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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sie ihn an, und er erkannte, dass diese Bemerkung sie freute. »Das weiß ich. Ich bin froh.« Langsam und vorsichtig, um ihm nicht noch mehr wehzutun, ließ sie seine Hände los. »Ich glaube nicht, dass du schwer verletzt bist, aber du musst aufpassen, dass du nicht die Stinkkrankheit bekommst.« Damit meinte sie, wie Rabe annahm, vermutlich Wundbrand.
    »Wenn du mir ein wenig Wasser holst, werde ich dir die Wunden waschen.«
    »Dur-zor, was ist los mit dir?«
    »Es könnte sein, dass man mir nicht erlaubt, dir Wasser zu holen«, sagte Dur-zor leise. »Die Dinge haben sich verändert. Sieh dich um.«
    Rabe erinnerte sich daran, dass sich die Taan inmitten einer wilden Schlacht befunden hatten und begriff nun zum ersten Mal, dass der Kampf zu Ende war. Er fragte sich, was geschehen sein mochte. Dag-ruk unterhielt sich mit ihren Kriegern, die sich um sie und den Schamanen R'lt versammelt hatten. Sie schienen sich heftig zu streiten, schrien einander an und gestikulierten wild. Die anderen Taan, die Feinde, kümmerten sich um Verwundete, säuberten ihre Waffen oder stocherten sich in den Zähnen herum. Die Sklaven beobachteten die Taan misstrauisch. Sie hatten begriffen, dass ihr Schicksal auf dem Spiel stand, aber sie wussten nicht, warum oder in welcher Weise. Man hatte die Halbtaan zusammengetrieben, und die feindlichen Taan bewachten sie.
    »Offenbar reden sie mehr, als dass sie kämpfen. Führen die Taan ihre Schlachten immer so?«, fragte Rabe.
    »K'let hat unseren Stamm darum gebeten, sich den Rebellen anzuschließen«, antwortete Dur-zor. »R'lt ist dafür. Dag-ruk neigt ebenfalls in diese Richtung. Einige Krieger sind dagegen, aber wenn Dag-ruk sich endgültig entscheidet, wird das den Ausschlag geben. Sie können sich anschließen oder den Stamm verlassen.«
    Sie erhob sich und blickte auf Rabe nieder. »Ich werde fragen, ob ich dir Wasser bringen darf. Wenn nicht…« Sie schwieg einen Augenblick, dann lächelte sie und richtete sich gerade auf. »Ich war eine Kriegerin«, sagte sie stolz. »Eine gute. Unser Gott wird mit mir zufrieden sein. Er wird meine Seele in seine Armee aufnehmen.«
    »Wovon redest du da?« Rabe stand auf. Er fühlte sich besser und schien jetzt klarer denken zu können, obwohl er immer noch ein seltsames Summen in den Ohren hatte. Der Schmerz war dumpfer geworden, von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen. Er wartete, bis ein solches Stechen vergangen war, dann wiederholte er ihre Worte. »Deine Seele aufnehmen. Was bedeutet das?«
    »Wenn Dag-ruk sich den rebellischen Taan anschließt, werden alle Halbtaan auf Befehl von K'let getötet werden. Wir sind eine Abscheulichkeit. Wir verdienen es nicht zu leben.«
    Rabe starrte sie an. Sie hatte ganz ruhig und sachlich gesprochen, als glaubte sie das selbst. »Wie bitte? Nein! Das ist verrückt!« Er sah sich betäubt um. »Mit wem muss ich reden? K'let? Also gut, dann rede ich mit K'let.« Er streckte seine blutige Hand aus und packte ihr Handgelenk. »Komm mit.«
    Dur-zor starrte ihn entsetzt an, zu erschrocken, um zu reagieren. Als sie begriff, dass er es ernst meinte, versuchte sie, sich seinem Griff zu entziehen.
    »Du bist derjenige, der hier verrückt ist!«, keuchte sie und kämpfte gegen ihn an.
    Er schwieg und zerrte sie hinter sich her. Seine Knie waren weich, er schwankte wie ein Betrunkener nach einem Dreitagebesäufnis. Er war nicht sicher, was ihm den Mut gab, sich dem Vrykyl zu stellen; vielleicht war es die Baumrinde, vielleicht die Tatsache, dass er Dur-zor sein Leben verdankte.
    Nein, dachte er grimmig, ich verdanke ihr mehr als das. Ich verdanke ihr, dass ich nicht den Verstand verloren habe. Ohne sie wäre ich schon längst verrückt geworden, ich hätte das gleiche Ende genommen wie diese arme Frau, die sich im Fluss ertränkt hat.
    K'let hatte ihm den Rücken zugewandt. Er sprach mit einem der Schamanen aus seinem Gefolge. Der Schamane hieß Derl, und er war der älteste Taan überhaupt und einer der am höchsten verehrten. Seine Narben zeigten, dass er viele Kämpfe durchgestanden hatte. Edelsteine von großem Wert waren in seiner Haut eingepflanzt. Er benutzte die Magie der Leere, um sein Leben zu verlängern, obwohl niemand genau wusste, wie er das tat. Er war kein Vrykyl, er war ein lebendiger Taan. Sein Haar war weiß geworden, seine Haut von einem matten Grau. Dies und die Tatsache, dass er sich langsam und entschlossen bewegte, als spare er seine ganze Kraft auf, waren die einzigen Anzeichen dafür, dass er

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