Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
sprachen von jemandem namens Kolost. Nach ihrem respektvollen Ton zu schließen handelte es sich bei diesem Kolost um eine wichtige Persönlichkeit. Wer immer er sein mochte, er befand sich im Kloster und sprach dort mit einem der Mönche. Wolfram konnte allerdings immer noch keine Clanzeichen erkennen, und das verwirrte ihn.
Ein paar Pferde trugen Brandzeichen, andere wiederum nicht. Einige hatten Pferdedecken der gleichen Machart, aber andere nicht. Einige Zwerge trugen rote Perlen an den Enden ihrer Schnurrbärte, andere hatten keinen solchen Zierrat. Seltsam war auch, dass die Zwerge zwar zusammenarbeiteten, einander aber mit betontem Respekt behandelten. Wenn sie nicht gerade gemeinsam eine bestimmte Arbeit erledigten, trennten sie sich und standen in kleineren Gruppen von drei oder vier Männern zusammen.
Plötzlich wusste Wolfram, um was es hier ging, und er verfluchte sich dafür, der größte Dummkopf der Welt zu sein. Das hier waren nicht die hochrangigen Krieger eines einzelnen Clans. Die Gruppe bestand aus hochrangigen Kriegern mehrerer Clans.
Es war vielleicht verzeihlich, dass Wolfram nicht eher zu diesem Schluss gekommen war, weil er noch nie zuvor gesehen hatte, dass so viele Clans unter der Führung eines einzelnen Mannes zusammenkamen. Selbst der Oberste Clanführer, welcher dem Namen nach der Anführer aller war, war für gewöhnlich mit Kriegern seines eigenen Clans unterwegs.
Die Pferdelosen stellten eine Ausnahme von dieser Regel dar, aber ihnen blieb auch nicht viel anderes übrig. Bei den Pferdelosen handelte es sich um Zwerge, die wegen einer Verwundung, aufgrund eines Verstoßes gegen das Gesetz oder durch ein anderes Unheil aus den Clans ausgestoßen worden waren. Sie waren gezwungen zusammenzuhalten, damit sie überleben konnten, und so waren die vier Städte der Pferdelosen entstanden.
Nachdem er all das nun wusste, erkannte Wolfram auch den Stahlclan an den roten Perlen, den Schwertclan an den unverwechselbaren Pferdedecken und den Roten Clan an der gezackten Markierung an den Bäuchen ihrer Pferde. All diese Clans waren in der Vergangenheit bitter verfeindet gewesen. Was hatte ihre hochrangigen Krieger zusammengebracht, dass sie eine gefährliche Reise durch einen halben Kontinent zurücklegten? Und wer war dieser Kolost? Was wollte er ausgerechnet hier am Drachenberg? Was sollte ein Zwerg mit den Mönchen zu tun haben, welche die Geschichte aufzeichneten? Wolframs Neugier war so gewaltig, dass er versucht war, tatsächlich zu diesen Zwergen zu gehen, sich ihnen vorzustellen und herauszufinden, was hier vor sich ging. Aber er kämpfte erfolgreich gegen diese Versuchung an und erinnerte sich daran, dass er ein Gesetzloser war, ein Verbrecher, und dass er Gefahr lief, gedemütigt und in Ketten nach Saumel zurückgezerrt zu werden.
Seine Ausrüstung befand sich jedoch im Gemeinschaftsraum, er hingegen hier draußen, und zwanzig Zwerge standen zwischen ihm und dem Eingang. Er warf einen Blick auf die Wand hinter ihm. Die Fenster standen offen, um die frische Bergluft einzulassen. Er dachte daran hineinzuklettern, dann fiel ihm ein, dass überall im Kloster die riesigen Omarah unterwegs waren, und sie würden einem Zwerg, der einfach durch ein Fenster kletterte, wahrscheinlich nicht mit ausgesuchter Höflichkeit begegnen.
Wolfram hatte keine andere Wahl, als hinter den Bäumen hocken zu bleiben und zu warten, bis die Zwerge sich in ihre Pferdedecken gewickelt hatten und schliefen. Dann würde er sich nach drinnen schleichen, sein Gepäck schnappen und hoffentlich verschwinden können, bevor ihn jemand sah.
Die Nacht senkte sich über die Fichten und über Wolfram. Die Clanzwerge entzündeten das nächtliche Feuer, welches den Zwergen heilig ist. Für gewöhnlich wird einem von ihnen, dem Feuermagus, die Verantwortung dafür übertragen, das Feuer jeden Abend anzuzünden und am nächsten Morgen sorgfältig wieder zu löschen. Die Zwerge vor dem Kloster bereiteten ihre Abendmahlzeit zu und brieten Kaninchen auf Spießen.
Als sie damit fertig waren, wickelten sie sich in ihre Pferdedecken, stellten eine Wache auf und legten sich für die Nacht hin. Wolfram nahm an, dass auch dieser Kolost bald ins Lager zurückkehren würde, denn kein Clanzwerg würde auch nur im Traum daran denken, die Nacht in einem Gebäude zu verbringen, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Der Clanführer tauchte jedoch nicht auf, und schließlich veranlassten der Hunger und die Tatsache, dass ihm vom Hocken
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