Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
K'let.
»Wie die Taan, so sind auch die Leute meines Volkes Krieger. Wie die Taan glauben wir, dass jene, welche im Kampf sterben, im Leben nach dem Tod gesegnet sind und die Gelegenheit haben, in den himmlischen Schlachten mitzukämpfen. Ich habe gehört, was du über die Taan gesagt hast, die massakriert wurden. Ich selbst wollte nicht so sterben, gefangen in den Mauern einer Stadt. Ich möchte nicht durch Magie sterben – nur Feiglinge verstecken sich hinter ihrer Magie und wagen es nicht, einen Mann von Angesicht zu Angesicht zu bekämpfen. Weil ich das verstehe, möchte ich mithelfen, den Tod dieser Taan zu rächen.«
Während Dur-zor diese Worte übersetzte, wurde ihre Stimme kräftiger. Etwas an Rabes Feuer wirkte ansteckend.
»Die Taan benutzen die Halbtaan als Sklaven, wie du bereits festgestellt hast. Sie werden nicht erfreut sein, sie zu verlieren«, meinte K'let.
»Ich glaube, deine Leute haben gerade etwas erfahren, das wichtiger für sie ist, großer K'let, als der Verlust von ein paar Sklaven, die leicht ersetzt werden können«, sagte Rabe.
Derl gab ein Hüsteln von sich, das auch ein leises Lachen sein mochte. Der Schamane murmelte etwas. K'let antwortete ebenfalls im Flüsterton, sodass Rabe nichts verstehen konnte.
»Ich werde gezwungen sein, die Taan für den Verlust ihrer Sklaven zu entschädigen«, knurrte K'let.
»Wenn du deine Sklaven in eine Streitmacht verwandeln kannst, dann hast du deine Schätze gut angelegt«, antwortete Rabe.
Ein Glitzern trat in K'lets Augen. »Wie soll ich wissen, ob ich dir trauen kann? Ich möchte nicht, dass es später heißt, ich hätte den jungen Bahk selbst aufgezogen, der mir den Kopf abgebissen hat.«
»Ich schwöre bei meiner Ehre, Kyl-sarnz. Dein Kampf ist mein Kampf.«
»Den gleichen Schwur hat auch ein anderer Mensch einmal mir gegenüber abgelegt«, sagte K'let leise. »Und er hat mich verraten.«
»Ich werde dich nicht verraten, Kyl-sarnz«, erklärte Rabe stolz. »Darauf hast du mein Wort.«
K'let grunzte, aber er war nicht besonders beeindruckt. Er warf Rabe einen tückischen Blick zu. »Ich mag mich ja irren, R'b, aber im Augenblick ist dein Leben weniger wert als ein Kochtopf mit einem Riss. O ja, ich weiß alles über Dag-ruk und R'lt, ich bin stets gut unterrichtet.«
»Es ist wahr, Kyl-sarnz«, erklärte Rabe, denn es hatte ohnehin keinen Sinn, die ganze Sache abzustreiten.
»Dann werde ich mit dir den gleichen Handel abschließen wie Dagnarus mit mir. Ich gebe dir, was du willst. Ich mache dich zum Nizam deines eigenen Stamms von Halbtaan. Du wirst unter meinem Schutz stehen. Kein Taan soll dir oder den Deinen Schaden zufügen, ohne sich meinen Zorn zuzuziehen. Im Austausch dafür wirst du dein Leben geben, wenn ich es verlange.«
Rabe dachte darüber nach. Dur-zor murmelte einen Einwand, aber er bedeutete ihr zu schweigen.
»Einverstanden, Kyl-sarnz.«
»Also gut«, sagte K'let. »Ich habe ohnehin vor, mit allen zu sprechen, bevor wir aufbrechen. Ich werde die Ankündigung dann machen. Wenn wir heute Abend unser Lager aufschlagen, schlägst du dein eigenes Lager auf, und die Halbtaan werden sich dir anschließen.« Er entließ Rabe mit einer Geste.
Rabe salutierte und ging. Sobald er draußen vor dem Zelt war, holte er tief Luft und befreite seine Lungen vom Gestank der Leere. Er warf Dur-zor einen triumphierenden Blick zu und erwartete, sie ebenso glücklich zu sehen, wie er selbst war. Stattdessen schien sie besorgt und nachdenklich.
»Was stimmt denn jetzt schon wieder nicht?«, wollte er wissen. »Du hast, was du immer wolltest – Freiheit für dich und die Deinen.«
»Ich weiß«, sagte sie und lächelte, so gut sie es mit ihrer gerissenen Lippe konnte. »Und ich bin sehr stolz auf dich, Rabe. Dennoch.« Sie seufzte. »Es wird nicht leicht sein. Es gibt nicht wenige bei meinen Leuten, die es tröstlich finden, Sklave zu sein.«
»Das kann ich nicht glauben«, staunte er. »Du warst ganz anders.«
Dur-zor konnte das nicht erklären, also ließ sie das Thema fallen. Sie rückte näher an ihn heran und schmiegte sich an ihn. »Es gefällt mir nicht, dass du gezwungen warst, dein Leben zu verkaufen.«
»Bah!« Rabe zuckte mit den Schultern. »Ich habe den besseren Teil bekommen. Wie K'let schon sagte, mein Leben ist im Augenblick nichts wert, also habe ich nichts zu verlieren. Außerdem habe ich vor, so wertvoll für K'let zu werden, dass er nicht einmal mehr im Traum daran denkt, seine Schuld einzutreiben. Und ich
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