robin mit leiser, gefährlicher Präzision. »Die Herzogin wird mich empfangen. Sagen Sie ihr, daß Lord Robert hier ist.«
    Der Butler verglich in Sekundenschnelle Tonfall und Wortwahl des Besuchers mit dessen unerfreulichem Äußeren. Dann verbeugte er sich ansatzweise und verschwand.
    Herzogin? Maxie fragte sich, ob sich die ehrwürdige Lady vielleicht als Robins Großmutter herausstellen und er als das zärtlich geliebte schwarze Schaf der Familie. Sie hatte zwar schon zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Bekanntschaft geschlossen, daß Robin durchaus
    hochwohlgeboren war, aber gehörte er tatsächlich den höchsten Kreisen des englischen Adels an?
    Mit einem unangenehmen Gefühl im Magen gestand sie sich ein, daß das durchaus möglich, sogar wahrscheinlich war.
    Fast starr vor Unbehagen vermied sie jeden Blick in Robins Augen und zog sich in dieser fremden und möglicherweise feindseligen Umgebung in sich selbst zurück. Jeden einzelnen Muskel angespannt, streifte sie durch die Halle wie eine Katze, die ein neues Zuhause in Augenschein nimmt. Selbst die anmaßende Haltung ihres Reisegefährten hatte ihnen keine Einladung in den Salon eingebracht.
    Sie hatte gerade die entfernteste Ecke der Halle erreicht, als sie schnelle Schritte auf der Treppe hörte. Sie blickte sich um und sah eine wundervolle blonde Frau die Stufen herabgeeilt kommen. Für Maxie hatte die Frau keinen Blick.
    Statt dessen warf sie sich ungeachtet dessen Aussehens ihrem Besucher entgegen. »Robin, du unmöglicher Mensch! Warum hast du mich nicht rechtzeitig wissen lassen, daß du kommst?«
    Lachend streckte Robin die Arme aus, um sie aufzufangen. »Vorsicht, Maggie! Nimm zumindest Rücksicht auf den künftigen Marquis of Wilton, wenn schon nicht auf dich.«
    »Du bist genauso schrecklich wie Rafe«, erwiderte die Herzogin liebevoll. »Immerhin kann es auch ein Mädchen werden.«
    »Unsinn. Du bist viel zu tüchtig, um nicht schon bei eurem allerersten Versuch den dringend erwünschten Erben zu produzieren.«
    Einen Augenblick lang verharrten beide in ihrer Umarmung mit der Intimität einer herzlichen Beziehung. Die Herzogin war fast so groß wie Robin und hatte die gleichen goldblonden Haare.
    In ihrer Ecke reagierte Maxie so betroffen, daß einen Moment lang alles vor ihren Augen verschwamm. Sie hatte geglaubt, auf alles vorbereitet zu sein, was in diesem Haus auf sie zukam. Aber nicht auf so etwas. Auf das nicht.
    Wie konnte er es wagen, sie ins Haus seiner Geliebten zu bringen? Wie konnte er das nur tun?
    »Ich möchte, daß du jemanden kennenlernst, der etwas ganz Besonderes ist«, sagte Robin und löste sich von der Herzogin.
    Als er nun mit der Herzogin auf sie zukam, empfand Maxie eine Mischung aus Zorn und Verwirrung. Wie verhielt man sich in der Anwesenheit einer Herzogin? Besonders als Frau, die wie ein Mann gekleidet war?
    Die Antwort kam ihr mit dem Beispiel einer großartigen Lady, die sie in Boston gekannt hatte: Eine Bürgerin der amerikanischen Republik verneigte sich vor keinem Sterblichen, nur vor Gott – und das auch nur, wenn ihr der Sinn danach steht. So betrachtet verdiente die Geliebte von Maxies Geliebtem mit Sicherheit keinen Knicks.
    Da Maxie jedoch wie ein Junge gekleidet war, schien ein Ziehen ihres Huts durchaus angebracht zu sein. Sie nahm ihn ab, konnte aber nichts gegen ihren Gesichtsausdruck unternehmen, der wahrscheinlich unangemessen feindselig war.
    Verblüfft blieb die Herzogin stehen, ihre Augen wurden ganz groß. Sie waren graugrün,

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