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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Art behindert waren, und ihm wurde klar, dass Kolost in der Stadt der Pferdelosen ein Pferdeloser war. Er kannte ihre Sprache und ihre Bräuche. Er kannte ihren Schmerz und teilte ihn.
    »Und wenn er auf der Ebene reitet, ist er ein Clanzwerg«, sagte Wolfram beeindruckt. »Er kennt sich auch mit ihnen aus und versteht ihre Sorgen und Nöte. Er kann in beiden Welten leben, ohne eine davon zu beleidigen. Ich glaube, ich habe ihn unterschätzt. Es ist durchaus möglich, dass er die Welt erobern wird.«
    Wie er es sich schon gedacht hatte, betrachtete man Wolfram als komischen Kauz, einen Zwerg, welcher aus freien Stücken darauf verzichtete, bei seinem Volk zu leben, und Fremden den Vorzug gab. Er fand seinen Namen jedoch im Zählungsbuch, obwohl sie dazu viele Seiten zurückblättern mussten. Sein Name stand neben dem seiner Mutter und dem seines Vaters, die nun beide tot waren. Gildas Name stand neben seinem. Er sah die Bemerkung daneben, in seiner eigenen Schrift.
    Verstorben.
    Er wandte sich ab.
    Weil er im Zählungsbuch aufgeführt war, standen ihm alle Bereiche von Saumel offen.
    Obwohl Wolfram bewusst alle Erinnerung an seine Geburtsstadt zwanzig Jahre lang weggeschoben hatte, kannte er sich immer noch aus. Die Stadt war selbstverständlich gewachsen und hatte sich gewandelt, aber der älteste Teil war in den Berg gemeißelt, und der hatte sich nicht verändert.
    Saumel war mit Hilfe von Erdmagie gebaut worden, und zwar von menschlichen Magiern – ein Geschenk einer lange verstorbenen nimoreanischen Königin im Gegenzug für einen lange vergessenen Gefallen, welchen ihr die Zwerge getan hatten. Die alte Stadt sah aus wie eine Wabe mit ihren Häusern und Läden, welche in den Stein gebaut waren. Da die Zahl der Pferdelosen ständig wuchs, hatte auch Saumel größer werden müssen. Die Stadt breitete sich nun über den Boden der Schlucht aus und zog sich an beiden Seiten entlang, schwappte ins Flusstal über und verlief bis zum See.
    Wolfram war im alten Teil der Stadt geboren und aufgewachsen. Die Gesichter, die er sah, als er die vertrauten Straßen entlangging, waren die gleichen, die er gesehen hatte, bevor er die Stadt verlassen hatte. Oder genauer gesagt, war der Ausdruck in diesen Gesichtern der gleiche: ernst, feierlich, freudlos. Freude bedeutete, frei über die Ebenen zu galoppieren – etwas, das diese Zwerge niemals kennen würden. Es war eigentlich erstaunlich, dass nicht mehr Kinder der Pferdelosen ihr Glück auf den Ebenen suchten, wie Kolost es getan hatte. Aber Zwerge hatten einen hoch entwickelten Sinn für Pflicht und Familie. Die meisten kannten und akzeptierten ihr Los im Leben.
    Wie Kolost hatte auch Wolfram gegen sein Los rebelliert. Aber anders als der Clanführer hatte Wolfram seinen Leuten den Rücken zugewandt. Wenn er sich mit Kolost verglich, schämte Wolfram sich.
    Er trabte die Steinstraßen entlang, welche von Generationen von Zwergenstiefeln ausgetreten waren, ließ seine Blicke hierhin und dorthin schweifen und suchte nach vertrauten Anblicken. Er öffnete die Tore und ließ die Erinnerungen durch seinen Geist fluten. Sie waren nicht die bittere Galle, die er befürchtet hatte. Er fühlte sich gewärmt und ein wenig traurig.
    »Es tut mir Leid«, sagte Wolfram mit einem Blick zu Kolost. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du in meinem Haus übernachten willst«, sagte Kolost.
    Wolfram schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich weiß, wo ich die Nacht verbringen muss. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann.«
    Kolost verstand. »Du willst jetzt gleich dorthin gehen?«
    »Ja«, antwortete Wolfram. »Wir haben schon genug Zeit verschwendet.«
    »Ich sehe, dass du den Weg noch kennst«, meinte Kolost, als sie in eine schmale, kaum benutzte Seitenstraße einbogen.
    »Den werde ich wohl kaum jemals vergessen«, sagte Wolfram.

Der Stein der Könige war in einem Zelt im alten Teil der Stadt aufbewahrt worden. Die meisten Wohnhäuser und Läden in diesem Teil von Saumel hatte man wie Höhlen in den Berg gebaut, und sie folgten der natürlichen Form des Felsgesteins, so dass einige Gebäude sich den Berg hinauf und dann wieder nach unten zogen.
    Dunner hatte das Zelt auf einem großen Platz aufgestellt, welchen die menschlichen Erbauer zur Erholung vorgesehen hatten, denn sie wussten nicht, dass den Zwergen – seien es nun Clanzwerge oder Pferdelose – so etwas wie Erholung unbekannt ist. Der Platz war einzigartig, weil keine Wohnhäuser oder Geschäfte an ihn

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