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Der Spitzenkandidat - Roman

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Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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tot, sage ich immer.“
    „Sie gehen davon aus, dass Herr Stein vergiftet werden sollte?“
    „Daran kann kein Zweifel bestehen. Ihm wurden Biozide mit der Nahrung zugeführt. Eine tückische Sache. Normalerweise hinterlassen sie einen unangenehmen Geschmack. Wenn man sie aber jemandem mit Süßspeisen oder scharf gewürzten Speisen gibt, lässt sich das kaschieren. Womit wir auch gleich noch den Vorsatz bewiesen hätten.“
    „Es muss also jemand aus seinem engsten Umfeld gewesen sein?“
    „Davon ist auszugehen. Vermutlich wäre es nicht einmal aufgefallen. Ein Politiker im Stress, der an Herzversagen stirbt, ist nichts Ungewöhnliches. Jeder Arzt würde davon ausgehen, dass Überforderung und ungesunde Lebensweise zu seinem Tod geführt haben. Stress ist einer der wichtigsten Auslöser für einen Herzinfarkt. Und Stein hatte barbarischen Stress. Ich hab ihn sehr geschätzt, hervorragender Mann.“
    „Dann hätten wir es also mit zwei Tätern zu tun. Einer wollte ihn vergiften, der andere hat ihn erschlagen.“
    Der Gerichtsmediziner nickte. Zorn war mit sich zufrieden.
    „Vielleicht war es auch ein und derselbe. Er hat die Geduld verloren, wollte nicht mehr warten,“ spekulierte er.
    „Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Konnten Sie den Todeszeitpunkt konkretisieren?“
    „Meine Vermutung hat sich bestätigt. Er wurde gegen 22 Uhr erschlagen. Sie müssen nur noch herausfinden, was er um diese Zeit am Wolfsgraben verloren hatte.“
    Verena dachte: Es bleibt dabei, ich mag den Kerl nicht.
    „Behalten Sie das Stichwort Arsen einstweilen für sich“, forderte sie Zorn auf.
    „Sie haben mir gestern mehr als deutlich nahegebracht, dass ich die Presse nicht informieren soll. Ich bin nicht begriffsstutzig, Frau Hauser.“
    „Aber schrecklich empfindlich.“
    „Auch Männer dürfen empfindlich sein. Ich trete nicht an die Presse heran, aber das ist eine schwere Prüfung. Was meinen Sie, was hier seit gestern los ist? Hundert Leute wollen ein Interview mit mir. Fernsehen Niedersachsen, GTV, Deutsches Fernsehen, alle sind hinter mir her.“
    Und du genießt es in vollen Zügen, dachte Verena.
    „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie standhaft bleiben.“
    Er spürte den freundlichen Spott hinter ihren Worten. Wie jeder Choleriker war er zwar schnell an der Decke, aber auch leicht zu besänftigen.
    „Wenn mein Expertenwissen gefragt ist, werde ich mich dem Werben auf Dauer nicht entziehen können. Ich bin Wissenschaftler, es gehört zu meinen Aufgaben, die Öffentlichkeit mit exakten Informationen zu versorgen. Besser ich als die Scharlatane, die bei solchen Gelegenheiten aus ihren Löchern hervorkriechen und dummes Zeug erzählen.“
    „Ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich als Experte zu bestimmten Fragen äußern. Aber Fakten aus dem Mordfall gehören nicht dazu. Ob und wann Informationen zum Mordfall weitergegeben werden, entscheiden wir. Wir allein.“
    Auf der Rückfahrt ins Büro fragte sich Verena, in was für einer Welt sie lebte. Stein war der beliebteste Politiker des Landes gewesen und doch gab es zwei Menschen, die ihm nach dem Leben getrachtet hatten. Noch hatte sie keinen Beweis, aber was den Giftmordanschlag anging, war sie sich ihrer Sache ziemlich sicher.

24
    Radio Niedersachsen, Aktuelles aus der Region
    Wie jeden Mittag um Punkt 13 Uhr begrüßt Sie die Redaktion von „Aktuelles aus der Region“ zu aktuellen Hintergrundberichten. Am Tag eins der Entdeckung der Leiche des Spitzenkandidaten der Bürgerpartei ist die Suche nach dem oder den Tätern das beherrschende Thema. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niedersachsen laufen auf Hochtouren. Wie die Redaktion erfahren konnte, werden zur Stunde großflächig Befragungen von Anwohnern im Umkreis des Tatortes durchgeführt. Der Innenminister äußerte gestern Abend in einem Gespräch mit der Redaktion des Radios Niedersachsen die Vermutung, dass gewalttätige Jugendliche für die Tat verantwortlich sein könnten. Leider habe in letzter Zeit die Gewaltbereitschaft insbesondere der männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund dramatisch zugenommen. Trotz der erheblichen Anstrengungen des Landes, mehr in die Bildung gerade auch dieser Jugendlichen zu investieren, seien Machoallüren in diesen Kreisen noch immer ausgeprägt und erwiesen sich als Integrationshindernis. Ähnlich ließ sich der Landesvorsitzende der Bürgerpartei, Alfred Bitter, ein. Sein Sprecher teilte außerdem mit, dass der Vorsitzende die Führungsgremien der

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